Schwere Vorwürfe: Das ist Straches ehemaliger Bodyguard
Ein Personenschützer von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache steht unter dem Verdacht, falsche Abrechnungen gelegt zu haben (also Untreue). Am Montag Abend gab es deshalb eine Hausdurchsuchung der SOKO Ibiza bei ihm. Und der 49-Jährige, der dabei festgenommen wurde, könnte nun auch in den Mittelpunkt gleich mehrerer FPÖ-Affären rücken – vom Ibiza-Video bis zur angeblichen Weitergabe von Parteiinternas zu Straches üppigen Spesenkonto.
Doch wer ist der Bodyguard von Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache?
Ex-WEGA-Polizist
Bereits in 2000er-Jahren kam Oliver R., ein WEGA-Polizist, in das Umfeld der FPÖ. Er wurde zu einem von drei Sicherheitsbeamten von Heinz-Christian Strache. "Er war bei jeder abendlichen Tour von Strache dabei und „immer loyal, überloyal sogar“, sagt ein FPÖ-Insider zum KURIER.
Dass der 49-Jährige nun die vermeintlich falschen Spesenabrechnungen Straches an die Medien gespielt haben soll oder gar mit der Causa Ibiza in Verbindung stehen soll (wie manche Medien behaupten), das wollen FPÖ-Mitglieder in Wien nicht ganz glauben. Aber: „Geredet hat er immer, der Oliver.“ Er hätte außerdem viele Möglichkeiten gehabt, um kompromittierende Videos anzufertigen und hätte nicht eine Falle auf einer spanischen Insel stellen müssen, soll er selbst gesagt haben.
2011 wird R. offiziell "Sicherheitsreferent" von Klubobmann Strache und in Medien als "FPÖ-Sicherheitsbeauftragter" bezeichnet - etwa als es einen Vorfall mit Schülerinnen und Strache bei einem Heurigen kommentierte. Mehrere Securitys hätten damals die jungen Frauen aus dem Lokal "entfernt" und als "Nüttchen" bezeichnet.
Kontakt zu Drahtzieher von Ibiza-Video
Irgendwann um 2015/2016 dürfte es aber zu einer Art Zerwürfnis mit Strache gekommen sein. R. erkrankt schwer und als er rekonvaleszent zurückkehrt, hat er seinen Job bei Strache verloren. Plötzlich steht er nicht mehr in dessen Gunst, er ist nur mehr teilweise einsatzfähig. Auch wird er offenbar nicht mehr so bezahlt wie früher.
In einem Wiener Innenstadt-Lokal trifft er offenbar immer wieder auf den Anwalt M., der als einer der Drahtzieher des Ibiza-Videos gilt. So berichten es viele Zeugen dem KURIER. Manche sprechen gar von einer "engen Freundschaft" der beiden. R. und M. sollen sogar im Jahr 2015 geplant haben, in Bosnien eine Firma zu gründen. Ob dieses Projekt weiterverfolgt wurde, ist derzeit unklar. Dem Vernehmen nach soll Strache nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos auch seinen Ex-Bodyguard R. in Verdacht gehabt haben, womöglich in die Causa involviert gewesen zu sein.
Jedenfalls soll der Personenschützer sehr gesprächig gewesen sein, berichten manche. R. kennt jedenfalls Straches Privatleben und Gewohnheiten wie kaum ein anderer. Zum späteren Vizekanzler gehört teilweise ein ausschweifendes Partyleben, Discotouren (wie schon unter Jörg Haider) gelten als Werbetour, um junge Wähler zu begeistern
"R. kennt jedes Detail aus Straches Leben“, heißt es gegenüber dem KURIER aus der FPÖ. „Als Strache ihn hat fallen lassen, hat ihn Anwalt M. wohl auf die Idee gebracht, sein Wissen zu Geld zu machen.“ (Belege dafür gibt es allerdings keine, Anm.)
110 Vorzugsstimmen bei Nationalratswahl
2017 taucht R. jedenfalls auf der Nationalratsliste der FPÖ auf. Im Regionalwahlkreis 9F, Wien Nord-West, erreicht er 110 Vorzugsstimmen - das ist Platz vier hinter Petra Steger, Dagmar Belakowitsch und Michael Eischer. Aktuell ist der karenzierte Polizist Bezirksrat in Ottakring, wie etwa auch Isolde Seidl, die Sprecherin von Ex-Innenminister Herbert Kickl.
Am Dienstag um 12:55 Uhr ließ die FPÖ via OTS-Aussendung aber plötzlich wissen: "Der Vorstand der Wiener FPÖ beschloss heute einstimmig den Parteiausschluss des Ex-Personenschützers von Heinz-Christian Strache." Wenige Minuten später war er bereits von der Internetseite der FPÖ Ottakring gelöscht.
Laut FPÖ-Insidern soll Oliver R. einem gehobenen Lebensstandard frönen. So dürfte er einen Porsche und einen Audi fahren, wird erzählt. Und er soll auch Wert auf Luxusuhren bekannter Marken und Kleidung der eher gehobenen Preisklasse legen. „Der mutmaßlich aufwendige Lebensstil des ehemaligen Sicherheitsmanns fiel manchen Beobachtern auf“, sagt ein weiterer Partei-Insider. Seit November 2016 ist R. Co-Geschäftsführer einer Wiener Sicherheitsfirma, die rund 40 Mitarbeiter beschäftigt.
Weder Strache noch sein Anwalt Johann Pauer sind zur Affäre um den Ex-Personenschützer zu Stellungnahmen bereit. „Ich habe bisher noch keine Akteneinsicht gehabt und kann daher zu dem Fall nichts sagen“, sagt Anwalt Johann Pauer zum KURIER.
Das sagt Norbert Hofer zur Causa
Hofer sieht „einen Anschlag auf die Demokratie“ und „seit mindestens fünf Jahren ein kriminelles Netzwerk, dass das Ziel hat, die FPÖ zu schädigen. Man kann sogar sagen: Zu Vernichten.“ Dieses (nicht näher definierte) Netzwerk habe Strachen Bodyguard angestiftet, Material zu sammeln. Er postete dazu ein Video auf Facebook: