Chronik/Wien

Grüne Pläne: Autos raus aus der Josefstädter Straße?

Zuerst traf es die Gumpendorfer Straße. Dann die Landstraßer Hauptstraße. Und jetzt ist die Josefstädter Straße an der Reihe. Die Grünen im 8. Bezirk haben die wichtige Verbindung vom Gürtel zur Zweierlinie zu ihrem „Leuchtturmprojekt“ für die nahende Bezirksvertretungswahl auserkoren.

Bei dieser haben die Grünen die Chance, die ÖVP zu entmachten. Deshalb buhlen sie nun um Aufmerksamkeit. Mit einem Projekt, das ihnen jedenfalls eines garantiert: die Aufregung aller anderen.

Ihr Plan: Sie wollen (wie ihre Mitstreiter in Mariahilf und Landstraße) eine weitere Begegnungszone für ihren Bezirk – und zwar in der Josefstädter Straße.

Das ist aber noch nicht alles: Im Grätzel soll eine ganze Grünspange entstehen.

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Aber erst zur Begegnungszone. Diese soll von der Lange Gasse (die seit 2018 eine Begegnungszone ist) bis zum Palais Strozzi reichen, wie Martin Fabisch im Gespräch mit dem KURIER sagt. Er ist aktuell grüner Bezirksrat – und der Spitzenkandidat für die Bezirksvertretungswahl.

Weniger Durchzugsverkehr

Auf der Josefstädter Straße seien täglich bis zu 10.000 Autos unterwegs, sagt Fabisch. 90 Prozent davon seien Durchzugsverkehr. Der solle reduziert und an die Bezirksgrenzen gelenkt werden.

„Auf der Josefstädter Straße, wo viele Geschäfte sind, brauchen wir Platz zum Flanieren. Davon würden die Kaufleute profitieren.“

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Die Wiener Linien dürften damit wohl keine Freude haben: Denn in der Josefstädter Straße fährt die Straßenbahnlinie 2. Eine Begegnungszone mit einer Bim gibt es Wien noch nicht – wegen Sicherheitsbedenken.

Eingleisiger Teil für 2er

Um diese zu zerstreuen, will Fabisch den 2er vor dem Theater in der Josefstadt (wo die Straße sehr eng ist) in beide Richtungen künftig nur über ein Gleis führen.

In der Praxis bedeutet das, dass die entgegenkommende Bim mitunter warten müsste. „Es geht um 100 Meter. Das ist technisch keine Herausforderung“, so Fabisch. Für ihn ist in dem Bereich sogar eine Fußgängerzone denkbar.

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Zusätzlich geplant: eine helle, durchgängige Pflasterung, eine Sprühnebeldusche, begrünte Fassaden, Beete und zehn bis 15 Bäume. All das braucht Platz: 15 Parkplätze müssten daher aufgelassen werden.

Autofreie Pfeil-Piazza

Auch in der parallel verlaufenden Pfeilgasse soll es den Parkplätzen an den Kragen gehen: Im Bereich vor dem Studentenheim befinden sich 47 Stellplätze – viele davon in der Nebenfahrbahn.

Die Grünen wollen dort aber eine Piazza – also einen autofreien Platz – bauen. Das würde bedeuten, dass die Pfeilgasse ab der Nummer 8 zur Sackgasse wird. Der gesamte Bereich bis zur Strozzigasse könnte dann gepflastert und mit 24 Bäumen, Beeten sowie einem Wasserspiel versehen werden.

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„Gelingt es uns auch, das Palais Strozzi zu öffnen, hätten wir eine Grünspange“, sagt Fabisch.

Zur Erklärung: In dem Palais ist das Institut für Höhere Studien untergebracht, auf dem Gelände befinden sich zwei Gärten. Seit Jahren fordert der Bezirk, dass diese öffentlich zugänglich werden – bisher ohne konkreten Erfolg.

„Das alles geht nicht von heute auf morgen. Aber wir wollen unsere Vision zeigen“, sagt Fabisch. Die könnte aber noch an zwei Dingen scheitern.

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Erstens, am Geld: Alleine die Begegnungszone würde laut Fabisch drei Millionen Euro kosten. Ohne Zuschüsse aus dem Rathaus kann der Bezirk das nicht stemmen.

Kopf-an-Kopf-Rennen

Die zweite Hürde ist die Wahl im Oktober. Diese muss Fabisch nämlich erst einmal gewinnen, um seine „Vision“ umsetzen zu können.

Das ist nicht unrealistisch: Vor wenigen Wochen vereinten sich die beiden einst verfeindeten grünen Listen im Bezirk wieder. Wären sie bei der Wahl 2015 zusammen angetreten, hätten sie anstelle der ÖVP den 1. Platz belegt.

Das dürfte die türkise Bezirkschefin Veronica Mickel-Göttfert nervös machen. Sie preschte zuletzt in der Presse mit dem Plan vor, die Florianigasse zur Begegnungszone machen zu wollen: ein klares Angebot für Grün-Affine.