Jugendsport: Vereine wollen Trikots mit Leben füllen
„Zuerst“, sagt Lisi Habeler, „haben mich alle für verrückt gehalten, Mitte Februar mit der Tennissaison im Freien zu beginnen“. Inzwischen sind die Kunden des Tennis- und Freizeitzentrums im burgenländischen Neudörfl aber „narrisch“ vor Glück, endlich wieder sporteln zu können.
Die frühere mehrfache Tennis-Staatsmeisterin führt mit ihrer Schwester Eva Habeler das gleichnamige Sportzentrum, das seit Anfang November geschlossen war – in der Halle dürfen nur Leistungssportler trainieren.
Am Donnerstag haben die Schwestern zuerst den Hartplatz und nach einem „fantastischen Feedback“ auch vier der sieben Sandplätze geöffnet. Sonst passiert das frühestens Mitte April. „Besonders die Kinder und deren Eltern haben immer wieder nachgefragt, wann es endlich wieder losgeht“, erzählt Lisi Habeler.
Kein Einzelfall: Die strengen Regeln für die Sportausübung stoßen bei Verbänden, Vereinen und Sportlern auf immer mehr Unverständnis. Vor allem Eltern drängen immer stärker darauf, dass ihre Kinder wieder sporteln dürfen. Bald schon dürfte das Thema auch den Verfassungsgerichtshof beschäftigen.
Vereine protestieren
Derzeit sind – zusammenfassend gesagt – Einzelsportarten im Freien erlaubt, Indoor- und Mannschaftssport nicht (nur für Profi-Sportler gelten andere Regeln). Auf Outdoor-Sportstätten müssen pro Person 20 Quadratmeter zur Verfügung stehen, auf dem gesamten Areal muss (außer während der Sportausübung selbst) eine FFP2-Maske getragen werden.
Dass Mannschaftssportarten auch im Freien verboten sind, führt nun zu österreichweiten Protesten: Am Freitag marschieren Funktionäre und Jungkicker auf den Plätzen zur Protestaktion auf. In 60 Sportarenen werden – unter Einhaltung der Sicherheitsauflagen, wie man betont – Kinder aufmarschieren und an einem angemeldeten Protest teilnehmen.
Auf den Spielfeldern mehrerer hundert Vereine werden ab 17 Uhr rund um den Mittelkreis Mannschaftstrikots ausgelegt. „Ein Symbol, dass diese Trikots mit Leben befüllt werden sollen“, sagt Hannes Hörndler, Nachwuchsbetreuer des Fußballklubs Allhartsberg in Niederösterreich.
Hörndler hat mit Mitstreitern Anfang Februar eine Online-Petition (mein #aufstehn: Kinder brauchen Sport) initiiert. Sie wird von rund 1.100 Vereinen unterstützt, 40.000 Menschen haben unterschrieben.
Sicherheitskonzepte
In einem offenen Brief haben die Funktionäre ihr Unverständnis für das Platzverbot für Kinder – die ja in Schulen, Bussen, Parks oder Einkaufszentren viel intensivere persönliche Kontakte hätten – kundgetan. „Für die Vereine, aber besonders für die Gesundheit der Kinder selbst ist es fünf nach zwölf, eigentlich schon halb eins“, sagt Hörndler.
Er liefert auch konkrete Sicherheitsvorschläge: Die Trainingseinheiten fänden nur im Freien statt, Kabinen würden nicht genützt. Jedes Kind habe die eigene Trinkflasche dabei, auch FFP2-Masken könne man am Weg zum Training benützen.
Auf die baldige Öffnung der Vereinssportanlagen für Kinder drängen auch große Sportverbände wie ASKÖ und Sportunion. Zumal die Vereine bereits im Sommer entsprechende Sicherheitskonzepte vorgelegt haben.
Sportvereine als Teststraßen
So biete etwa das Wiener Ballsportzentrum Bernoullistraße die Möglichkeit, ein Schleusensystem einzurichten, um Gruppenbildungen zu vermeiden, erklärt ASKÖ-Wien-Präsident Peter Korecky. Die Kinder und Jugendlichen könnten zudem bereits in Sportkleidung zum Training kommen, umziehen und duschen könnten sie sich zu Hause.
Ein weiteres Argument führt Sascha Krikler von der Sportunion ins Treffen: „Viele Jugendliche tollen bedingt durch die ansteigenden Temperaturen mittlerweile ohnehin in den Parks herum.“ Vereinssport finde dagegen in einem „kontrollierten Rahmen“ statt. Und jeder Sportverein könne eine Teststation anbieten.
Davon abgesehen, argumentiert man bei der großen Verbänden, habe die AGES (die Agentur für Ernährungssicherheit) in der aktiven Sportausübung bis dato keinen einzigen Cluster festgestellt.
Protest auf Facebook
Wie sehr sie die Zeit ohne Fußballtraining satt haben, zeigten zuletzt auch die Knirpse der U12 des Wiener Sport-Clubs (WSC). In ihren Teamdressen und mit handbeschrieben Schildern fordern sie auf einer Fotocollage, die auf der Facebook-Seite des Sport-Clubs veröffentlicht wurde, die Rückkehr auf den Fußballplatz.
Denn für eines haben die Vereinsverantwortlichen wirklich kein Verständnis, wie Sprecher Marcel Ludwig betont: „Warum dürfen negativ getestete Kinder am Vormittag in der Schule in geschlossenen Räumen beisammen sitzen – aber am Nachmittag nicht im Freien trainieren?“
Übrigens: Auch der Österreichische Tennisverband hat sich zuletzt zu Wort gemeldet und fordert von der Regierung die Öffnung der Tennishallen. Sein Präsident: Magnus Brunner – Umwelt-Staatssekretär in der türkis-grünen Bundesregierung.