Nächste Generation der Tiroler ÖVP bringt sich in Stellung
Von Christian Willim
Mario Gerber und Cornelia Hagele kostet die Frage nur einen Lacher: Nämlich jene, wie sehr es bei den aktuellen Grabenkämpfen in der Volkspartei bereits um die Zeit geht, wenn sich dereinst ÖVP-Chef Anton Mattle aus der Politik zurückzieht.
„Wir haben einen Landeshauptmann, der einen super Job macht“, sagt der ÖVP-Wirtschaftslandesrat und versichert pflichtschuldig, dass er „zu hundert Prozent“ hinter dem 60-Jährigen stehe. „Die Zukunft kommt natürlich, aber wir leben in der Gegenwart“, erklärt die ÖVP-Gesundheitslandesrätin.
Duell um die Spitze
Die beiden, Wirtschaftsbündler wie Mattle, haben am Montag in ein Lokal in der Innsbrucker Altstadt geladen, um Position in der gerade aktuellen Machtfrage zu beziehen. Wie berichtet, hat eine Woche zuvor die erst kürzlich zur Wirtschaftskammerpräsidentin gekürte Barbara Thaler (ÖVP) ihren Hut in den Ring geworfen und ihre Kandidatur um die Führung der Teilorganisation erklärt.
Der von Gerber im Herbst herausgeforderte amtierende Wirtschaftsbundobmann Franz Hörl hat zugunsten der in wenigen Wochen 42-Jährigen zurückgezogen und forciert sie nun. Der Wirtschaftslandesrat lässt nichts Schlechtes über seine Konkurrentin kommen und sieht sie und sich als Teil einer „jungen, innovativen Generation“.
Barbara Thaler: Erste Frau an der Spitze der Tiroler Wirtschaftskammer
Dass „mit dem Ende der Ära Günther Platter neue Menschen in Schlüsselpositionen kommen“ sei zudem ganz normal, so der gerade 43 Jahre alt gewordene Gerber, der mit Hagele (49) und Thaler derzeit die mächtigsten Positionen in der neuen VP-Generation der Nach-Platter-Ära innehat. Sie dürften wohl die schwarze Zukunft prägen.
Vierter im Bunde
Ob dabei auch ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky eine Rolle spielen wird, entscheidet sich in drei Monaten bei den Innsbrucker Gemeinderatswahlen, bei denen der 35-Jährige das Bürgermeisteramt erobern möchte.
Staatssekretär Tursky: "Meine politische Zukunft liegt in Innsbruck"
Sein Unterstützerkomitee präsentierte am Montag parallel zur Pressekonferenz von Gerber und Hagele in einem nahen Altstadtcafé erste Proponenten für den ehemaligen Büro-Leiter von Platter. Der hat zwar ein Bündnis mit der einstigen ÖVP-Abspaltung Für Innsbruck (FI) geschmiedet, das von 1994 bis 2018 den bzw. die Bürgermeister(in) stellte.
Mit dem abtrünnigen Johannes Anzengruber, der mit eigener Liste (JA) antritt und inzwischen auf Betreiben seiner alten Partei als Vize-Bürgermeister abgewählt wurde, hat er jedoch auch Konkurrenz aus dem eigenen Stall.
Innsbruck: Vize-Bürgermeister Anzengruber aus dem Amt gewählt
Dass das Bürgermeisteramt ein Sprungbrett für Höheres sein kann, hat FI-Gründer Herwig van Staa bewiesen, der vom Stadtchef zum Landeshauptmann (2002 bis 2008) aufgestiegen war. Nach einer Wahlniederlage musste er an Günther Platter (2008 bis 2022) übergeben.
Lust auf mehr
Nach dessen Rückzug musste Mattle bei den Landtagswahlen in die Bresche springen und die erwartbare Niederlage einfahren. Als Übergangskandidat präsentiert er sich aber nicht, hat vielmehr Spaß an seiner neuen Rolle gewonnen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der ehemalige Langzeit-Bürgermeister von Galtür noch eine weitere Amtszeit anstrebt.
Im Wirtschaftsbund fallen die Würfel am 5. Februar. Thaler wirbt dafür, die Funktionen an der Spitze von Wirtschaftskammer und -bund wieder in einer Person – ihrer – zusammenzuführen. So war es, bevor Hörl 2006 in einer Kampfabstimmung zum Obmann gekürt wurde.
Die Wirtschaftskammer soll als Interessenvertretung unparteiisch sein, findet hingegen Gerber. Er weiß neben Hagele, WB-Obfrau von Innsbruck-Land, noch sieben weitere Bezirksobleute hinter sich und auf seiner Liste.
Die Verjüngung der Teilorganisation ist aber jedenfalls gesichert. Beim Bauernbund und dem AAB – hier wurde der 32-jährige Landtagsabgeordnete Dominik Mainusch im Zielsprint ausgebremst – steht diese hingegen noch aus.