Chronik/Österreich

Bereits jeder fünfte Feuerwehreinsatz in Tirol wegen Extremwetter

Nach einer Woche im Assistenzeinsatz zur Entlastung der freiwilligen Helfer ist das Bundesheer am Dienstag wieder aus St. Anton abgerückt.

Fast zwei Wochen, nachdem der Tiroler Tourismusort in Folge eines lokalen Starkregenereignisses von Muren geflutet wurde, ist die Arbeit aber längst nicht getan.

Aufräumen und Reparieren, "das wird uns noch bis in den Winter beschäftigen", sagt Martin Raffeiner, Feuerwehrinspektor im Bezirk Landeck, der selbst von der Naturkatastrophe betroffen war. Sein Elternhaus stand unter Wasser. Die Schäden im Ort ließen sich noch nicht beziffern, gingen aber jedenfalls in die Millionen Euro.

1.400 Feuerwehrleute aus ganz Tirol

1.400 Helfer von 111 Feuerwehren in ganz Tirol packten in St. Anton mit an. "Bis jetzt schon 15.000 Einsatzstunden angelaufen", sagt Raffeiner. Sieben Tage lang habe es alleine gedauert, eine Garage freizuräumen, die zwei Meter unter Schlamm stand, führt er vor Augen, was ein einzelnes Unwetter nach sich ziehen kann.

"Es hat sich ganz eindrücklich gezeigt, welche enorme Kraft solche Ereignisse haben können", hielt Sicherheitslandesrätin Astrid Mair (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Mittwoch bei der Landesfeuerwehrschule in Telfs fest. Für sie ist klar: „Durch den Klimawandel häufen sich Extremwetterereignisse – das können wir alle beobachten."

Das schlägt sich auch in der Einsatzbilanz der Feuerwehren nieder. "Wir hatten heuer bereits 2.250 Alarmierungen aufgrund von Elementarereignissen", so Landesfeuerwehrkommandant Jakob Unterladstätter. Das seien jetzt schon so viele wie 2022 und mehr als 2021. "Und Herbst und Winter kommen noch."

Starke Zunahme an Katastropheneinsätzen

Die Katastrophenhilfe durch die Florianijünger hat enorme Ausmaße angenommen. "Inzwischen ist mehr als ein Fünftel der Einsätze wegen Elementarereignissen", sagt Unterladstätter, der weitere Zahlen zur Zunahme an Katastropheneinsätzen hat.

2014 habe es in Tirol 1.338 Alarmierungen nach Elementarereignissen – also etwa nach Stürmen, Schneefall oder Hochwassern – gegeben. 2023 waren es dann bereits über 3.500. Die Zahl der Einsätze ist freilich nur ein Teil des Bildes. Denn ein Brand - wenn nicht etwa ein ganzer Wald in Flammen steht - ist meist innerhalb von Stunden gelöscht.

"Aber diese Einsätze gehen teilweise über Tage", so der Landesfeuerwehrkommandant, der froh ist, "dass die Betriebe die Leute freistellen. Das ist nicht selbstverständlich." Immerhin besteht das Gros der 33.000 Männer und Frauen bei den 356 Feuerwehren im Land aus Freiwilligen.

Verständnis in der Wirtschaft

Dass Unternehmen eben im Angesicht der Zunahme solcher Naturkatastrophen auf Entschädigungen drängen oder ihre Mitarbeiter eben nicht mehr freistellen, befürchtet Landesrätin Mair nicht. "Die Betriebe haben vollstes Verständnis. Der allgemeine Tenor ist, dass das unterstützt wird."

Um die Einsatzbereitschaft im Katastrophenfall weiter zu heben, wird bei den Feuerwehren erneut bei Spezialgerät aufgerüstet. "Wir sind in Tirol grundsätzlich gut aufgestellt", sagt Landesfeuerwehrinspektor Rene Staudacher

Aber "um diesen massiven Großeinsatzlagen standzuhalten", ist derzeit der Ankauf von vier weiteren Großstromerzeugern (aktuell gibt es 43) und fünf zusätzlichen Großpumpen, zu den bereits 18 verfügbaren in der Pipeline.

"Die Extremereignisse werden weiter zunehmen", sagt Landesrätin Mair. "Davor dürfen wir keinesfalls die Augen verschließen."