Krawalle: Vorerst keine weiteren Demos in Favoriten angekündigt
Wenigstens für die nahe Zukunft scheint Wien-Favoriten Aufregung erspart zu bleiben. „Bis dato wurden für die kommenden Tage keine weiteren Demonstrationen angemeldet“, berichtete die Landespolizeidirektion Wien am Sonntag.
In der vergangenen Woche gab es vier Demos im Bezirk. Sie sorgten auch bundespolitisch für Aufsehen, da zwei Migrantengruppen aufeinanderprallten: Kurden, die mit Demos türkische Repression aufzeigen wollten, standen türkischstämmigen Gegendemonstranten gegenüber. Insofern brisant, weil sich unter diese Gruppe Anhänger der rechtsextremen „Grauen Wölfe“ gemischt hatten. Es gab Krawalle und Verletzte, die Polizei rückte mit Hunderten Beamten aus.
Keine Gegendemo
Die Demonstration am Samstag verlief jedoch zum Glück weniger ausufernd als zuvor, wohl auch wegen des teilweise verhängten Platzverbotes. Während Freitagabend die Veranstaltung linker kurdischer Gruppen von den Rechtsextremen gestört wurde, kam es am Samstagabend laut Polizei zu keinen besonderen Zwischenfällen.
„Der Marsch und die Schlusskundgebung konnten ohne sonstige polizeilich relevante Vorfälle abgehalten werden“, betonte Polizeisprecher Patrick Maierhofer. Denn diesmal gab es keine Gegendemonstranten und somit auch keine Zwischenfälle mit Personen, die den in Österreich verbotenen „Wolfsgruß“ zeigten.
Insgesamt zählte die Polizei bis zum Ende der Veranstaltung gegen 21 Uhr rund 1.500 Teilnehmer an der Demonstration. Es flogen zwar vereinzelt auch wieder Silvesterkracher, aber diesmal gab es dadurch keine Verletzten: Freitagabend erlitten fünf Polizisten Tinnitus, weil ein Böller direkt neben ihnen detonierte.
Politisch waren die Vorfälle im 10. Bezirk aber die Initialzündung für weitreichende Konsequenzen. Bundeskanzler Sebastian Kurz kündigte an, dass der Botschafter der Türkei zu einem Gespräch in das Außenministerium zitiert werde. „Wir werden es nicht zulassen, dass Konflikte von der Türkei nach Österreich hineingetragen und auf unseren Straßen gewaltsam ausgetragen werden“, begründete der ÖVP-Chef. „Es ist wichtig, hier eine Politik der Nulltoleranz auszuüben.“ Zudem werde die Polizei an „neuralgischen Punkten“ Präsenz zeigen nicht nur in Wien, sondern auch in anderen Städten.
Abseits der Demo kam es allerdings zu einem Zwischenfall: Ein Journalist wurde auf dem Heimweg von der pro-kurdischen Demo von mehreren türkischstämmigen Jugendlichen angegriffen, er soll niedergeschlagen worden sein. Polizeisprecher Maierhofer bestätigte den Übergriff am Sonntag, der Reporter soll Prellungen erlitten haben. Ob es bei den Verdächtigen um „Graue Wölfe“ handelte, war vorerst unklar.