Chronik/Österreich

Flugpolizei stellt sich im Osten neu auf

Lärmgeplagte Anrainer in Wien-Meidling werden den Tag bereits herbeisehnen. Im Herbst des kommenden Jahres wird die Flugeinsatzstelle der Polizei von der Ruckergasse in ihre neue Zentrale nach Wiener Neustadt übersiedeln. Damit endet vorerst das leidige Kapitel rund um den Hubschrauberlärm im dicht besiedelten Wohngebiet und der vier Jahre lang andauernde Politstreit darüber.

Für den seit zwei Monaten neuen Leiter der Flugpolizei des Innenministeriums, Christian Stella, bringen die neuen Strukturen eine wesentliche Verbesserung der Lebensqualität rund um den Standort Meidling. Wien war bisher die größte und bedeutendste aller acht Flugeinsatzstellen in Österreich. Mit der Übersiedlung nach Niederösterreich fallen mehrere Hundert Starts und Landungen pro Jahr im Wohngebiet weg.

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Terror und Notfälle

Denn es wird nicht nur der Einsatzhubschrauber, sondern auch der gesamte Wartungsbetrieb nach Wiener Neustadt wandern. Zurück in Wien bleibt nur ein Flugfeld für Notfalleinsätze, wie zuletzt beim Terroranschlag vergangenen November in der Wiener Innenstadt. Bis Ende 2022 soll die Flugeinsatzstelle übersiedelt sein, die gesamte Wartung wird laut Stella bis Ende 2023 folgen. Dadurch wird es endlich ausreichend Platz für die technische Instandsetzung der 16 Polizeihubschrauber geben. Die Bedingungen für die Mitarbeiter in Wien sind aufgrund der beengten Lage alles andere als ideal, erklärt Stella.

Flugschule und Trainingsflüge

Auch die Theorieausbildung der Flugschule findet in Zukunft in Wiener Neustadt statt, die praktischen Trainingsflüge wenige Kilometer weiter am Flugplatz in Bad Vöslau (Bezirk Baden). „Dort herrschen auf Grund der Größe des Flugfeldes perfekte Bedingungen“, sagt der neue Leiter.

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Am 15. März war Start der Rodungen und Vorbereitungsarbeiten für den Bau der Zentrale in Wiener Neustadt. Sie wird auf dem umzäunten und streng bewachten Gelände der Polizei-Sondereinheit Cobra gebaut. Die projektierten Kosten liegen bei knapp unter 12 Millionen Euro. Vergangene Woche fand die offizielle Bauverhandlung statt, bei denen laut Stella auch Bürgermeister und Vertreter der umliegenden Gemeinden geladen waren. Dabei ging es auch darum, Sorgen und Befürchtungen in Sachen Fluglärm auszuräumen. „An- und Abflüge finden genau über der Schneise der Südautobahn statt. Das Umland wird daher nicht betroffen sein“, sagt der Flugpolizei-Chef.

Das Cobra-Areal liegt im unbewohnten Gebiet unmittelbar neben einem der ältesten Flugplätze Österreichs. Vom Militärflugplatz-West hoben schon im Jahr 1909 die ersten K.-u.-k-Heeresmaschinen ab.

Absage von Herbert Kickl

Dass das Projekt überhaupt noch umgesetzt wurde, grenzt geradezu an ein Wunder. Es war der damalige Innenminister Herbert Kickl (FPÖ), der den Bau der neuen Flugeinsatzstelle beinahe zu Fall gebracht hätte, nachdem sein Vorgänger Wolfgang Sobotka (ÖVP) bereits 2017 den Startschuss gegeben hatte. Kurz vor dem geplanten Start stoppte Kickl den Auftrag, um die Standortfrage „neu bewerten zu lassen“. Er war gegen die Verlegung nach Wiener Neustadt. Eine Studie sprach sich dann aber eindeutig für den Standort in Wiener Neustadt aus.