Chronik/Österreich

Corona-Krise: Hochzeitssaison droht Aufschub

Im Mai nimmt die Hochzeitssaison an Fahrt auf, bevor sie sich im Oktober wieder zur Ruhe begibt. Dieses Jahr dürfte aufgrund des Coronavirus und der damit einhergehenden Beschränkungen die Saison nach hinten verlegt oder gar auf das nächste Jahr verschoben werden. Viele Brautpaare haben bereits einen späteren Termin arrangiert, andere ziehen ihren besonderen Tag in einem kleinen Rahmen durch.

Auf Standesämtern sind Hochzeiten aufgrund einer Verordnung des Gesundheitsministeriums seit 14. April lediglich im "engen" familiären Kreis erlaubt. Davor war nur der "engste" familiäre Kreis zugelassen.

Unklare Beschränkung verunsichert viele Brautpaare

Ob und wie sich die Teilnehmerbeschränkung bis Sommer noch verändern wird, ist schwer zu prognostizieren, sorgt jedoch bei vielen Brautpaaren für Verunsicherung. "Hoffentlich erfahren wir bald, wie die Beschränkung im Sommer aussehen soll. Derzeit gibt es viele Dinge, die noch nicht eindeutig fixiert sind – etwa ob bei der Auslegung des engen Familienkreises zwischen einer Hochzeit im Freien und in einem Gebäude unterschieden werden kann", sagte Astrid Semmelmeyer, Landesleiterin der Standesbeamten Niederösterreich, im Gespräch mit der APA.

Derzeit sind bei Trauungen auf dem Standesamt in Ybbs lediglich fünf Personen zugelassen: Das Hochzeitspaar, die Trauzeugen und ein Standesbeamter. Die Trauzeugen tragen Mundschutz, auf Händeschütteln oder Umarmungen wird verzichtet. Desinfektionsmittel steht bereit, Kugelschreiber müssen nicht geteilt werden, schließlich bekommt jede Person ihren eigenen, schilderte Semmelmeyer. Von Gemeinde zu Gemeinde variiert die höchstzulässige Personenanzahl etwas. Das hat damit zu tun, dass jeweils das Hausrecht des Standesamts gilt und der Bürgermeister eine Entscheidung zu fällen hat.

Viele Brautpaare wollen diese Einschnitte nicht erdulden. "Für heuer betreuen wir aktuell 40 Hochzeitspaare. Davon haben in etwa 30 ihre Hochzeit verschoben oder gar storniert", stellte Bianca Lehrner von der Agentur "Die Hochzeitsplaner" die Situation gegenüber der APA dar. Dabei nehmen viele Rücksicht auf die Hochzeitsdienstleister und versuchen einen Termin zu finden, der für alle in Ordnung geht. "Viele Feiern werden jetzt auf November oder Dezember verschoben. Bei manchen Veranstaltungsorten sind aber die Samstage sogar schon im kommenden Jahr ausgebucht", sagte Lehrner. In so einem Fall wäre Kompromissbereitschaft gefragt und müsse die Feier auf einen Wochentag gelegt werden.

"Es gibt aber auch Brautpaare, die sich so sehr auf den Tag gefreut haben, dass sie die Restriktionen dennoch in Kauf nehmen. Sie holen die Feier aber später im größeren Rahmen nach", weiß die Hochzeitsplanerin. Auch am Standesamt Ybbs wird von manchen im kleinen Kreis geheiratet. Für den Sommer sind die Heiratstermine noch großteils eingetragen. "Wenige haben bereits auf August oder Oktober verschoben. Die meisten warten zu", sagte Standesbeamtin Semmelmeyer. Dabei würde sich bei einer Hochzeit in den unbeliebteren Monaten nicht rasend viel verändern: "In Wahrheit ändert sich nur das Datum und die Vorstellung, in einer grünen Wiese zu heiraten. Auch im Sommer braucht es einen Plan B für den Fall, dass das Wetter nicht mitspielt", meinte die Hochzeitsplanerin Lehrner.

"Geduldig sein und abwarten"

"Ich kann Brautpaaren nur raten, geduldig zu sein und abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt. Spekulationen machen die Branche zurzeit sehr schwierig", sagte Lehrner. Wenn eine Verschiebung tatsächlich notwendig werden sollte, würden Dienstleister alles tun, um die Planänderung möglichst stressfrei zu gestalten. "Wir hatten bisher noch keine Fälle, wo sich jemand unkooperativ gezeigt hätte", so die Hochzeitsplanerin. Konsumentenschützer der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich warnten jedoch zuletzt in einer Aussendung vor Dienstleistern, die derzeit hohe Stornogebühren von Paaren verlangen würden. Nach Rechtsansicht der AK-Experten wären diese aber rechtlich nicht gedeckt, da höhere Gewalt bei behördlich untersagten größeren Feiern die Leistung der Unternehmer verhindere.

Die derzeitige Lage verursacht jedoch nicht nur banges Abwarten und Hochzeiten in intimem Rahmen, sie gebiert auch so manche Geschäftsidee. Sabrina Feichtinger und Lucas Dirnbacher haben prompt auf die Situation reagiert und das Start-Up "Wedding Stream" gegründet, wie einer Aussendung zu entnehmen ist. Dahinter verbirgt sich der erste Hochzeits-Streaming-Service Österreichs. Dieser gibt Gästen, die aufgrund der geltenden Einschränkungen nicht an einer Hochzeit teilnehmen können, die Möglichkeit, die Zeremonie per Livestream zu verfolgen. Kurz vor der Trauung erhalten alle Gäste einen geschützten Link. 800 Euro muss für das Classic-Paket bezahlt werden. Wer ein eigenes Logo und spezielle Musik im Stream einbetten möchte, muss 1.000 Euro berappen. Soll die Live-Übertragung aufgezeichnet werden, erhöht sich der Preis nochmals auf 1.200 Euro.