Chronik/Österreich

Mattle sieht nach Sturmschäden Schutz vor Lawinen gefährdet

600.000 Festmeter Festmeter Schadholz hat ein Sturmereignis vor zwei Wochen in Tirol hinterlassen. Das ist die Hälfte jener Menge an Holz, die normalerweise in einem ganzen Jahr in dem Bundesland geschlägert wird. Es ist ein Schaden von 30 Millionen Euro auf 2.000 Hektar Wald entstanden.

"Der Borkenkäfer steht schon in den Startlöchern und wird ohne entschlossenes Handeln den Schaden um ein Vielfaches vergrößern", erklärte Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) am Donnerstag nach einem von ihm im Landhaus einberufenen Forstgipfel vor noch schlimmeren Folgen.

"Die natürliche Schutzwirkung des Waldes vor Muren oder Lawinen ist in den besonders betroffenen Regionen gefährdet", führte Mattle vor Augen, was nun auf dem Spiel steht.

Ohne Schutzwald Siedlungen bedroht

Tirols Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger hatte am Mittwoch bei einem Lokalaugenschein mit Landwirtschafsminister Norbert Totschnig (beide ÖVP) in einem betroffenen Wald in Navis ebenfalls gewarnt:

„Wenn wir das jetzt nicht in den Griff kriegen, werden die nächsten Generationen ein Problem bekommen. Dann wird es verschiedene Seitentäler nicht mehr in dieser Form als Siedlungsgebiet geben.“

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Die Tiroler Landesregierung stellt für die Aufräum- und Sicherungsarbeiten insgesamt 15 Millionen Euro an Beihilfen bzw. Entschädigungsleistungen in Aussicht, ein Teil davon wird beim Bund zur Refundierung eingebracht. „Es wird noch weitere Bundesmittel benötigen, um den immensen Schaden aufzuarbeiten."

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ÖVP-Landwirtschaftminister Norbert Totschnig, der ebenfalls an dem Gipfel teilgenommen hat, stellte abseits der Refundierung weitere Mittel in Aussicht. Insgesamt werden damit bis zu 25 Millionen Euro an Finanzmittel für die notwendigen Maßnahmen und den Waldschutz zur Verfügung stehen, so Mattle.

Folgeschäden vermeiden

„Der Fokus liegt jetzt darauf, rasch zu helfen und vor allem Folgeschäden zu vermeiden", so Totschnig. Für Forstreferent Josef Geisler (ÖVP) tut schnelles Handeln auch im Hinblick auf die Borkenkäfer-Bekämpfung Not. „In Osttirol sehen wir, was der Borkenkäfer anrichten kann. Dort ist die Schutzfunktion des Waldes nach mehreren Naturereignissen und trotz enormer Anstrengungen gebietsweise stark in Mitleidenschaft gezogen."

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„Wir werden alle Kräfte mobilisieren, um das Schadholz rasch aus dem Wald zu bringen und damit eine Massenvermehrung des Borkenkäfers im nächsten Frühjahr zu verhindern. Die nächsten vier Monate sind entscheidend für die Zukunft des Waldes in Nordtirol“, so Geisler.

Bis September muss das Holz beseitigt werden. Denn überwintert der Borkenkäfer unter der Rinde oder im Boden, ist er im Frühjahr zur Vermehrung bereit. Beim Forstgipfel wurde festgelegt, welche Wälder nun Priorität bei den Aufräumarbeiten haben. Vorrrangig behandelt werden Objektschutzwälder, die den Siedlungsraum schützen, sowie Wälder mit hoher Borkenkäfervorbelastung.

Spezielle Rolle des Waldes in Tirol

Die Schutzfunktion des Waldes spielt in Tirol eine besonders große Rolle. 70 Prozent der Wälder - im vom Borkenkäfer besonderst stark betroffenen Osttirol sogar 80 Prozent - gelten als Schutzwälder, die Siedlungen, Straßen und andere Infrastruktur vor Muren, Lawinen und Steinschlägen behüten. Und über 90 Prozent der Landesfläche Tirols liegen in Einzugsgebieten von Wildbächen und Lawinen.

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"Heuer werden wir uns intensiv mit den Aufräumarbeiten beschäftigen und schon im nächsten Jahr mit der Aufforstung von klimafitten Wäldern beginnen", kündigte Mattle an. Die Wiederherstellung der zerstörten Flächen mit einem klimafitten Wald ist eine Mammutaufgabe. "Dazu brauchen wir in den nächsten beiden Jahren allein in Nordtirol rund vier Millionen Forstpflanzen“, sagte Geisler.