Chronik/Österreich

Orkantief Ylenia: Hunderte Feuerwehreinsätze, zahlreiche Sturmschäden

Der Frühlingssturm hat Österreich fest im Griff. Das Orkantief Ylenia fegt mit Böen mit über 160 km/h über Österreich hinweg und bringt fragwürdige Temperaturrekorde mit. Feuerwehren sind in fast ganz Österreich im Dauereinsatz. 

Temperatur-"Rekorde" purzeln bereits

Die 20-Grad-Marke wurde bereits am frühen Vormittag überschritten: Laut der Unwetterwarnzentrale zuerst in Eisenstadt, dann in Berndorf, Wiener Neustadt und Mattersburg. In Deutschlandsberg in der Südsteiermark ist die Quecksilbersäule zwischenzeitlich auf 21,9 Grad geklettert. Der absolute Rekord wurde aber in Graz-Strassgang mit 22,1 Grad geknackt. "Normale" Höchstwerte wären derzeit Temperaturen um die 6 Grad im östlichen Flachland. Der Klimawandel lässt grüßen.

Mittlerweile wurden am Feuerkogel bei Gmunden schon 167 km/h gemessen. Hier die bisherigen stürmischsten Plätze und die aktuellen Temperatur-Rekorde in Österreich: 

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Behinderungen im Zugverkehr

Ylenia sorgte zwischenzeitlich auch für Behinderungen im öffentlichen Verkehr. Wie die ÖBB mitteilte, war zwischen Salzburg Hauptbahnhof und München kein Zugverkehr möglich. Fernzüge wurden umgeleitet. Mittlerweile ist die Bahn jedoch wieder auf Schiene.

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Im Mühlviertel in Oberösterreich wurde wegen der Witterung der Zugverkehr zwischen Rottenegg und Aigen-Schlägl eingestellt. Wegen Unwetterschäden fuhr zwischen Summerau und Freistadt zu Mittag kein Zug mehr. Auch zwischen Wels und Grünau waren keine Bahnfahrten möglich.

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Zur Zeit sind außerdem in Niederösterreich die Strecken zwischen Allentsteig und Gmünd wegen Unwetterschäden unterbrochen sowie zwischen Laubach Mühle und Mariazell in der Steiermark. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet.

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Skigebiet in Niederösterreich macht zu

Sturm in Verbindung mit hohen Temperaturen: Gift für das Naturschnee-Schigebiet Unterberg im Bezirk Wiener Neustadt. Das derzeit nur am Wochenende geöffnete Skigebiet muss heute schon den Betrieb am kommenden Wochenende wegen "dauerhafter Plusgrade und starken Sturmböen" aussetzen. Und gibt auch eine Warnung für Wanderer und Tourengeher raus: "Vorsicht wegen herabfallender Äste oder gar umknickender Bäume."

Wind fegte Lkw um

Aber auch im restlichen Niederösterreich hat "Ylenia" für Probleme gesorgt. An rund 220 Einsätzen waren bis zum Nachmittag 2.200 Mitglieder von 190 Feuerwehren beteiligt, teilte Franz Resperger vom Landeskommando mit. Vom starken Wind betroffen waren alle Landesteile.

Bereits am Vormittag ist auf der Südautobahn (A2) im Bereich der Anschlussstelle Industriezentrum NÖ-Süd ein Lkw umgekippt. Alle vier Spuren waren nach Angaben der Asfinag blockiert. Die Richtungsfahrbahn Graz wurde vorübergehend gesperrt, Rückstau baute sich rasch auf.

 

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Auf der Südautobahn waren die Helfer nach dem Lkw-Unfall mit einem Kranwagen an Ort und Stelle. Der Lenker blieb unverletzt. Aufgrund der Sperre der A2 bildete sich kilometerlanger Stau.

Feuerwehren im Dauereinsatz

Aber auch die Feuerwehren waren aufgrund des Sturmtiefs im Dauereinsatz. Die Feuerwehr des Bezirks Amstetten wurde alleine am Vormittag zu 60 Einsätzen alarmiert. Zumeist mussten umgestürzte Bäume beseitigt werden. In Haag mussten die örtlichen Feuerwehren gleich 14 Einsätze abarbeiten. Unter anderem drohten Teile einer Tankstelle auf die Straße zu stürzen und die Plane eines Lkw musste gesichert werden.

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Auch über den Raum Baden fegte das Sturmtief "Ylenia" hinweg. Bei Schönau a. d. Triesting wurde ein Sattelzug regelrecht von der Fahrbahn der B17 gedrückt. Die Bergung des Kfz erfolgte laut Bezirksfeuerwehrkommando mithilfe von zwei Seilwinden. Zu einem Sicherungseinsatz rückten die Helfer in Traiskirchen aus, nachdem sich Metallelemente vom Dach eines Wohngebäudes gelöst hatten.

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Laut NÖ-Feuerwehrsprecher Franz Resperger waren Feuerwehren in fast allen niederösterreichischen Bezirken gefordert. Die Helfer seien "in Alarmbereitschaft, da wir noch bis in die Abendstunden mit kräftigen Sturmböen rechnen".

Sandsturm in Hollabrunn

In Hollabrunn hat "Ylenia" sogar einen Sandsturm verursacht. Der Sand sei entweder von den Schottergruben, oder von den Feldern, die derzeit noch keinen Bewuchs haben, aufgestiegen, so ein Meteorologe vom Wetterdienst UBIMET. Das geschehe aber durchwegs häufig, wenn es länger keinen ergiebigen Niederschlag gibt. Der Sand werde dann einige hundert Meter in die Luft geschleudert. So dicht wie die Sandstürme, die man aus dem Mittleren Osten kennt, seien die Sandstürme hierzulande aber nicht, so der Meteorologe.

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In Raabs a. d. Thaya (Bezirk Waidhofen a. d. Thaya) stürzte ein Baum auf das Dach des Restaurants eines Hotelbetriebes. Gäste waren wegen einer vorübergehenden Schließung aufgrund von Umbauarbeiten nicht an Ort und Stelle, berichtete das Bezirkskommando. Es gab keine Verletzten. Ebenfalls von Bäumen getroffen wurde ein Wohnhaus in Gastern im selben Bezirk sowie ein Garagendach in Raabs a. d. Thaya.

Nördliches Salzburg besonders betroffen

Auch im Bundesland Salzburg hat "Ylenia" für einige Schäden und zahlreiche Feuerwehreinsätze gesorgt. Betroffen war vor allem der Flachgau, die Stadt Salzburg und der Tennengau. 13 Feuerwehren mussten ausrücken, um vor allem umgestürzte Bäume zu beseitigen. Im Gegensatz zu NÖ und Wien verlief der Vormittag in Salzburg noch ruhiger. Am Nachmittag sei mehr zu tun gewesen, so Landesfeuerwehrkommandant Günter Trinker.

Gegen Mittag hatte etwa eine Windböe im Schlosspark von Hellbrunn in der Stadt Salzburg einen Baum umgeworfen. Vorsorglich ließ die Stadt den Schlosspark, die Hellbrunner Allee, alle städtische Friedhöfe und die Stadtberge für Besucherinnen und Besucher sperren.

In Tirol stürzten am Nachmittag mehrere Bäume auf ein Wohnhaus in Stumm (Bezirk Schwaz). Dabei wurde die Stromleitung sowie das Hausdach beschädigt. Einsatzkräfte mussten aus Sicherheitsgründen einen Wanderweg sperren sowie einen angrenzenden Baum fällen.

20.000 Haushalte ohne Strom in Oberösterreich

In OÖ hat der Sturm hingegen zu Stromausfällen geführt. Verteilt über das Bundesland waren zwischen 15.000 und 20.000 Haushalte vorübergehend ohne Strom, teilte ein Sprecher von Netz OÖ mit. Umgestürzte Bäume oder abgeknickte Äste auf Freileitungen hatten zu den Stromausfällen geführt. 197 Wehren mit 2.700 Männern und Frauen sind hier zu 470 Einsätzen ausgerückt.

Unter anderem mussten Personen, aufgrund des Stromausfalls, aus stecken gebliebenen Auzügen befreit werden. In Sierning (Bezirk Steyr-Land) wurde außerdem ein Kleinlaster von einer Sturmböe erfasst und auf das Dach geschleudert. Der verletzte Fahrer wurde aus dem eingeklemmten Fahrzeug geborgen. In Ohlsdorf (Bezirk Gmunden) landete ein Lkw im Straßengraben, gab das Landesfeuerwehrkommando einen Zwischenstand. In Wels-Neustadt drohte eine Werbetafel einer Tankstelle umzustürzen.

Hauptsächlich seien die Einsatzkräfte aber damit beschäftigt gewesen, von herbabgefallenen Ästen oder umgestürzten Bäumen blockierte Straßen wieder befahrbar zu machen.

Wiener Eistraum schmilzt

In Wien war zu Mittag kurzzeitig die Altmannsdorfer Straße gesperrt, dort muss die Feuerwehr wegen des Sturms Holzpfosten auf einem Dach sichern. Drei Einsatzfahrzeugen waren vor Ort. Insgesamt sind bis zum Vormittag die großen Schäden in Wien ausgeblieben, es gab Einsätze wegen loser Dachziegel und gefährdeter Bäume. Allerdings musste keine erhöhte Einsatzbereitschaft ausgerufen werden.

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Die hohen Temperaturen setzen auch dem Wiener Eistraum zu. Der Eislaufplatz vor dem Wiener Rathaus wurde heute gesperrt. Mit aktuell 15 Grad in der Wiener Innenstadt ist die Außentemperatur auch für die Kühlmatten unter der Eisfläche nicht mehr zu stemmen. 

Wetterpatenschaften sind der Renner

Ylenia macht Österreich landesweit also zu schaffen. Zu verdanken ist der klingende Name dieses Tiefs – eine Abwandlung von Helena – übrigens einer gewissen Ylenia Ohm: Diese hat bei der Freien Universität Berlin eine Patenschaft für das bevorstehende Tief übernommen.

„Das ist eine zusätzliche Einnahmequelle für die Universität und bei Firmen und Privatpersonen sehr beliebt“, so Konstantin Brandes von Ubimet. Sämtliche Wetterpatenschaften für 2022 sind bereits vergeben, es gibt eine lange Warteliste. Wer einem Tief seinen Namen verpassen möchte, muss 240 Euro zahlen, ein Hoch kostet aktuell 360 Euro.

„Dank der Namen bleiben die Stürme auch länger in Erinnerung“, weiß Brandes. Heuer werden alle Tiefs auf weibliche Namen getauft, alle Hochs sind männlich. 2023 ist es umgekehrt – ganz im Sinne der Gleichberechtigung.

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