Muslimische Jugend klagt Fuat Sanac
Von Bernhard Ichner
Der Zwist zwischen der Muslimischen Jugend (MJÖ) und dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) ist um ein Kapitel reicher. Jetzt will die 30.000 Mitglieder starke Jugendorganisation Fuat Sanac zivilrechtlich „wegen Ehrenbeleidigung und Kreditschädigung“ klagen. Er soll in einem Fernsehinterview behauptet haben, die MJÖ wolle aus dem Ausland erhaltene Gelder nicht deklarieren.
Die jungen Muslime sind schon seit einiger Zeit nicht gut auf den Präsidenten zu sprechen. Weil sie ihn „für das schlechte Verhandlungsergebnis beim neuen Islamgesetz“ mitverantwortlich machen, fordern Bundessprecherin Dudu Kücükgöl und ihr Team seinen Rücktritt. „Sanac muss weg“, lautet das Motto. Auch andere muslimische Verbände haben Klagen angekündigt.
Seither sehe man sich „von unterschiedlichen Stellen mit Verleumdungen und Lügen“ konfrontiert, erzählt Kücükgöl. „Darum freuen wir uns, dass das jetzt endlich einmal öffentlich gesagt wurde. Jetzt können diese falschen Behauptungen juristisch geklärt werden.“
Transparenz
Vor Gericht werde die MJÖ ihr Budget offenlegen, betont die Vorsitzende. Finanziert werde man ausschließlich über freiwillige Mitgliedsbeträge (zwischen 5 und 10 Euro), Projektsponsoring sowie über die Jahressubvention des Familienministeriums. Von dort erhielt man 2014 gemäß Bundesjugendförderungsgesetz insgesamt 154.345,60 €. Das Geld fließt in zahlreiche Jugendprojekte und Workshops, den Mitgliedsbeitrag bei der Bundesjugendvertretung, die Entlohnung einer Geschäftsführerin sowie in die Mieten für Büro und Vereinssitz.
Von Sanac fordern die MJÖ-Anwälte einen Widerruf. Der Präsident sieht der Klage gelassen entgegen. Er habe im TV nicht konkret von der MJÖ geprochen, sagt er zum KURIER. Es gebe aber definitiv „kleine Vereine, die vom Ausland Geld bekommen und dieses nicht deklarieren wollen“.
Kurz reagiert auf Erdogan
Auch außenpolitisch gibt es weiter Unstimmigkeiten rund um das Gesetz: Außenminister Sebastian Kurz hat die Kritik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nun zurückgewiesen. "Wir wollen einen Islam in Österreich, der sich frei und ohne Bevormundung aus dem Ausland entfalten kann", so Kurz laut einem Sprecher. Erdogan hatte das Islamgesetz als Verstoß gegen die Normen der Europäischen Union und als Maßnahme zur Unterdrückung von Muslimen kritisiert, wie türkische Medien am Sonntag berichteten. Kurz betonte, das Islamgesetz sei eine Entscheidung gewesen, "die in Österreich zu treffen war. Entscheidend war, dass die Muslime in Österreich - die IGGiÖ und die Aleviten - zugestimmt haben."
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