Platter nach Ischgl-Debakel: "Ihr könnt in Ruhe nach Tirol kommen"
Von Christian Willim
Ab dem 29. Mai können Hotels wieder ihre Pforten öffnen. Die Branche hofft auf ein möglichst rasches Anlaufen des Tourismus. Wie gut das gelingen kann, hängt vor allem davon ab, wann die Grenzen mit den Nachbarländern wieder aufgehen.
Im, nach dem Corona-Desaster in Ischgl am Pranger stehenden, Bundesland Tirol drängt Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) nun auf klare Regeln im Umgang mit möglicherweise positiv getesteten Gästen. Da brauche es ein klares Prozedere, an dem gerade mit der Bundesregierung gearbeitet werde.
"Man muss vorbereitet sein, dass da oder dort eine positive Testung bei einem Gast gegeben ist", sagte Platter am Dienstag bei einer Video-Pressekonferenz zur Tourismussituation in Tirol. Es müsse gewährleistet sein, "dass hier die Absonderung gut funktioniert".
Derzeit würden Gespräche mit dem Gesundheitsministerium laufen. "Hier gehe ich davon aus, dass wir klare gemeinsame Regelungen haben werden", so Platter. Die von Ischgl und den umliegenden Gemeinden ausgehende Ausbreitung des Coronavirus hat die Marke Tirol massiv beschädigt. Nun ist man offenbar darum bemüht, verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen.
Urlauber mit Massentest beruhigen
Geht es nach Platter, sollen vor Saisonstart alle Mitarbeiter in Tourismusbetrieben durchgetestet werden. Alleine in Tirol arbeiteten vor der Corona-Krise bis zu 55.000 Mitarbeiter in der Branche, rund 30.000 davon in der Hotellerie.
"Wir in Tirol vertreten schon die Meinung, dass mal alle Mitarbeiter durchgetestet werden sollen. Und dann, wenn irgendein Anlassfall gegeben ist, sofort reagiert werden kann", erklärte Platter. Dazu sollen auch die Testkapazitäten ausgebaut werden. Den Gästen wolle man sagen können: "Ihr könnt in Ruhe nach Tirol kommen, Urlaub machen, weil wir jede Vorsorge getroffen haben."
Zuletzt gab es in Tirol mehrere Testreihen in sensiblen Bereichen, wie etwa Altersheimen. Derzeit sind die Pädagogen im Land an der Reihe. Bei einem Massentest in der Privatwirtschaft stellt sich freilich die Frage nach der Finanzierung.
Offene Kostenfrage
Auf die Kostenfrage angesprochen meinte Platter: "Da sind wir in Abklärung mit dem Bund. Ich meine schon, es lohnt sich, hier Geld in die Hand zu nehmen, wenn wir sagen, die Gesundheitslage unserer Gäste, unserer Mitarbeiter ist uns das wichtigste. Das ist auch für die Bewerbung des Tourismus in Tirol von besonderer Bedeutung."
Die Unternehmer selbst will der Landeshauptmann offenkundig nicht zur Kasse bitten. "Ich möchte die Betriebe nicht zusätzlich belasten", so Platter auf Nachfrage.
Rund um das Krisenmanagement in Ischgl war zuletzt bekannt geworden, dass im Zuge einer Meldung aus Island über erkrankte Heimkehrer zwar die Hotels der Betroffenen genannt wurden dort aber in der Folge letztlich nur eine Mitarbeiterin getestet wurde. Das Land beruft sich darauf, dass zum damaligen Zeitpunkt nur Menschen mit Symptomen getestet wurden.
Kritiker führen aber ins Feld, dass nach dem ersten Corona-Fall in Tirol, ein ganzes Hotel in Innsbruck durchgetestet wurde. Eine aus der Region Bergamo in Italien zurückgekehrte Rezeptionistin des Betriebs war zuvor positiv auf Covid-19 getestet worden.