Chronik/Niederösterreich

Fall Huber interessiert jetzt sogar das amerikanische FBI

Der Kriminalfall „Alois Huber“ interessiert auch das amerikanische FBI (Federal Bureau of Investigation). Eine Anfrage der Spezial-Ermittler langte nur wenige Tage nach dem Attentat, bei dem drei Polizisten und ein Sanitäter von dem 55-Jährigen erschossen wurden, im Innenministerium ein.

Aber nicht, weil es Verknüpfungen oder gar Verbindungen von Huber in die USA gibt, sondern viel mehr die Brisanz des Falles interessiert die amerikanischen Sonder-Ermittler.

„Es geht nicht um den Fall an sich, sondern um das Täterverhalten“, erklärt Ministeriums-Sprecher Karl-Heinz Grundböck. Im Klartext also um die vielen „psychologischen“ und „taktischen“ Elemente, die letztlich zu den Morden geführt haben. „Das ist nichts Ungewöhnliches bei solchen Fällen“, sagt Grundböck. Österreich sei gut verknüpft, was den Austausch von besonderen Kriminalfällen anbelangt. Letztlich gehe es auch um Polizeitaktik. „Also wie man gewissen Tätern begegnet“, sagt Grundböck. Daher werden in solchen Fällen (wie in der Causa Fritzl) die End- und Evaluierungsberichte dem FBI übermittelt.

Schusswechsel

Dass nun in manchen Medien die Einsatzkräfte dafür angeprangert werden, zuerst das Feuer in Annaberg eröffnet zu haben, sorgt bis in höchste Polizeikreise für Unverständnis und Kopfschütteln.

„Der Täter, der vier Menschen auf dem Gewissen hat, ist in eine Straßensperre gekracht, hat nochmals zurückgeschoben, um dann erneut ein Polizeiauto zu rammen. Beamte des nö. Landeskriminalamtes haben nicht auf den Täter, sondern auf das Fahrzeug und die Reifen gezielt, um es zu stoppen. Das war ein rechtmäßiger Waffengebrauch zur Erreichung der Festnahme“, erklärt Polizeisprecher Johann Baumschlager.

Revierpartner

„Für uns ist das die Katastrophe.“ Noch immer ist wie beim Melker Bezirksjägermeister Bernhard Egger die Tragödie das Hauptthema in der Jägerschaft. Egger war langjähriger Freund und Jagdkollege von Alois Huber. Nachträglich betrachtet sieht der Oberförster keine Chance, wie er und seine Kameraden die kriminelle Energie Hubers entlarven hätten können. „Es war ein perfektes Doppelleben“, sagt Egger. Dem Bezirksjagdchef, der mit Huber gemeinsam ein Revier gepachtet hatte, gehen die gemeinsamen Aktivitäten mit dem Amokschützen durch den Kopf.

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Man habe gemeinsam gejagt, „einmal hat er bei sich zu Hause gekocht, dann wieder ich bei mir daheim“, schildert Egger. Man habe oft über das Revier gesprochen und so manches Bier getrunken.

Huber war nie ein Schießer, „ich habe ihn sogar auffordern müssen die Abschussliste zu erfüllen“, erklärt der Bezirksjäger. „Gar nicht so unrecht“, ist Egger, dass es für Huber kein offizielles Begräbnis geben wird, sondern später einmal eine Urnenbestattung.

Die Sonne strahlte über Annaberg, als am Dienstag der Sanitäter Johann Dorfwirth zu Grabe getragen wurde. Der 70-jährige Rettungsfahrer wurde von dem Wilderer kaltblütig erschossen, als er den verletzten Polizisten zu Hilfe eilen wollte.

Mitarbeiter des Roten Kreuzes hielten Ehrenwache an seinem Sarg, Polizei und Bergrettung stellten bei der Trauerfeier in der Pfarrkirche ebenfalls Abordnungen. „Er war menschlich bis zuletzt“, sagte Josef Schmoll, Vizepräsident des Roten Kreuzes, in seiner Ansprache vor den Hinterbliebenen.

Gewürdigt wurden von Bürgermeisterin Petra Zeh, Bezirkspolizeikommandant Michael Hochgerner und Landesvize Wolfgang Sobotka auch die vielen Verdienste des Annabergers. Dorfwirth, der Gattin Adelheid und zwei erwachsene Kinder hinterlässt, absolvierte 7000 Ausfahrten.

Eine Hundertschaft an Uniformträgern von Polizei, Rettung, Kameradschaftsbund und Feuerwehr stand gestern auch in Randegg (Bez. Scheibbs) stramm, um einen der ihren zu verabschieden. Der beim Drama ermordete 51-jährige Johann Ecker wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und der öffentlichen Körperschaften zu Grabe getragen. Gestandenen Männern standen Tränen in den Augen, als in Abschiedsreden vom hilfsbereiten Familienvater und Hobbylandwirt berichtet wurde. Bischof Klaus Küng zelebrierte das Requiem. Oberste Polizeioffiziere, Landeshauptmann Erwin Pröll und Ministerin Johanna Mikl-Leitner nahmen an der Trauerfeier teil. „Er ist Opfer eines abscheulichen Verbrechens geworden“, klagte die Ministerin.

Die Familien der Opfer und ihre sechs noch unversorgten Kinder stehen vor einer ungewissen Zukunft. Für sie haben der KURIER und das Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) eine Spendenaktion ins Leben gerufen:

Hilfe

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Kennwort: „Opfer Annaberg