Chronik/Wien

Ludwig tritt aus Häupls Schatten

Als Michael Ludwig an diesem Sonntagmorgen in einer Schule in seinem Heimatbezirk Floridsdorf seine Stimme abgab, stapelte er noch einmal tief. „Mein Wahlziel sind die 39,6 Prozent, die Michael Häupl 2015 erreicht hat“.

Dabei zeigten alle Umfragen seit Wochen, dass der SPÖ-Bürgermeister bei seinem ersten Antreten wohl locker die 40-Prozent-Hürde überspringen wird. Und so kam es auch: Am Ende dieses Wahlabends stand die SPÖ bei rund 42,1 Prozent.

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Zwar weit weg von der absoluten Mehrheit, mit der zuletzt  spekuliert worden war, aber doch ein beachtliches Abschneiden für die Premiere.  Musste Ludwig  doch in die Fußstapfen von Langzeit-Bürgermeister Michael Häupl treten, der gegen Ende seiner Amtszeit beinahe schon Kultstatus erreicht hatte.

Keine leichte Aufgabe für den zunächst als eher farblos geltenden Ex-Wohnbaustadtrat aus Floridsdorf. Wohl auch deshalb setzte er sein persönliches Wahlziel extrem tief an.

Dass es noch schlechter geht, zeigten aber die Umfragewerte der Wiener Roten in den letzten Monaten der Ära Häupl, als sich die SPÖ in lähmende Grabenkämpfe um dessen Nachfolge verstrickte und auf 32 Prozent zurückfiel.

Eine Talsohle, aus der Ludwig seine Genossen in den Monaten nach seiner Amtsübernahme 2018 bald wieder herausführen konnte. Mit einer Politik, die Signale an den rechten wie den linken Parteiflügel gleichermaßen aussendete. 

Das hieß etwa: Alkoholverbote an neuralgischen Punkten der Stadt wie dem Bahnhof Praterstern, aber gleichzeitig ein klares Nein zu den Türkis-Blau geplanten Kürzungen bei der Mindestsicherung. Wobei die Regierung Kurz bis in die Corona-Krise und den Wahlkampf hinein ein willkommenes Feindbild abgab, um die Genossen  zu mobilisieren.

Denn ein solches auf unmittelbarer Wiener Ebene fehlte der SPÖ in diesem Wahlkampf. Die FPÖ, 2015 noch ernsthafter Konkurrent im Rennen um Platz eins, war diesmal versunken in inneren Zerwürfnissen.

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Stetig nach oben

Die Umfragewerte der SPÖ und auch die Beliebtheitswerte Ludwigs stiegen jedenfalls im Laufe dieses Wahlkampfs stetig an. Letzteres wohl auch aufgrund der personellen Schwäche des Mitbewerbs, allen voran ein in diesem Wahlkampf sehr lustlos wirkender Gernot Blümel und eine Birgit Hebein, die mit ihren unkoordinierten Alleingängen im Verkehrsbereich eine dankbare Zielscheibe abgab. Ganz zu schweigen vom gespaltenen dritten Lager rund um Dominik Nepp und Heinz-Christian Strache.

Wovon Ludwig  wohl auch profitierte: Seit dem Ende der unbeliebten und abgenutzten rot-schwarzen Koalition wurden die Landeshauptleute durchwegs bei Wahlen gestärkt. Siehe Burgenland, siehe Kärnten, wo die roten Landeskaiser entgegen dem Bundestrend zuletzt stark zulegten.

Corona-Wahl 

Und auch die massiv gestiegenen Corona-Infektionszahlen in Wien und offensichtliche Pannen im Krisenmanagement (etwa die ewigen Wartezeiten auf Tests) konnten  die rote Wahlkampf-Maschinerie nicht (oder nicht mehr) aus der Bahn werfen. „Da war vieles an Wahlkampf und Theater dabei. Die Realität sieht anders aus, wie ich in den vielen Gesprächen mit den Menschen in der Stadt gemerkt habe“, sagt SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, der zuletzt massiv in die Kritik geraten war.

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Stark in großen Bezirken

Auffällig sind die Detailergebnisse der SPÖ in den einzelnen Bezirken. Besonders stark konnte sie in den großen Flächenbezirken zulegen.  Etwa in Floridsdorf, dem Heimatbezirk Ludwigs. Hier verbuchte die SPÖ ein Plus von 7 Prozentpunkten und rangiert damit wieder auf Platz eins.

Bei der Gemeinderatswahl 2015 lag hier noch die FPÖ vorne. Auch Simmering wurde von der SPÖ umgedreht. Ein beträchtliches Minus von 3,4 Prozentpunkten fuhr die SPÖ hingegen in der Inneren Stadt ein.

Reaktionen aus der Partei: 

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