Chronik/Österreich

Abschussbescheid: Wolf jagt Tiroler VP durch den Wahlkampf

Bei seiner Kür zum neuen VP-Chef vor drei Wochen in Alpbach hatte Anton Mattle an einer Stelle seiner Rede besonders großen Applaus erhalten. Nämlich, als er das Reizthema Wolf ansprach und meinte: „Großraubtiere haben keinen Platz in Tirol.“

Unter der Tiroler Bauernschaft, Kernklientel der Volkspartei und einer ihrer wichtigsten Wahlkampfmotoren, ist das Thema hochemotional aufgeladen. Mindestens neun verschiedene Wölfe haben im heurigen Jahr bereits Dutzende Schafe gerissen.

Die Bauern wollen Blut sehen und machen massiv Druck auf die Volkspartei. Bereits im Vorjahr hat sie gemeinsam mit dem grünen Regierungspartner die rechtliche Möglichkeit geschaffen, dass Problemwölfe „entnommen“ werden können.

Ein im Herbst erlassener Abschussbescheid wurde jedoch nach einem Einspruch von WWF und Ökobüro vom Landesverwaltungsgericht wieder ausgesetzt. Am Freitag haben die Behörden erneut einen Abschussbescheid erlassen. Zuvor hatte das vom Land eingerichtete Fachkuratorium „Wolf-Bär-Luchs“ eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen.

Der von der Landesregierung am Dienstag erlassenen Gefährdungsverordnung folgte am Freitag der offizielle Abschussbescheid. In den Tagen dazwischen waren die politischen Töne immer schriller geworden.

Zur Chefsache erklärt

Mattle hatte das Wolfsproblem zur „Chefsache“ erklärt. Landeshauptmann ist freilich immer noch Günther Platter, Mattle als Wirtschaftslandesrat nicht zuständig. Das ist vielmehr VP-Landesrat und Bauernbund-Obmann Josef Geisler.

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Vor allem SPÖ und FPÖ treiben die ÖVP  in dieser Frage im laufenden Landtagswahlkampf genüsslich  vor sich her. Im aktuellen Fall kritisierte sogar der grüne Spitzenkandidat Gebi Mair, dass die VP mit der Erstellung des Bescheids nicht schnell genug vorankomme.

Der gilt nun bis 31. Oktober in einem ausgewiesenen Gebiet im Bezirk Innsbruck-Land, in dem der Wolf „158 MATK“ 41 Schafe gerissen haben soll. Wie im Vorjahr ist wieder mit einem Einspruch gegen den Bescheid zu rechnen. Der Aufreger Wolf wird bis zur Landtagswahl am 25. September Thema bleiben.

In den vergangenen drei Jahren hat sich die Zahl der durch Wölfe gerissenen Nutztiere in Tirol massiv erhöht. Die Raubtiere genießen innerhalb der Europäischen Union strengen Schutz. Entnahmen müssen daher gut begründet sein und bewegen sich auf rechtlich schmalem Grat.

Ungeachtet dessen gilt es unter Jägern aber auch als äußerst unwahrscheinlich, tatsächlich einen Wolf vor die Flinte zu bekommen. Die Almwirtschaft drängt aber auf "wolfsfreie Zonen".