Bankomat-Bande fuhr mit Bombe im Auto herum
Im Vorjahr benötigte es den „kosten- und ressourcenintensivsten Einsatz in der Geschichte der niederösterreichischen Polizei“, um die Gangster nach elf Bankomatcoups mit einem Schaden von 4,6 Millionen Euro zu schnappen. Dieses Mal war schon beim ersten Coup in Fernitz im Bezirk Graz-Umgebung Endstation.
In einer filmreifen – und angesichts der Verwendung von hochexplosivem Eigenbau-Sprengstoff – durchaus gefährlichen Aktion, haben Ermittler des nö. Landeskriminalamts zusammen mit der Cobra und anderen Einheiten Mittwochfrüh eine rumänische Tätergruppe aus dem Verkehr gezogen. Die Bande hatte nachts den Bankomaten im Foyer eines Supermarkts gesprengt.
Observation
Was die sechs rumänischen Kriminellen nicht wussten, war, dass die Ermittler sie bereits seit Winter 2019 auf dem Radar hatten und ihre Wege teils observiert wurden. Laut dem Leiter des nö. Landeskriminalamts, Omar Haijawi-Pirchner, spionierte die Gruppe etwa 70 mögliche Tatorte in mehreren Bundesländern aus.
Als am 18. Juni zwei Mitglieder der verdächtigen Rumänen über Ungarn und Slowenien nach Österreich kamen und in der Nähe von Graz ein Quartier bezogen, läuteten bei Ermittlern die Alarmglocken. Die Männer wurden observiert. Da wurde festgestellt, dass das Duo auf Komplizen wartete und mögliche Tatorte im Raum Fernitz auskundschaftete.
Dienstagabend gegen 22 Uhr beobachteten Observationsspezialisten der Cobra, wie die Verdächtigen plötzlich ihre Unterkunft verließen. Mehrere Personen mit Rucksäcken wurden in ein Waldgebiet neben der Mur gebracht. Danach ging es Schlag auf Schlag. Um 3.06 Uhr wurde von drei Männern ein Sprengsatz am Geldausgabeschlitz des Bankomaten angebracht und zur Detonation gebracht.
Die Gruppe flüchtete mit dem Geldladen in ein Waldstück. „Insgesamt dauert das nur vier Minuten“, so Haijawi-Pirchner. Als alle sechs Verdächtigen (zwischen 38 und 56 Jahre alt) um 5.21 Uhr vor ihrer Unterkunft in Hart bei Graz lokalisiert wurden, schlugen die Einsatzkräfte zu. Bei der Festnahme wurde ein Polizeibeamter verletzt.
Wie groß die Gefahr für die Beamten war, stellte sich bei der Durchsuchung des Täterfahrzeugs heraus. Im Kofferraum lag ein weiterer Sprengsatz des hochexplosiven TATP (Triacetontriperoxid). Das Selbstlaborat kann schon bei geringer Erschütterung detonieren. Was die Beute anbelangt, hätte das Geld die mutmaßlichen Täter wohl nicht glücklich gemacht: Durch ein Alarm-Farbpaket wurden alle Scheine eingefärbt und wären somit unbrauchbar gewesen.