Chronik/Wien

WU-Studierende befürchten eine einseitige Lehre

„Die Uni ist keine One-Man-Show“, steht groß auf dem Plakat, das die Studierenden über den Campus der WU Wien tragen. Und darunter: „Demokratisierung statt Rationalisierung“.

Es herrscht Unmut bei den Studierenden der volkswirtschaftlichen Studiengänge der Hochschule – und das nicht wegen der Novelle des Universitätsgesetzes oder der immer noch coronabedingten Fernlehre. Grund ist eine anstehende Reform im Departement für Volkswirtschaft. Diese sieht vor, dass die Kompetenzen der dem Departement unterstehenden Institute abgebaut und Personalentscheidungen künftig nur mehr von einem vom Departement-Vorstand zusammengesetzten Komitee beschlossen werden.

econburning

Die Studierenden sehen darin einen Abbau demokratischer Strukturen und fürchten, dass die Vielseitigkeit des wirtschaftswissenschaftlichen Diskurses leidet. Unter dem Namen „econburning“ wird derzeit gegen die anstehende Reform protestiert.

„Diese Entscheidung wurde still und heimlich ohne Beteiligung der Studierenden vorangetrieben“, kritisieren die Studierenden in ihrem Positionspapier. Ihre Befürchtungen machen sie an einem konkreten Beispiel fest: So wurde nämlich der Vertrag einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Instituts für Heterodoxe Ökonomie, das dem Departement Volkswirtschaft unterstellt ist, nicht verlängert. Unter heterodoxer Lehre versteht man im wissenschaftlichen Diskurs die kritische Auseinandersetzung mit dem „Mainstream“, darunter fallen beispielsweise auch feministische Ansätze.

Gespräch blieb erfolglos

Rupert Sausgruber, Leiter des VW-Departements und im Fokus der Kritik der Studierenden, fühlt sich missverstanden: „Wir wollen keinesfalls den pluralen Diskurs beschränken. Die Reform ist eine internationale Trendentwicklung, es geht um internationale Qualitätschecks. Wir greifen in keiner Weise in die Freiheit von Forschung und Lehre ein.“

Die Studierenden haben mittlerweile Unterstützung erhalten von anderen Studenten-Organisationen und diversen Professorinnen und Professoren der WU, etwa WU-Lektor und AK-Ökonom Matthias Schnetzer: „Für ihre Vielfalt in Forschung und Lehre ist die WU Wien international bekannt. Sollten die aktuellen Pläne tatsächlich zum Aus des Instituts für Heterodoxe Ökonomie führen, wäre das ein herber Verlust für alle.“

Ein erstes Gespräch zwischen dem Departement und den Studierenden dürfte zu keinem Konsens geführt haben, die Studierenden sind weiterhin gegen die Reform aus: „Wir fordern eine Garantie für mehr Demokratie und Heterodoxie auf institutioneller Ebene statt leerer Versprechen. Wir werden unseren Kampf auf allen universitären Ebenen weiterführen.“