Chronik/Wien

Rot-Pink will hoch hinaus: Immer wieder Stadtseilbahn

Die Geschichte der Wiener Stadtseilbahn ist eine lange. Oder eine wiederkehrende, je nach Interpretation. Amtlich ist nur: Neu ist die Idee, die Rot und Pink im Koalitionsabkommen verschriftlicht haben, nicht.

In ihrem 209 Seiten starken Koalitionspakt sprechen sich SPÖ und Neos dafür aus, eine Stadtseilbahn in Wien zu errichten. Und zwar als „Ergänzung zum öffentlichen Verkehr“. Verlaufen soll diese Seilbahn zwischen Hütteldorf und Ottakring.

Damit soll das Otto-Wagner-Areal, auf dem 2025 die Central European University (CEU) ihren Betrieb aufnehmen wird, an die U-Bahn und S-Bahn in Ottakring angebunden werden. „Eine solche Seilbahn ist nicht nur ein wichtiger Zusatz zur Verkehrsanbindung, sondern auch für Touristen ein zusätzlicher Anreiz, Wien zu besuchen“, heißt es wörtlich.

Auch von einer zweiten Variante ist die Rede: Entlang der Südost-Tangente könnte vom Hauptbahnhof über das Arsenal eine Seilbahn zum künftigen Busterminal führen. Ob das überhaupt durchführbar ist, will man mittels Machbarkeitsstudie überprüfen.

Während Variante zwei gänzlich neu ist, ist die Route von Hütteldorf nach Ottakring eine altbekannte. Die Neos hatten sie schon 2017 gefordert – mit den gleichen Argumenten.

Damals wollte man das Otto-Wagner-Areal, für das noch kein finales Nachnutzungskonzept vorlag, attraktivieren. Die Seilbahn würde nicht nur die notwendige Öffi-Anbindung bringen, sondern auch Touristen locken.

2012, 2017, 2020

Die Idee, in Wien eine Seilbahn zu bauen, kommt verlässlich alle paar Jahre.

Erstmals aufs Tapet brachte sie die Wiener Wirtschaftskammer 2012 – für den Kahlenberg. Eine Machbarkeitsstudie folgte, gebaut wurde nichts. Fünf Jahre später der nächste Versuch.

Diesmal rückte man mit Gondeln der Firma Doppelmayr an. Pro Stunde und Richtung sollten 1.000 Personen in 64 Gondeln in 19 Minuten von der U6-Station Neue Donau in Floridsdorf entlang des nördlichen Donauufers und zum Kahlenberg gebracht werden könne (oder umgekehrt).

Im diesjährigen Wahlkampf griff dann die ÖVP das Thema auf: der Handelskai solle und via Seilbahn mit der Donauinsel und Floridsdorf verbunden werden.

Grundsätzlich werden Seilbahnen als Verkehrsanbindung dort gebaut, wo es topografisch notwendig ist. Wenn also zum Beispiel ein Berg so steil ist, dass kein Bus und keine Straßenbahn hinauffahren könnte.

Das wäre also in Wien eher nicht der Fall. Ein Seilbahnbau rein zur Freizeitgestaltung wäre die Ausnahme.

Zumindest wettertechnisch dürfte aber nichts dagegen sprechen. Wien ist zwar eine windige Stadt (mit im Schnitt 56 Tagen pro Jahr, an denen der Wind mit mehr als 60 km/h pfeift), aber auf den Bergen weht schließlich auch der Wind.

Einst – es ist schon viele Jahre her – gab es in Wien übrigens tatsächlich eine Seilbahn. 1964, als Wien Austragungsort der Internationalen Gartenschau war, wurden in der Donaustadt 2 Millionen Stauden, 1,5 Millionen Blumen, 500.000 Sträucher und 40.000 Nadelbäume gepflanzt.

Per Sessellift konnten die Wienerinnen und Wiener das Blumenmeer überfliegen.

Aus dem begrünten Areal in der Donaustadt wurde der Donaupark. Bis in die 1980er-Jahre lief der Sessellift, dann wurde er eingestellt.