Chronik/Österreich

Hercules-Maschine kaputt: Rettung von Österreichern aus Israel verzögerte sich

Die Hercules-Maschine des Bundesheeres, die heute um 10.30 Uhr von Hörsching in Oberösterreich (Bezirk Linz-Land) aus Richtung Tel Aviv starten sollte, bleibt am Boden. Für wie lange, ist ungewiss. Heute dürfte es aber nicht mehr "Ready for take off" heißen.

"Wir können nicht sagen, wo der Fehler liegt. Das ist, wie wenn man auf die Diagnose des ÖAMTC wartet und das tun wir gerade", sagte Bundesheer-Sprecher Michael Bauer im KURIER-Gespräch. Auf die Frage, ob man nicht einfach einen Zivilflieger chartern könne, antwortet Bauer: „Die Aufgabe, Österreicher aus Krisengebieten zu retten, obliegt dem Außenministerium. Das Bundesheer führt diesen Flug im Auftrag des Außenministeriums aus.“

Der Plan B sieht nun vor, dass Charterflüge die Österreicher in ihre Heimat bringen sollen. "Es wurde zur raschen Evakuierung ausreisewilliger Österreicherinnen und Österreicher eine Ausreisemöglichkeit von Tel Aviv nach Larnaka organisiert", gab das Außenministerium via Aussendung am Mittwochabend bekannt.

Für Mittwoch wurde schließlich eine Maschine organisiert, die gegen 22 Uhr in Larnaca (Zypern) landen sollte. Laut  Angaben des Außenministeriums wurden 83 Österreicher und 15 Personen aus anderen Ländern außer Landes geflogen. Am Flughafen in Larnaka steht ein Krisenteam aus Mitarbeitern der Österreichischen Botschaft Nikosia und Angehörigen des österreichischen Bundesheers bereit, um die Österreicher zu unterstützen. Auch für Notunterkünfte auf Zypern ist gesorgt, gab das Außenministerium bekannt. 

Für den morgigen Donnerstag organisiere man zudem gemeinsam mit der Austrian Airlines einen Charterflug für die Weiterreise von Zypern nach Wien. Ein weiterer Evakuierungsflug aus Tel Aviv sei für morgen in Vorbereitung.

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Rauch im Passagierraum

Ob auch die Hercules-Maschine morgen starten wird, ist noch nicht klar. Fest steht,  dass die Maschine heute um 10.30 Uhr starten hätte sollen. Doch plötzlich kam es zu einer Rauchentwicklung im Passagierraum. Anwesende schildern die Situation als "heftig".

Es kam offenbar zu einem Brand und einer massiven Rauchentwicklung. "Alle Passagiere wurden ärztlich untersucht. Es geht allen gut. Es gab keine Rauchgasvergiftungen", erklärt Bauer. Das Prozedere sei eine Sicherheitsvorkehrung des Heeres gewesen.

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Das Bundesheer meldet sich rund drei Stunden nach dem eigentlich geplanten Abflug in einer offiziellen Stellungnahme zu Wort: "Aufgrund eines nichtvorhersehbaren technischen Defektes kann die Hercules C-130 derzeit nicht zu den Evakuierungsflügen starten. Die Techniker der C-130 Staffel arbeiten mit Hochdruck an der Behebung des Problems. Es wird gerade mit Hochdruck an einer Alternative gearbeitet. Seitens des Verteidigungsministeriums bereiten militärische Krisenunterstützungsteams derzeit Vorort alle weiteren Evakuierungswege vor. Entsprechende Informationen werden separat an die Betroffenen übermittelt."

  • Das Bundesheer verfügt über 3 C-130 Hercules
  • Vor 20 Jahren landeten die ersten Hercules in Österreich
  • Zum Zeitpunkt der Anschaffung waren sie bereits 36 Jahre alt
  • Bis 2030 sollen die Maschinen durch neue ersetzt werden
  • 92 Passagiere oder 64 Fallschirmspringer oder 74 Tragbahren + 2 Sanitäter können transportiert werden

 

Der Grund, warum keine Ersatzmaschine nach Tel Aviv starten kann, ist simpel: Das Bundesheer verfügt nur über 3 Hercules - eine befindet sich derzeit in Wartung, die andere im Auslandseinsatz. Die Vorgehensweise, die Österreicher "nur" nach Zypern zu fliegen und nicht direkt in die Heimat, sei üblich, heißt es seitens des Bundesheeres. Immerhin könnten so mehr Menschen, schneller aus dem Krisengebiet gebracht werden, als wenn man jedes einzelne Mal nach Wien fliegen müsse. 

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Nachdem wegen der Kriegslage zahlreiche Fluglinien ihre Flüge in Israel bis auf weiteres eingestellt haben, hatte die Bundesregierung am Montag beschlossen, mehrere Evakuierungsflüge mit dem Bundesheer durchzuführen. Andere Länder wie Polen, Ungarn oder Rumänien hatten ihren Staatsangehörigen bereits zuvor Sonderausreisemöglichkeiten angeboten und ihre Bürger abgeholt und auch bis in die Heimat gebracht. Dass das nicht auch für die Österreicher ermöglicht wurde, läge aber nicht am Bundesheer - man müsse immer auf einen Einsatzbefehl des Außenministeriums warten und der sei eben erst am Montag erfolgt. 

Der Bundesheer-Sprecher, Michael Bauer, kritisierte auf Twitter auch den Zustand der Maschine: Die C-130 des Bundesheer wurde 1966 gebaut und wird seit 2003 vom Bundesheer betrieben. Der technische Zustand und dass das System am Ende der Nutzungsdauer ist, ist seit Jahren bekannt. Verteidigungsminister Klaudia Tanner hat am 20. September 2023 die Nachfolge entschieden.

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Auch die Verteidigungsministerin äußerte sich dazu:“ Klar ist, wir lassen niemanden im Stich. Dieser Vorfall zeigt nun umso mehr, dass der Aufbau des österreichischen Bundesheeres notwendig und längst überfällig ist. Die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte holen uns an Tagen wie heute ein."

Die Maschine sollte laut dem Sprecher des Bundesheeres eigentlich um 10.30 Uhr von Linz aus nach Zypern starten und von dort auch dann einen Pendelverkehr vornehmen. Mit an Bord sind das Jagdkommando und Heerespsychologen.

Betroffene warten in Israel

Einer, der seine Hoffnungen auf den Hercules-Flug gesetzt hat, ist der Wiener Markus Ponweiser. Er wartet laut APA aktuell in der nordisraelischen Stadt Hafenstadt Haifa auf den Rückholflug des Bundesheeres. „Ich weiß nicht, wann der Flug geht. Sobald ich darüber informiert werde, setze ich mich in den Zug nach Tel Aviv“, sagte Ponweiser, der eigentlich diese Woche ein Masterstudium in Haifa beginnen wollte, noch vor der Panne.

Der 31-Jährige ist einer von laut Außenministerium mehr als 200 reiseregistrierten Österreichern in Israel und feierte am 29. September noch seinen Abschied in Wien vor dem Antritt eines Studiums in der drittgrößten Stadt Israels. „Diese Woche hätte die Orientierungswoche für alle ausländischen Studentinnen und Studenten begonnen, aber die wurde jetzt natürlich verschoben“, sagt Ponweiser.

Jetzt wisse er noch nicht, wie es weitergeht. „Ich habe mir bereits Flüge von Paphos nach Wien angesehen oder werde ansonsten ein paar Tage in Zypern bleiben“, sagt der Wiener. 

Obwohl es auch in der Hafenstadt am Mittwoch erstmals einen Raketenalarm gab, wolle er dort abwarten, bis Österreich einen Evakuierungsflug aufstelle. „Privat einen Flug zu bekommen, ist derzeit ohnehin so gut wie unmöglich.“ Von dem Flug um 20 Uhr nach Larnaka wisse er noch nichts. Auch die dortige Botschaft offenbar noch nicht. "Ich habe dort angerufen und wollte mich erkundigen, aber die konnten mir nichts zu diesem Evakuierungsflug sagen", so der Wiener.

Für ihn ändere sich dadurch aber nichts, er werde abwarten. "Uns wurde gesagt, wir dürfen die Häuser nicht verlassen."