Chronik/Wien

Wer Szekeres als Ärztekammerchef ablösen könnte

Zwei Mal ist es Thomas Szekeres gelungen, als deutlich abgeschlagener Zweiter bei der Wiener Kammerwahl eine bunte Koalition zu schmieden, um dennoch Präsident der Wiener Ärzte zu werden. Auf diese Weise schaffte er es 2017 sogar zum Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer.

Diesmal ging es sich nicht mehr aus: Szekeres ist demnächst beide Funktionen los. Nach der Wiener Wahl am 19. März schaffte es Wahlsieger Johannes Steinhart von der ÖVP-nahen „Vereinigung“, einige der bisherigen Szekeres-Verbündeten (darunter die Grünen) auf seine Seite zu ziehen und seinerseits eine Koalition aus sieben Fraktionen zu bilden.

Mit 46 von 90 Mandaten verfügt sie rein rechnerisch über eine denkbar knappe Mehrheit. Weil man aber davon ausgeht, dass die sechs Mandatare der Impfgegner-Fraktion MFG definitiv nicht Szekeres unterstützen, sollte sie dennoch relativ stabil sein.

„Wir wollen einen Modernisierungsschub in der Kammer einleiten“, sagt Steinhart in einer ersten Stellungnahme gegenüber dem KURIER. Das zeige sich auch an der großen Zahl jüngerer Kollegen, die nun Funktionen übernehmen sollen. Zugeständnisse in Sachen Transparenz wird er seinen kleineren Verbündeten machen müssen. So sorgte im Wahlkampf der Kauf einer Luxus-Immobilie in der Wiener Innenstadt um 327,5 Millionen Euro für Wirbel.

Urologe

Steinhart war zuletzt Vizepräsident der Wiener und der Bundesärztekammer. In beiden Gremien leitete er die Kurie der Niedergelassenen Ärzte. Der 67-Jährige betreibt eine Urologie-Ordination in Simmering. Bis 2015 war er ärztlicher Leiter des Krankenhauses Göttlicher Heiland in Hernals.

Offiziell wird Steinhart am 3. Mai in der Vollversammlung der Wiener Ärztekammer gewählt.

Danach könnte er Szekeres auch als Präsident der Österreichischen Ärztekammer beerben. Dieses Amt kann nur von einem der neun Landeschefs bekleidet werden. Zwar stehen die heurigen Kammerwahlen in einigen Bundesländern noch an, doch jetzt schon geben Kammer-Kenner Steinhart durchaus gute Chancen.

Dies aus mehreren Gründen: Die Standesvertreter aus den kleinen Bundesländern Burgenland, Vorarlberg und Kärnten haben zu geringe Bedeutung. Die Präsidenten anderer Länder verfügen nicht über vergleichbar große Erfahrung auf Bundesebene wie Steinhart. Insidern zufolge wäre ein Zweikampf zwischen ihm und den oö. Kammerchef Peter Niedermoser denkbar. Die Entscheidung auf Bundesebene fällt am 24. Juni. Steinhart selbst gibt sich derzeit noch bedeckt.

Szekeres zeigt sich gegenüber dem KURIER überrascht, dass sein Rivale so kurz nach der Wahl schon eine Koalition bilden konnte. „Jetzt werde ich mehr Zeit haben – und hoffentlich nicht mehr derart angefeindet sein“, sagt der AKH-Mediziner. Aufgrund seines Eintretens für die Corona-Impfung sei er zuletzt massiven Angriffen von Impfgegnern aus den Reihen der MFG und der FPÖ ausgesetzt gewesen.