Ein Gläschen in Ehren: Der Wiener Wein wird bio
Von Katharina Zach
Der Spritzwein gilt als das inoffizielle Nationalgetränk der Wiener. Und nicht erst, seit Altbürgermeister Michael Häupls seine Vorliebe dafür zur Schau stellte. Jetzt soll der städtische Wein auch bio werden.
Ab Lesebeginn im Herbst wird das Weingut Cobenzl die Produktion komplett umstellen. Bereits seit 2015 wird der Wein naturnah produziert, seit zehn Jahren auf biologische Schädlingsbekämpfung gesetzt. Die Umstellung sei nun der letzte Schritt, wie die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) erklärt.
Bis der Wein als "bio" vermarktet werden darf, wird es aber rund drei Jahre dauern. Für das Weingut bedeutet das nun eine komplette Änderung des Pflanzenschutzes im Weingarten, wie Betriebsleiter Thomas Podsednik erklärt. So dürfen etwa keine Mittel verwendet werden, die in die Pflanze eindringen, sondern nur solche, die auf der Rebe bleiben.
Das bedeutet auch mehr Arbeit. Denn jeder Regenguss wäscht das Schutzmittel ab, die Mitarbeiter müssen es danach neu aufbringen. Insgesamt acht fixe Mitarbeiter arbeiten am Weingut, dazu kommen zehn bis 15 Saisonarbeitskräfte.
Zudem darf kein Kunstdünger verwendet werden. Das ist der Grund, warum die Umstellung mehrere Jahre dauert, denn auch der Boden muss sich umstellen. Für den notwendigen Stickstoffanteil sorgt bei Bio-Betrieben kein Dünger.
Dafür werden - auch schon am Weingut Cobenzl - Klee und Luzerne verwendet. Gedüngt wird mit Biokompost. Grundsätzlich hat der Betrieb in Sachen nachhaltiger und biologischer Bewirtschaftung bereits die notwendige Vorarbeit geleistet.
"Schön einen Wein der Stadt Wien zu haben"
Für Stadträtin Sima geht mit der Umstellung auf bio ein „Herzensanliegen“ in Erfüllung, wie sie sagt. Denn die Wiener Landwirtschaft setzt bereits seit den 80er Jahren auf Bio-Qualität. "Bio ist nicht nur ein Trend, sondern auch die Linie, die die Stadt fährt", erklärt sie.
Der stadteigene Landwirtschaftsbetrieb zählt mit 1.700 Hektar zu den größten Bio-Betrieben Österreichs. Produziert werden vorwiegend Bio-Erdäpfel. "Wir waren da wirklich Pioniere".
Dass die Stadt überhaupt einen Landwirtschaftsbetrieb und ein Weingut führt, habe laut Sima damit zu tun, dass die Politik so die Probleme und Anforderungen der Branche besser verstehen und gegebenenfalls Maßnahmen setzen könne. Damit sei man immer "gut gefahren."
Insgesamt liegt der Bio-Flächenanteil in der Stadt bei 27 Prozent, beim Bio-Weinbau bei 30 Prozent. Bei der Umstellung war Sima - die angibt, am liebsten Gemischten Satz und Gelben Muskateller zu trinken- wichtig, dass die Qualität des Weins erhalten bleibt.
Ingesamt umfassen die Weingärten des Weinguts Cobenzl 60 Hektar, 18 davon im 19. Bezirk, 32 am Bisamberg. Heuer hat Betriebsleiter Podsenik erstmals 2.500 Rebpflanzen der pilzwiderstandsfähigen Sorte "Blütenmuskateller" auf der Ried Wagenspaer in Grinzing gesetzt.
Verkosten kann man den Wein der neuen Rebsorte dann in drei Jahren - bio-zertifiziert.