Chronik/Österreich

Mair mit 67,6 Prozent zum Tiroler Grünen-Landessprecher gewählt

Am Samstag hat im kleinen Rathaussaal im Tiroler Telfs vor rund 100 Mitgliedern die mit Spannung erwartete Landesversammlung der zuletzt krisengebeutelten oppositionellen Grünen begonnen. Gegen 13.30 stand das Ergebnis fest: Mair wurde mit 67,6 Prozent der Stimmen für drei Jahre zum neuen Landessprecher der Partei gewählt. 32,4 Prozent votierten dennoch gegen ihn.

Die Landes-Grünen machten zuletzt vor allem durch interne Streitigkeiten von sich reden. Auch Mair stand im Fadenkreuz.

In seiner „Bewerbungsrede“ warb er für „Vertrauen“ in ihn, statt einen „Denkzettel“ verpasst zu bekommen, der nichts besser mache.„Vertrauen statt Denkzettel“ - dies müsse das Motto sein, so Mair in seiner teils emotionalen Rede.

Gleichzeitig entschuldigte er sich für das schlechte Wahlergebnis bei der Landtagswahl im vergangenen Jahr: „Es tut mir leid, dass nicht mehr möglich war. Und dass wir nicht so viel Junge überzeugt haben, wie wir wollten.“

Gleichzeitig dürfe man sich nicht in Streitereien ergehen und somit auch den Medien Munition liefern: „Ich wünsche mir ein Signal, das sich die Grünen nicht spalten lassen.“

Rolle des "Herdenschutzhundes"

Man solle solidarisch sein, deshalb: „Ich bitte um eure Solidarität.“ Der 39-jährige Klubobmann bat eindringlich um Vertrauen in ihn - und zwar „in das, was ich kann und was ich nicht kann.“

Die Funktion des Landessprechers sei „eine undankbare Aufgabe mit kaum Macht.“ Er wolle für die Partei die Rolle eines „Herdenschutzhundes“ einnehmen, der umsichtig die Herde umsorge und auch mal belle.

"Neu verlieben"

Mair räumte ein, dass es bei den Landes-Grünen in der Vergangenheit auch Konflikte gegeben habe und man durch schwere Zeiten gehe. Es gehe nun aber darum, sich „neu in die Grünen zu verlieben“ und die „Themenführschaft aus der Opposition“ heraus zu schaffen. Zudem wolle man auch die Jungen wieder gewinnen und zu einer „grünen Jugendbewegung“ werden.

Vision für Tirol

Inhaltlich präsentierte Mair seine „Vision für Tirol“. Er stelle sich ein Land vor etwa mit einem Öffi-Ticket für alle, landeseigene Resilienz was das Energiesystem betrifft, Elektrobusse und Windräder im ganzen Land sowie Heimat für Menschen aus aller Herren Länder „mit ihren Träumen“.

Tirol solle eine Land „voller Chancen und Fairness“ sein. Und außerdem: „Wir sind die einzige Kraft links der Mitte, die gegen die Verwüstung der Landschaft auftritt.“

Kein weiterer Bewerber

Theoretisch hätte auch noch jemand bei der Landesversammlung - trotz Ablaufens der entsprechenden Bewerbungsfrist - seine Kandidatur für den Landessprecher-Posten anmelden können und gegen Mair ins Rennen gehen. Dies geschah jedoch wenig überraschend nicht. Zuletzt hatte es parteiintern konkrete Spekulationen über eine Last Minute-Kandidatur der Nationalratsabgeordneten Barbara Neßler gegeben. Diese winkte aber am Donnerstag gegenüber der APA dezidiert ab und gab an, Mair zu unterstützen zu wollen.

Ergebnis-Schmerzgrenze?

Für Mair wird es vor allem darum gehen, die Zahl der Streichungen in Grenzen zu halten. Eine Ergebnis-Schmerzgrenze wollte er im Vorfeld nicht bekanntgeben. Er habe aber „selbstverständlich“ eine solche für sich definiert, so Mair, der mit seiner Wahl die bisher bei der Landespartei stets praktizierte Trennung von Partei und Mandatsfunktion beenden will.

Bisher hatte der grüne Landessprecher - zuletzt war dies Christian Altenweisl, der nicht mehr kandidiert - kein politisches Mandat inne und war der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Dies soll nunmehr geändert und so generell mehr politisches Gewicht generiert werden.

Nach zehn Jahren auf Oppositionsbank

Nach der Landtagswahl im vergangenen Herbst mit Spitzenkandidat Mair waren die Grünen nach fast zehn Jahren Regierungsbeteiligung auf der Oppositionsbank gelandet. Bei der Wahl fuhr man ein Minus von 1,5 Prozentpunkten (Ergebnis: 9,2 Prozent) ein und musste den Verlust eines Mandates hinnehmen.

Spätestens seitdem rumort es, auch teils öffentlich, gehörig. Mair sah sich zuletzt parteiintern auf Bezirksebene mit öffentlichem Gegenwind konfrontiert. Mangelnde Führungskompetenz, Kommunikation und Transparenz waren ihm vorgeworfen worden.

In Innsbruck

Noch mehr drunter und drüber geht es in Innsbruck. Dort ist Bürgermeister Georg Willi politisch schwer angeschlagen, zuletzt befand er sich wegen eines bekannt gewordenen Sondervertrages für die Ex-Personalamtsleiterin der Stadt im Fadenkreuz. Im vergangenen November hatten zudem drei Grün-Gemeinderäte für einen Paukenschlag gesorgt, waren aus der Fraktion ausgetreten und hatten einen eigenen Klub gegründet.