Chronik/Oberösterreich

SPÖ-Tierschutzsprecher klagt Tierschutzverein Pfotenhilfe

Ausgegangen ist die nun gerichtsanhängige Sache wegen einer Veröffentlichung von Videos der "Riesenschnauzer-WM" in Kärnten, die Ende Oktober stattgefunden hat. 

Einmal mehr wurden der Pfotenhilfe Videos zugespielt, die aus Sicht des Vereins "tierschutzwidrige und gefährliche Szenen der berüchtigten Beißabrichtung" selbst bei öffentlichen Hundewettkämpfen zeigen. 

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"Unmittelbar nach Veröffentlichung der Zusammenschnitte wurden wir von SPÖ-Tierschutzsprecher und Veranstaltungsleiter Dietmar Keck der Lüge bezichtigt und Klagen gegen uns angekündigt", sagt Jürgen Stadler von der Pfotenhilfe. Dabei hätte der Verein bewusst darauf verzichtet, die Namen der Verantwortlichen öffentlich zu machen. 

Nun liegt die Klage von Keck als Veranstalter der WM und als Obmann des Hundesportverbandes Linz samt Antrag auf Einstweilige Verfügung vor. Damit wolle er die Verbreitung des Videos samt Kommentierung der Szenen verbieten und die Pfotenhilfe zur Veröffentlichung einer Gegendarstellung zwingen, ist Stadler überzeugt. 

Maulkorb für Tierschützer?

"Ich bin schockiert, dass ausgerechnet ein Tierschutzsprecher dem Tierschutz einen Maulkorb verpassen will, anstatt die Vereinbarkeit seiner Funktion mit seinem fragwürdigen 'Hobby' ernsthaft zu hinterfragen und die Konsequenzen zu ziehen", zeigt sich Pfotenhilfe-Sprecher Stadler fassungslos. 

"So ein Verhalten ist nicht nur aus Tierschutzsicht unerträglich. Wenn die SPÖ beim Thema Tierschutz weiterhin von den Wählern ernstgenommen werden will, ist Keck als Tierschutzsprecher nicht länger tragbar", stellt er auch eine Rücktrittsforderung in den Raum. 

Wobei die Kritik nach Recherchen der Pfotenhilfe zumindest etwas bewirkt habe: Dass eine Richtlinie zur Durchführung der Riesenschnauzer-WM geändert worden sei, nämlich jene: "Wenn in einem Ausrichter-Land der Stockschlag erlaubt ist, ist er trotzdem bei der ISPU-WM verboten. Der Softstock darf nur ohne Berührung des Hundes eingesetzt werden."

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Zuvor habe diese Richtlinie so gelautet, dass bei derartigen Veranstaltungen in anderen Ländern tatsächlich Hunde mit einem Gummiknüppel regelkonform geschlagen werden hätten dürfen, erläutert Stadler. 

In diesem Zusammenhang betont Stadler, dass "nie - wie von Keck in der Klage behauptet - von tatsächlichen Stockschlägen bei der "WM" gesprochen" worden sei. "Die Bedrohung damit ist ohnehin schon tierschutzwidrig. Screenshots der Versionen sind jedenfalls gesichert, um dies auch vor Gericht nachweisen zu können."

Für den Verein ist die Klage mit zwei angeführten Streitwerten in der Höhe von 21.000 und 35.000 Euro sehr unangenehm: "Es bedroht uns zwar nicht unmittelbar finanziell, aber wir sind als Verein auf Spenden angewiesen." 

Und Geld, das für Gerichtsstreitigkeiten mit Tierschutzsprechern aufgewendet werden müsse, fehle dann bei der tatsächlichen Hilfe zum Schutz von Tieren.

Der Verein wird sich jedenfalls gegen die Einstweilige Verfügung aussprechen und sich keinen "Maulkorb umhängen" lassen. Und in Richtung Keck sagt Stadler in Bezug auf dessen Vorwurf, der Verein agiere mit "Lügen": "Wir sind gespannt, ob sich Keck hinter der parlamentarischen Immunität versteckt, wenn er diesen Vorwurf zu unrecht erhoben hat."

Keck kontert mit privatem Gutachten

Dietmar Keck hingegen erklärt im KURIER-Gespräch, warum er den Gerichtsweg bestreitet: "Ich kann mich sonst nicht gegen öffentliche Vorwürfe zur Wehr setzen." Denn der Vorwurf, bei dem Wettkampf und auf dem Video sei von Tierquälerei auszugehen, sei falsch. 

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"Ich habe ein privates Gutachten von einer gerichtlich beeideten Sachverständigen über das, was auf dem Video zu sehen ist, erstellen lassen", sagt Keck, "und dieses Gutachten sagt eindeutig, dass das keine Tierquälerei ist. Jetzt muss das Gericht darüber entscheiden."

Dass auf der Website aktuell etwas geändert worden sei, stimme nicht, so Keck: "Auf alten Websites waren alte Formulierungen, die haben wir sperren lassen." 

Keck betont, dass er "seit 17 Jahren im Tierschutz tätig" und mitverantwortlich sei, dass es keine Stachelhalsbänder, Elektroschocks und Würgehalsbänder mehr gebe. "Ich liebe meine Hunde, ich würde denen doch nie etwas antun", versichert Keck, "meine Hunde lieben diese Sportart."

Private Schutzhundeausbildung verbieten

Keck versichert darüber hinaus, dass es in seinem Interesse sei, dass private Schutzhundeausbildungen verboten werden, nicht aber Sporthundeausbildungen mit tierschutzqualifizierten Hundeausbildnern. "Wissen Sie, was passiert, wenn wir das verbieten?", fragt Keck und gibt gleich die Antwort: "Die, die ihre Hunde unbedingt scharf machen wollen, gehen ins Ausland." 

"Halter sind schuld"

Was Keck ebenfalls betont: Aus seiner Erfahrung heraus seien die Halter meist verantwortlich, nicht die Hunde, wenn etwas passiert. Das gelte auch für den Fall in Naarn, den Keck heranzieht: "Die Frau wollte mit ihrem Hund Elmo eine Gebrauchshundesportausbildung machen." 

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Das habe der betreffende Verein aber abgelehnt, weil der Hund bei einem Test als nicht geeignet dafür eingestuft worden sei: "Deshalb hat der Verein das untersagt. Was sollen wir dann noch mehr machen?"

Von den 50.000 Hundebissen, die seit 2014 verzeichnet sind, sei "kein einziger von den 31.000 geprüften Hunden" erfolgt. In Naarn etwas sieht er die Verantwortung bei der Halterin, ohne einem Gerichtsverfahren vorgreifen zu wollen. "Wenn das Gericht eine Schuld sieht, muss es auch harte Strafen geben", ist er überzeugt. 

Und er sieht auch "ein Versagen des Systems", weil Nachbarn keine Anzeigen erstatten oder Bürgermeister nicht einschreiten: "Bei dem Fall mit dem Schäferhund waren schon vorher Fälle mit dem Hund bekannt. Warum hat man da den Hund nicht abgenommen?"