Erster Wasserstoff-Lkw Österreichs auf der Straße
Von Christian Willim
Eigentlich hätten schon im vergangenen Sommer drei Wasserstoff-Fahrzeuge in Betrieb gehen sollen. Am Donnerstag konnte das Tiroler Familienunternehmen MPreis nun mit einiger Verspätung einen mit Wasserstoff (H2) aus Eigenproduktion betankten Lkw am Gelände des Firmensitzes in Völs der Öffentlichkeit präsentieren – den ersten in ganz Österreich mit einem derartigen Antrieb, wie betont wurde.
„Ich habe mich über sieben Jahre ausschließlich diesem Projekt gewidmet“, machte Projektleiter Ewald Perwög klar, wie viel Vorarbeit notwendig war, um in die Umsetzung zu kommen. Aber man wollte „demonstrieren, dass es geht“, erklärt er den Antrieb für das Vorhaben.
Und dafür nimmt MPreis auch in Kauf, dass der Einsatz dieses Lkw, dem in den kommenden Monaten zwei weitere folgen sollen, vorerst betriebswirtschaftlich noch keinen Sinn macht. „Aber für unsere Kinder und unsere Umwelt rechnet es sich ab sofort“, so Perwög.
Seit einigen Tagen beliefert der neue Brennstoffzellen-Lkw bereits Märkte im Tiroler Unterland. „Und damit entlang der sehr belasteten A12“, wie MPreis-Geschäftsführerin Martina Dutzler betonte. Alleine dadurch, dass dieser Lkw des Herstellers Hyzon ein Dieselfahrzeug ersetzt, würden pro Jahr 65 Tonnen CO2 eingespart.
Kosten werden dadurch aber noch keine gespart, im Gegenteil. Denn zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in der eigenen Elektrolyseanlage benötigt es Strom. Und der ist bekanntlich ausgerechnet im vergangenen Jahr massiv teurer geworden.
Damit Wasserstoff bei einem Preis von zwei Euro pro Liter Diesel mit diesem bei einer Wegstrecke von 100 Kilometern finanziell auf Augenhöhe kommt, „darf Strom nicht mehr als 70 Euro pro Megawattstunde kosten“, erklärte Perwög auf Nachfrage.
Zum Vergleich: In der vierten Januarwoche des heurigen Jahres lagen die höchsten Strompreise im Großhandel laut Handelsblatt bei 270 Euro je Megawattstunde.
Politik gefordert
Um die jeweils günstigsten Stromkosten zu nutzen, produziert MPreis seinen Wasserstoff zu Rand- und Nachtzeiten. Aufgrund der zuletzt extrem volatilen Strompreise sei es schwer zu sagen, wie groß der Preisunterschied zwischen Wasserstoff und Diesel ist, erklärte Perwög.
„Die Politik steht noch in der Schuld“, fordert er eine Verbesserung der Rahmenbedingungen, um Wasserstoff zu forcieren und damit der von Österreich bis 2040 angestrebten Klimaneutralität näher zu kommen.
Nicht nur die Strom-, sondern auch die satten Mehrkosten für die H2-Fahrzeuge, die in Deutschland zu 80 Prozent gefördert würden, sind ein Hemmschuh. Dennoch will MPreis laut Perwög „noch in dieser Dekade“ seine gesamte Lkw-Flotte, die aktuell noch rund 4.000 Tonnen CO2 ausstößt, auf den CO2-neutralen Antrieb umstellen. Im besten Fall könnte das Ziel schon 2026/27 erreicht sein.