Student im Rollstuhl sucht Ideen für barrierefreien Uni-Haupteingang
Nur eine Hintertür reicht nicht mehr. Das Thema Barrierefreiheit sei ohnehin viel zu lange versteckt worden. Jetzt will Philipp Muerling – der aufgrund einer Genmutation seit über zehn Jahren im Rollstuhl sitzt – über den Haupteingang in das Gebäude der Akademie für bildende Künste. Und lanciert dafür einen Wettbewerb, in dem er den besten Vorschlag für einen barrierefreien Eingang sucht.
Ein steiler Weg
Es ist nicht die erste Aktion, die der Kunststudent in dieser Angelegenheit tätigt. In einer Performance im Jahr 2022 hievte sich Muerling aus seinem Rollstuhl und zog sich die 14 steilen Stufen am Haupteingang der Akademie hoch.
Der Protest zeigte Erfolge: Die Uni beauftragte eine Studie, die zum Schluss kam, dass ein Lift im Inneren des Gebäudes „die nachhaltigste Lösung“ sei. Auch mit dem Denkmalschutz sei das zu vereinbaren. Gespräche zur Finanzierung würden laufen, teilte die Uni vergangenen Herbst mit.
Seitdem aber hat sich nichts mehr getan. Es werde weiter an Modellen gearbeitet, wie die mittleren sechsstelligen Projektkosten finanziert werden könnten, heißt es von der Uni. „Es hat sich jedoch herausgestellt, dass die Varianten aufgrund der hohen Kosten derzeit nicht umsetzbar sind.“ Die Gespräche würden weiterlaufen.
Alle Interessierten dürfen teilnehmen
Philipp Muerling ist das zu wenig. Er ruft deshalb einen eigenen Wettbewerb aus, um Ideen für einen barrierefreien Haupteingang zu sammeln. Das Motto: „Wie kann der Haupteingang barrierefrei sein, ohne eine falsche Aufmerksamkeit zu schaffen, die Besucherinnen und Besucher stigmatisiert?“ Ab sofort können alle Interessierten ihre Projekte via Instagram einreichen. Eine Jury werde dann entscheiden, welches Projekt am geeignetsten sei. „Mit unseren Ideen zwingen wir die Akademie zu einer Lösung“, sagt Muerling.
Hilfe für die Umsetzung des Wettbewerbs hat sich der Kunststudent beim Verein IG Architektur geholt. Der Architekt Alexander Diem wird für Fragen rund um die architektonischen und baulichen Maßnahmen zur Verfügung stehen, wie er erklärt. Gemeinsam suche man nach einer „baukulturellen, künstlerischen Vision“, die für Inklusion steht. Dass der Denkmalschutz Probleme machen könnte, glaubt Diem derzeit nicht.
Crowdfunding
Wann genau der Wettbewerb zu Ende sein wird, ist noch unklar. „Beim Tag der offenen Tür der Akademie im Jänner wollen wir das Siegerprojekt aber präsentieren“, sagt Muerling. Anschließend soll es ein Crowdfunding geben, um das Projekt auch finanzieren zu können.
Ob es dann – wenn die Finanzierung wirklich geregelt sein sollte – auch tatsächlich zu einer Umsetzung kommen könnte, bleibt aber offen. Von der Kunstuni heißt es dazu: „Den von Philipp Muerling in Aussicht gestellten Preis des Wettbewerbs können wir nicht zusichern.“
Uni begrüßt den Wettbewerb
Dennoch begrüße man den Wettbewerb. „Die künstlerische Maßnahme ist in hohem Maße dafür geeignet, Aufmerksamkeit für die Problemstellung zu generieren.“ Das stimme die Uni optimistisch, dass Inklusion und Barrierefreiheit verstärkt in der Öffentlichkeit diskutiert und öfter als bisher erfüllt werde.