Wiener Prater: Mit 110 km/h in die neue Saison
Von Bernhard Ichner
Die Unternehmer im Wiener Prater sind Optimisten. Anstatt den lockdownbedingt verspäteten Saisonstart am 19. Mai oder die Corona-Sicherheitsauflagen zu beklagen, erfreut man sich an den vielen Besuchern: Wer an einem Mittwochvormittag durch den Vergnügungspark schlendert, der tut das in Gesellschaft Hunderter anderer. Damit die Nachfrage nicht nachlässt, hat man in neue Attraktionen investiert.
So wurde etwa die große mechanische Geisterbahn renoviert und um neue Gespenster bereichert. Adrenalinjunkies können den Prater auf dem „Magischen Rotor“ am Calafatiplatz aus 45 Metern Höhe aus der Kopfstandperspektive betrachten (sofern sie es wagen, bei den Umdrehungen mit 110 km/h die Augen zu öffnen).
Und mit der „Gesengten Sau“ eröffnete die zweitlängste Achterbahn des Praters. Zwar schon voriges Jahr – wegen der Lockdowns ist die spektakuläre Bahn aber noch nicht jedem ein Begriff.
Public Viewing
Auch punkto Gastro gibt es Neuigkeiten. Zum einen ist Kolariks Luftburg nach dem Totalumbau mit 1.200 Sitzplätzen nach eigenen Angaben nunmehr das größte Bio-Restaurant der Welt. Zum anderen hat das „Feuerdorf“ seine Grillhütten erneut im Prater aufgebaut. Man muss allerdings nicht zwingend selbst zur Grillzange greifen – im Restaurantteil werden Dry Aged Beef Burger, Cevapcici und Spareribs kredenzt.
Ins ehemalige Ponykarussell vis-a-vis vom Schweizerhaus zieht mit dieser Saison kulinarisches Leben ein: Sobald Ende Juni, Anfang Juli Tische und Sessel geliefert werden, serviert man im „Wiener Rösthaus“ von 9 bis 14 Uhr Frühstück.
Sport und Kultur haben heuer im Prater ebenfalls Platz unter freiem Himmel. Ersterer während der Fußball-EM in Form eines Public-Viewing-Bereiches mit 450 Sitzplätzen und 200 VIP-Sitzen bei der Remise der Liliputbahn.
Und Letztere auf der Praterbühne, die Entertainer Viktor Gernot bei der Luftburg initiiert hat. Hier treten bis Oktober Größen der heimischen Kabarett- und Musikszene auf.
Einige Attraktionen sollen zudem zu einem späteren Zeitpunkt dazukommen. Etwa das Escape-the-Room-Spiel „Brainstormy“, das sich auf 210 Quadratmetern und zwei Ebenen erstrecken wird. Dessen Eröffnung sei nach hinten verlegt worden, weil es während einer Pandemie „nicht so leiwand ist, mit anderen Leuten in einen kleinen Raum gesperrt zu werden“, sagt der Präsident des Wiener Praterverbandes, Stefan Sittler-Koidl.
Ein Lebenstraum
Sittler-Koidl selbst plant auch ein neues Fahrgeschäft. Und zwar den „Wiener Looping“ – die größte und spektakulärste Achterbahn Österreichs, die sich über mehrere Praterparzellen sowie über die öffentliche Fläche erstrecken soll. Er erfülle sich mit dem Projekt einen Lebenstraum, sagt der Unternehmer zum KURIER.
In Abhängigkeit von den Genehmigungen könne frühestens im September mit dem Bau der Anlage begonnen werden. Der Praterbetrieb werde durch das Großprojekt nicht gestört. Mit der Eröffnung der Mega-Achterbahn rechnet Sittler-Koidl Anfang 2022.
Getestet, geimpft, genesen
Das Vergnügen soll durch Corona jedenfalls nicht gestört werden. Wie berichtet, gilt im Prater neben der FFP2-Maskenpflicht in Warteschlangen, Innenräumen und in der Gastronomie (außer am Tisch) die 3-G-Regel. Um Zutritt zu Fahrgeschäften und Lokalen zu erhalten, müssen die Besucher einen negativen Test, einen Impfpass oder den Nachweis einer überstandenen Covid-Erkrankung vorweisen – also getestet, geimpft oder genesen sein.
Doch auch wer ohne Beweis für eine „geringe epidemiologische Gefahr“ in den Prater komme, werde nicht nach Hause geschickt, erklärt Sittler-Koidl. Auf dem Riesenradplatz, auf dem Wurstelplatz und in der Admiral-Arena gibt es Teststationen, die gegen Vorlage der eCard kostenlose Antigen-Schnelltests anbieten.