Chronik/Österreich

Entspannung am sozialen Wohnbaumarkt in Sicht

Der Ausblick des Tiroler Verbands Gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV) und ihrer sieben Mitglieder war in den vergangenen Jahren stets durch Krisenfaktoren verdüstert. 

Da war zunächst die lange Phase des Immobilienbooms, in dem das Geld bei privaten Investoren mit Ausblick auf immer weiter steigende Preise abgeschafft schien.

Gemeinnützige Bauträger orten Immobilien-Blase in Tirol

Beim Kauf von Grundstücken für den sozialen Wohnbau hatten die Gemeinnützigen, durch die von der Wohnbauförderung vorgegebenen Obergrenzen, oft keine Chance mitzuhalten.

"In 40 Jahren nicht erlebt"

In der Pandemie rissen Lieferketten und verteuerten die Baumaterialien. Durch Corona-Förderungen angefeuert, florierte dann die Bauwirtschaft, was die Errichtungskosten in die Höhe trieb. „Und seit 2020 sind die Zinsen gestiegen und die Energiekosten explodiert“, bilanzierte GBV-Obmann Franz Mariacher am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Innsbruck und meinte: 

„Ich bin seit 40 Jahren im Geschäft und habe so etwas noch nie erlebt.“

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Im Vorjahr habe man aufgrund der Kostensituation sogar Projekte zurückstellen müssen, weil sie schlicht zu teuer geworden wären. „Wir haben nur 1.015 Wohnungen fertigstellen können“, so Mariacher. Üblich seien 1.270 bis 1.300 Wohnungen pro Jahr.

Doch nach Jahren im Krisenmodus zeichnet sich nun eine Trendwende ab. „Seit Ende letzten Jahres scheint sich das Ganze zu beruhigen. Ich hoffe, dass die Kosten sich halten oder sogar zurückgehen“, gibt sich der GBV-Obmann optimistisch. „Die Talsohle haben wir hinter uns."

Neuer Rekord im Neubau

1.500 leistbare Wohnungen sollen 2024 fertiggestellt werden. Bei einem Gesamtvolumen von 360 Millionen Euro - 55 Millionen Euro davon für Großsanierungsmaßnahmen - rechnen die Gemeinnützigen im Neubau mit einem neuen Rekord: Aktuell befinden sich 2.376 und damit so viele Wohnungen wie noch nie gleichzeitig in Bau. 

B wie Bauträger: Was Gemeinnützigkeit bedeutet

Laut Mariachers Stellvertreter Alexander Zlotek ist es zwar nach wie vor schwierig, „Grundstücke im Rahmen unserer Obergrenzen zu erwerben. Aber die Goldgräberstimmung ist vorbei.“ Bei den Baupreisen wirken sich günstiger werdende Materialien positiv aus. „Dafür wird das Personal viel teurer. Wir hoffen aber, dass die Baupreise stagnieren“, so Zlotek.

Von der Krise profitieren

Dass die Bauwirtschaft aufgrund des Rückgangs von privaten Aufträgen kriselt, spielt den Gemeinnützigen nun wohl in die Hände. „Es schaut danach aus, dass die Bauwirtschaft Aufträge benötigt“, glaubt Mariacher. „Wir hoffen, dass es wieder mehr Wettbewerb gibt.“ Also bessere Angebote für die Bauträger. 

Flaute am Bau: Handwerk und Gewerbe leiden mit

Die Zeit steigender Zinsen scheint vorbei zu sein. Die schlugen auch auf Wohnbaudarlehen durch. Die Mehrbelastung mussten die Gemeinnützigen, die in Tirol 70.000 Wohnungen verwalten, wie auch die aus dem Ruder gelaufenen Energiekosten an ihre Kunden weitergeben, was bei diesen teilweise für Entsetzen sorgte. 

Bei den Betriebskosten hatten die gemeinnützigen Bauträger befürchtet, dass es in diesem Jahr sogar noch schlimmer kommen könnte. „Die für 2024 befürchtete Explosion sehen wir nicht“, beruhigte Mariacher auch hier.