Fliegende Intensivstation verlegte schon 16 Corona-Patienten
Von Patrick Wammerl
Die Intensivstationen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland sind coronabedingt am Limit oder bereits darüber. Wenn Betten in bestimmten Krankenhäusern (wie seit Tagen) knapp werden, müssen vermehrt Covid-19-Patienten aus betroffenen Regionen in andere Spitäler verlegt werden – meistens mit dem Intensivtransporthubschrauber (ITH) der ÖAMTC-Flugrettung. 16 solcher Überstellungsflüge mit Covid-Erkrankten in meist lebensbedrohlichem Zustand haben seit Jahresbeginn bereits stattgefunden, die Tendenz ist speziell dieser Tage stark steigend, heißt es auf Anfrage des KURIER bei der Flugrettung.
Für Überstellungen installiert
1999 wurde der ITH als fliegende Intensivstation vor allem für heikle Transporte und Überstellungen für Ostösterreich in Wiener Neustadt (NÖ) stationiert. Seit der Corona-Krise wird die Maschine speziell auch für die besonders herausfordernden Transporte von Covid-Intensivpatienten eingesetzt. Der gelbe Helikopter hebt vor allem dann ab, wenn das freie Ersatzbett nicht gerade um die Ecke ist und „der bodengebundene Transport durch weite Distanzen und die lange Dauer für den Patienten nicht möglich ist“, erklärt der Geschäftsführer der ÖAMTC-Flugrettung, Gerhard Kraxner. Der Intensivtransporthubschrauber bewährt sich besonders bundeslandübergreifend wegen seiner kurzen Einsatzzeiten und der medizinischen Ausstattung für die heiklen Überstellungen, erklärt der leitende ITH-Flugretter, Thomas Wagner.
Herz-Lungen-Maschine
Der Helikopter verfügt etwa über einen externen Herzschrittmacher und acht Motorspritzen zur computergesteuerten Medikamentendosierung. Bei besonders schweren Krankheitsverläufen übernimmt zudem während des gesamten Fluges eine Herz-Lungen-Maschine die menschliche Herz-Kreislauf-Funktion – also die lebensnotwendige Versorgung des Blutes mit Sauerstoff.
Grundsätzlich ist der Transport von hochinfektiösen Patienten für die Crew nichts Neues, Corona stellt aber alles bisher da Gewesene in den Schatten. Vor jedem Transport eines Covid-Infizierten schlüpfen Pilot, der Flugretter sowie der Intensivmediziner in eine spezielle Schutzausrüstung, wie man sie aus den Spitälern kennt. „Es gibt dazu einen standardisierten Ablauf. Ganz wichtig ist die gegenseitige Kontrolle“, sagt Wagner.
Jedes medizinische Gerät ist mit einer eigenen Schutzhülle verpackt, die nach jedem Flug gereinigt und desinfiziert wird – wie das gesamte Innenleben des Hubschraubers auch. Es gehe vor allem darum, die Ansteckungsgefahr auf ein Minimum zu reduzieren. „Das erreicht man in erster Linie dadurch, dass Patienten, wenn irgendwie möglich, nur im beatmeten Zustand überstellt werden“, erklärt Kraxner.
Zur Sicherheit ist jedes ITH-Crewmitglied bereits geimpft. Nach einem Flug reicht es nicht nur aus, die getragene Schutzausrüstung zu entsorgen. „Auch das Gewand darunter wird gewechselt und gewaschen, und die Besatzung geht sofort unter die Dusche“, schildert Wagner.