Chronik/Österreich

Salzburgs Bürgermeister stellt Tierheim die „Rute ins Fenster“

Einigkeit besteht nur über den Kern des Problems. Es sind zu viele schwer vermittelbare Hunde im Salzburger Tierheim in der Nähe des Flughafens untergebracht. Nicht nur über die Gründe dafür gibt es nun in der Stadtpolitik Diskussionen. Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) hat den Druck auf den betreibenden Verein seit dem Sommer jedenfalls sukzessive erhöht.

Die jährliche Förderung soll um 20.000 Euro auf 100.000 Euro gekürzt werden, außerdem will er die Zusammenarbeit mit dem Verein womöglich ganz beenden. Gemeinsam mit dem Land will Preuner an einem neuen Standort ein neues Tierheim errichten und selbst betreiben. Die Pläne dafür sind aber noch nicht sehr weit gediehen. Bisher ist nur ein Grundstück fixiert, Details wie Kosten und Zeitplan sind noch offen.

Der Druck auf den „Tierschutzverein für Stadt und Land Salzburg“ bleibt jedenfalls aufrecht. „Die Rute steht nach wie vor im Fenster“, sagt Preuner zum KURIER. Er will vorerst die Förderung weg von einem Pauschalbetrag auf einzelne, vom Verein übernommene Problemhunde umstellen.

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Kritik an Vergabepraxis

Diese Hunde sind der Kern des Problems. „Nach Abnahmen wissen wir oft nicht mehr, wohin mit den Tieren“, sagt Preuner. Bei abgenommenen Hunden handelt es sich oft um aggressive Tiere. Im Tierschutzverein sind die Plätze fast immer voll belegt. In einem Amtsbericht des Magistrats, der dem KURIER vorliegt, heißt es zu einer Überprüfung im September 2020, dass 15 von 20 Hunden zum damaligen Zeitpunkt aggressiv und schwer vermittelbar waren.

Im Amtsbericht heißt es allerdings auch: „Die Vergabepraxis des Tierschutzvereins ist unbefriedigend.“ Der Vereinsvorstand weist diesen Vorwurf in Medienberichten zurück. Preuner sagt dagegen, der Verein müsse „endlich die Vergabepraxis ändern“.

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Mehrheit unsicher

Ob der Bürgermeister für seine Umstrukturierungspläne eine Mehrheit im Gemeinderat findet, ist allerdings offen. Die SPÖ reagiert schon einmal ablehnend. „Es muss eine Lösung am bestehenden Standort geben. Die Subvention des Tierheims jetzt um 20.000 Euro zu kürzen, weil aggressive und nicht vertrauenswürdige Hunde nicht vermittelt werden, ist grotesk“, sagt Klubchefin Andrea Brandner. Auch die Neos sind skeptisch.

„Ich kann mir nicht vorstellen, was sich an dem Problem ändern soll, wenn wir ein neues Tierheim bauen“, sagt Lukas Rößlhuber, Chef der Neos in der Stadt. Die Förderkürzung setzte Preuner am Montag jedenfalls von der Tagesordnung des Stadtsenats.

Er will eine Überprüfung des Vereins durch das Kontrollamt abwarten. Der Bürgermeister stellt politische Motive in Abrede. „Da steckt keine Böswilligkeit dahinter, aber wir müssen eine Lösung finden“, sagt Preuner.