Chronik/Österreich

Die Nachfrage bei Lebensmittel-Ausgabestellen steigt

Die Wirtshäuser sind voll, ebenso die Adventmärkte – und das trotz Teuerungen, Energiekrise und harten Pandemiejahren. Von Einschränkungen bemerkt man im Alltag wenig. Ist die Armut also wirklich auf dem Vormarsch? Ja, heißt es von der Caritas. „Armut ist so schambehaftet, dass viele sie verstecken“, sagt der Wiener Caritas-Direktor Klaus Schwertner. Offensichtlich werde sie allerdings, wenn man einen Blick auf die Zahlen werfe.

Etwa auf jene von der Lebensmittelausgabe Le+O, die in Wien und Niederösterreich insgesamt 15 Standorte hat: 2021 wurden dort durchschnittlich 17 Tonnen Lebensmittel pro Woche ausgegeben, aktuell seien es 50 oder teilweise sogar 100 Prozent mehr.

Hälfte der Bevölkerung besorgt

Ein düsteres Bild zeichnet auch eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Sora, das im Auftrag der Caritas eine Umfrage unter 1.000 Österreicherinnen und Österreichern zum Thema Teuerungen durchgeführt hat.

Demnach ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung (54 Prozent) „sehr“ bzw. „ziemlich“ besorgt, dass sie ihre Wohnung im Winter nicht ausreichend warmhalten kann. 41 Prozent der Befragten haben die Sorge, bei einem weiteren Preisanstieg auf finanzielle Hilfe angewiesen zu sein oder sich verschulden zu müssen.

Das spiegle sich auch in den Beratungen wider, sagt Schwertner. 80 Prozent der Anfragen würden sich derzeit um dieses Thema drehen.

Spenden benötigt

Ein Anstieg an Bedürftigen sei auch in den Wärmestuben zu beobachten – manchmal kämen laut Caritas ganze Familien. Kinder in den Lerncafés wären oft hungrig, weshalb dort wieder eine Jause vor der Hausübung ausgegeben wird. Vor Kurzem musste sogar wegen der erhöhten Nachfrage ein vorübergehender Ausgabestopp bei Le+O verhängt werden – laut Angaben der Caritas zum ersten Mal im 12-jährigen Bestehen der Lebensmittelausgabe.

Um für den steigenden Bedarf gerüstet zu sein, wird um Sachspenden ersucht – etwa um Reis, Öl oder auch frisches Obst oder Gemüse. Es gibt dafür mehrere Abgabestellen, etwa bei Carla Mittersteig (5., Mittersteig 10, Mo-Fr 9-17.30 Uhr, Sa 9-14.30 Uhr).

Fahrzeuge kaum einsatzfähig

Um die Lebensmittel abholen und an die jeweiligen Ausgabestellen bringen zu können, sind Abholtransporter im Einsatz. Mit einem davon kann eine knappe Tonne Lebensmittel pro Woche bzw. können etwa 240 Tonnen Lebensmittel im Jahr gerettet werden. Die Fahrzeuge der Caritas sind aber mittlerweile ziemlich in die Jahre gekommen. Zwei sind kaum mehr einsatzfähig und müssen dringend ersetzt werden. Um einen Transporter finanzieren zu können, werden 80.000 Euro benötigt.

Zudem ist geplant, die Lebensmittelabholung per Lastenfahrrad voranzutreiben – vorerst in Favoriten. Zwei Lastenfahrräder kosten 14.000 Euro.

Spendenkonto: Erste Bank, IBAN: AT47 2011 1890

8900 0000 Kennwort: Le+O