Klimastreik am Freitag: Österreichs erste Online-Demonstration
Heute, Freitag, findet der fünfte weltweite Klimastreik statt. Aufgrund der geltenden Ausgangsbeschränkungen freilich nicht auf den Straßen, sondern in den eigenen vier Wänden.
Unter dem Hashtag #NetzstreikFürsKlima rufen die Organisatoren in Österreich dazu auf, Schilder und Banner am Fenster, Balkon oder Gartenzaun aufzuhängen und Fotos davon im Netz zu posten. "Trotz des Versammlungsverbots sollen so konsequente Klimapolitik und ein sozial-ökologischer Umbau unseres Sozial- und Wirtschaftssystems eingefordert werden", wie es im Demo-Aufruf heißt.
Zusätzlich wird von 12 bis 14 Uhr ein Livestream mit Rede- und Musikbeiträgen gestaltet. Mit dabei sind unter anderem Umweltmediziner und Doctors-for-Future-Gründer Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien, Scientist For Future und Professor für Politikwissenschaft an der Universität Wien Ulrich Brand, der Klima- und Energie-Experte Johannes Wahlmüller von Global 2000, Mira Kapfinger von “Stay Grounded” und die Sprecherin des Klimavolksbegehrens Katharina Rogenhofer.
Trotz Corona-Krise dürfe auch die Klimakrise nicht aus den Augen verloren werden, denn diese bedrohe weiterhin die Zukunft, betonen die Organisatoren. Die Botschaft der Aktivisten: Die Regierung dürfe ihre Wirtschaftshilfen im Zuge der Coronakrise nicht in fossile Industrien stecken, sondern müsse diese für einen nachhaltigen Umbau des Wirtschafts- und Sozialsystems verwenden. Um das Pariser Abkommen einhalten zu können, müsse noch in diesem Jahr auf nationaler und EU-Ebene der Weg zu einem Green New Deal eingeschlagen werden.
Klimaschutz gerade jetzt
Dass "im Schatten der Corona-Pandemie" Stimmen laut würden, Klimaschutz nun hintanzustellen, sei "fahrlässig", meint auch das Team des Klimavolksbegehrens. Vielmehr könne "eine gute Politik nun der dreifachen Krise (Corona, Wirtschaft und Klima) mit klugen Investitionen gemeinsam entgegenwirken".
Dennoch würden mit den Steuergeldern "derer, die gerade unter prekären Verhältnissen leben, in Kurzarbeit ausharren oder vor kurzem ihre Arbeit verloren haben und das Geld dringend nötig hätten", fossile Industrien unterstützt. Dabei ließe sich "mit diesem Geld ein wirtschaftlicher Neustart finanzieren", sagt Katharina Rogenhofer, Sprecherin des Volksbegehrens.
Kritische Trockenheit in Österreich
"Die Klimakrise schreitet rasant voran, auch wenn wir gerade nicht daran denken", betont auch Fridays-for-Future-Aktivistin Maris Filipic. "Besonders in den ärmsten Ländern der Welt bedrohen schon heute Ernteverluste und Extremwetterereignisse Millionen von Menschenleben. Auch in Österreich spüren wir die Folgen. 2020 brauchen wir daher konsequente Klimapolitik, um das Schlimmste abzuwenden. Dass wir jetzt noch dazu mit einer Pandemie konfrontiert sind, macht die nötige Transformation nicht einfacher, aber umso notwendiger."
Eine aktuelle Auswertung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigt, dass der bisherige meteorologische Frühling zu den wärmsten und trockensten der Messgeschichte zählt. In der österreichweiten Auswertung liegt die Niederschlagsmenge derzeit um rund 50 Prozent unter dem Durchschnitt.
Mit schwerwiegenden Folgen: "Wir stehen da schon am Anfang einer sehr kritischen Phase“, sagte Manfred Weinhappel, Leiter des Referats Pflanzenproduktion der nö. Landwirtschaftskammer, kürzlich zum KURIER. "Aber mit jedem Tag, an dem es nicht regnet, wird die Situation prekärer." Flächendeckender Regen sei allerdings auch in den kommenden Wochen nicht in Sicht.
Am Aufruf zum weltweiten Klimastreik beteiligen sich unter anderem Fridays for Future Österreich, Amnesty International, #aufstehn, Attac, Greenpeace, Global 2000, das Klimavolksbegehren, System Change Not Climate Change und etliche weitere Umwelt- und Menschenrechts-NGOs.