Chronik/Welt

Wenn Affen im Amazonasgebiet „Dialekt“ lernen

Dunkelbrauens oder schwarzes Fell, rötlich-gelbe Vorder- und Hinterpfoten, 20 bis 28 Zentimeter lang, ein halbes Kilogramm schwer: Wenn der Rothand-Tamarin (Bild) auf einen Zweifarben-Tamarin trifft, dann passt er seine Laute an die des Kollegen aus der Familie der Krallenaffen an – und auch umgekehrt. Sie nähern gleichermaßen ihre „Dialekte“ aneinander an. Zu diesem erstaunlichen Ergebnis kommt eine Studie der britischen Anglia Ruskin University, aus der die britische Tageszeitung The Guardian zitiert.

Die Forscher begaben sich für ihr Experiment tief in den Amazonas-Dschungel, in dem die Primaten heimisch sind. Dort untersuchten sie das Verhalten von 15 Gruppen dieser beiden Arten, die natürlich nicht unterschiedliche „Sprachen“ haben und keine neuen „Worte“ lernen können, aber doch ein Repertoire an Lauten und Rufen haben. Mit diesen signalisieren sie zum Beispiel Gefahr oder Paarungswerben.

„Wettstreit“ verhindern

Das Team unter Dr. Jacub Dunn nahm sich drei Siedlungsgebiete der Affen vor: Eines, in dem nur Rothand-Tamarine lebten, eines, wo ausschließlich Zweifarben-Tamarine anzutreffen waren, und eines, in dem beide Arten aufeinandertrafen.

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Und die Wissenschafter stellten fest, dass sich vor allem die Rothand-Äffchen auffallend stark an den „Dialekt“ beziehungsweise Akzent der zweifärbigen, sehr verwandten Art anpassten – umgekehrt war das zwar ebenso, doch bei Weitem nicht in dem Ausmaß, was in einer weiteren Studie untersucht werden soll.

Als Ursache dieses Phänomens vermutet Jacub Dunn Folgendes: „In dem sozusagen geteilten Territorium würden so enge Artgenossen, die dieselben Essgewohnheiten haben sowie dieselben Lebensbedingungen benötigen, rasch in einen fatalen Wettstreit geraten. Sie brauchen daher Rufe, die von allen verstanden werden, sodass etwaige territoriale Streitereien geregelt werden können.“ Sie sprächen zwar dasselbe „Idiom“, doch sei die Anpassung an den Akzent des jeweils anderen wichtig.

Schroffer oder tonaler

Die Autoren der Studie fanden heraus, dass die Primaten die Laute länger zogen als gewöhnlich oder höher oder mit einer anderen Frequenz. Oder auch schroffer oder tonaler. Aber im Endeffekt würden sie immer ihr ureigenstes „Wort“ sagen – aber eben eingefärbt in den anderen Slang.

Wobei sich – wie erwähnt – der Rothand-Tamarin deutlich kommunikativer zeigte als die zweifärbigen Verwandten, die es, von der Natur hübsch gezeichnet, offenbar nicht so notwendig finden, sich zu bemühen.