Chronik/Welt

Bei Passagieren beliebter A380 wird reiner Frachtflieger

Der A380 ist nicht nur der größte Passagierjet aller Zeiten, sondern bei Passagieren auch äußerst beliebt. Er ist leise, im Inneren fühlte es sich fast so an, wie in einem Zeppelin zu fliegen. Dazu kommt in einigen Versionen eine Art Empfangshalle, die schon beim Einsteigen den Eindruck erweckt: Das ist ein ganz besonderer Flieger.

Doch der A380 steht vor dem Aus, die letzte Maschine soll im kommenden Jahr hergestellt werden. Viele große Fluglinien (wie Lufthansa, Air France oder British Airways) mustern diesen "Superjumbo" bereits früher aus als geplant, denn das Flugzeug hat zu viele Nachteile für den Passagierflug. Diese haben sich durch die Corona-Krise sogar noch weiter verschärft. Denn der A380 verbraucht nicht nur (wegen der vier gigantischen Triebwerke) enorm viel Sprit, sondern ist so groß, dass er nur schwer mit Reisenden gefüllt werden kann. Es gilt als wahrscheinlich, dass sehr viele Maschinen nach der Krise nie wieder abheben werden.

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Die Fluggäste bevorzugen es, flexibler mit den Abflugzeiten zu sein, dies ist mit zwei kleineren Maschinen leichter zu machen. Doch mitten in der Corona-Krise werden so manche Schwächen plötzlich zu Stärken. Denn die zwei Stockwerke im Flugzeug machen den Jet zu einem idealen Transporter für medizinisches Material. Malaysia Airlines flog Anfang Mai mit einer ihrer A380 von Kuala Lumpur nach London und zurück – ganz ohne Passagiere, dafür mit 26 Tonnen Fracht an Bord. Dies war der erste reine Transportflug mit dem riesigen Flugzeug.

Hoher Bedarf

Doch das ist erst der Auftakt, die Lufthansa baut derzeit einige ihrer Maschinen ebenfalls um. Und vieles deutet darauf hin, dass dieser Trend weitergeht. 40 Fluglinien sollen sich bereits bei Lufthansa erkundigt haben, ob man umgebaute A380 erwerben könne (Zum Vergleich: als Passagierjets sind sie nur bei 17 Airlines im Einsatz). Der Bedarf an großen Transportmaschinen ist hoch, zuletzt wurde die ukrainische Antonov An-225 mehrfach in Europa eingesetzt, früher eine Seltenheit.

Statt bis zu 600 Passagieren wird der A380 künftig also leichte Fracht transportieren. Zuletzt gab es auch andere Ideen, in den Arabischen Emiraten wagten findige Geschäftsleute Versuche, diese Flugzeuge zu reinen Privatjets für reiche Scheichs umzubauen. Doch von diesem Projekt hörte man wenig, angeblich wurde nur ein solches Flugzeug jemals verkauft.

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