Chronik/Österreich

KPÖ in Graz an erster Stelle, ÖVP-Bürgermeister Nagl tritt zurück

Politisches Erdbeben in Graz: Die KPÖ erreicht mit knapp 29% auf dem ersten Platz, die ÖVP stürzt auf unter 26% ab und liegt auf Platz zwei. Die Schwankungsbreite der aktuellen Hochrechnung liegt derzeit bei einem Prozent. Das Endergebnis inklusive Wahlkarten dürfte aber erst am Montagabend feststehen. 

Die Amtszeit von ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl ist nach 18 Jahren zu Ende. Noch am Sonntagabend hat er in der ORF-Sondersendung zur Wahl seinen Rücktritt angekündigt. Sein designierter Nachfolger ist Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner. „Das ist mehr als schmerzhaft für mich und meine Partei“, so Nagl bei einer Pressekonferenz Sonntagabend im Rathaus Graz zum Absturz seiner ÖVP. Nach der Pressekonferenz verkündete er seinen Rücktritt.

Elke Kahr dürfte die erste KPÖ-Bürgermeisterin einer Landeshauptstadt in Österreich werden.

Alle Inhalte anzeigen

In einer ersten Stellungnahme sagt der Grazer ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl zum ORF: "Das ist heute ein ganz schwerer Tag, auch für mich. ich darf seit 19 Jahren Bürgermeister sein und im Moment stehen wir bei einem Ergebnis, wo ich für mich sehr viel Fragezeichen habe. Ich glaube, wir müssen das beide einmal verdauen. Graz hat sich verändert. Egal, wie es letzten Endes ausgeht, kann ich zurück schauen auf sehr sehr schöne Jahre."

Alle Inhalte anzeigen

Auf die Frage, ob er sich eine Koalition mit der KPÖ vorstellen könne, sagt Nagl: "Eine Koalition haben wir beide immer ausgeschlossen, das wird auch so bleiben. Wie eine zukünftige Zusammenarbeit aussehen kann wird nach diesem Tag zu bereden sein, da werden wir uns einmal treffen müssen."

Alle Inhalte anzeigen

Auf Platz 3 landen laut der Hochrechnung inklusive Wahlkartenprognose die Grünen mit einem satten Plus von 6,5 Prozentpunkten gegenüber der letzten Wahl 2017 und damit 17,0 Prozent. Dahinter lag beim Stand von 17.00 Uhr die FPÖ mit 10,9 Prozent (minus 4,9) knapp vor der SPÖ mit 9,8 Prozent (minus 0,3). NEOS kamen auf 5,1 Prozent (plus 1,1).

Kahr: Keine Koalition mit der ÖVP

Die wahrscheinliche zukünftige Grazer KPÖ-Bürgermeisterin Elke Kahr sagt zur bevorstehenden Bildung einer Stadtregierung: "Eine Zusammenarbeit mit der ÖVP ist denkbar. Eine Koalition nicht, dafür sind wir doch zu weit auseinander. Die Mehrheit links der Mitte wird über eine Koalition reden müssen. Es braucht niemand Sorge haben, wir werden mit Umsichtigkeit Gespräche mit allen Parteien führen".

Alle Inhalte anzeigen

Über die Gründe für den Wahlerfolg der KPÖ sagt Kahr: "Das Ergebnis ist mehr als überraschend, ich habe damit wirklich nicht gerechnet. Viele in unserer Partei sind seit Jahrzehnten immer für die Bevölkerung da, legen den Blick und den Fokus immer auf die Arbeitenden, haben einen sorgsamen Umgang mit der Natur und sind da für die Leute. Das könnte sein, dass das mit der Grund ist, warum man uns das so dankt."

Kogler wünscht sich Grüne in der Stadtregierung

Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler wünscht sich seine Partei in der künftigen Grazer Stadtregierung. Er hat sich am Sonntag auch über ein „großartiges Ergebnis“ gefreut. Den zweiten Platz mit rund 17 Prozent wertete Kogler gegenüber der APA als „historischen Erfolg der Grazer Grünen“ und als „klaren Auftrag für mutigen Klimaschutz und ein grünes Graz. Spitzenkandidatin Judith Schwentner und die Grazer Grünen haben alles, was es braucht, um jetzt Regierungsverantwortung zu übernehmen und Graz zum Besseren zu verändern“, sagte der Vizekanzler.

​Das vorläufige Endergebnis wird gegen 19 Uhr erwartet, die Wahlkarten werden in Graz allerdings erst am Montag ausgewertet.

Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen