Waidhofen/Ybbs: Brücke für Menschen aus 55 Nationen bröckelt nicht
Duftende und bunte Leckereien aus aller Herren Länder, die auf dicht besetzten Tischen in den Altstadtgassen genossen werden, sind coronabedingt in Waidhofen/Ybbs derzeit nicht möglich.
Doch die Aktion „Building Bridges“, die im Flüchtlings-Notstandsjahr 2015 mit einer Veranstaltung der Volksschule Plenkerstraße auf der Zeller Ybbsbrücke begann, wird auch heuer mit einer Schwerpunktwoche (27. September bis 2. Oktober) in den Blickpunkt gerückt.
„Diese wertvolle Errungenschaft in Sachen Integration pflegen wir behutsam weiter, das lassen wir nicht mehr verkommen. Es profitieren viele davon“, versichert Waidhofens Bürgermeister Werner Krammer. Immerhin leben Menschen aus 55 Nationen in der rund 11.200 Einwohner zählenden Kleinstadt im Ybbstal. „Da ziehen das ganze Jahr viele Hände an einem Strang, Integration wird bei uns in einem Netzwerk mit vielen Akteuren sehr aktiv betrieben“, schildert der Stadtchef.
"Wir waren selbst überrascht"
Als man in den Jahren 2015 und 2016 mit den großen Flüchtlingsströmen konfrontiert war, wurde die gesamte Bevölkerungsstruktur nach Menschen mit Migrationshintergrund durchleuchtet. „Wir waren selbst überrascht, wie viele Nationen bei uns zu finden sind“, erinnert sich Krammer. Deutsche Staatsbürger oder im Pflegedienst arbeitende Rumäninnen waren in der Rangliste an oberste Stelle zu finden.
Speziell für jene, die es durch Not- oder Kriegssituationen nach Waidhofen verschlagen hatte, bildeten sich rasch Initiativen, die noch immer sehr aktiv sind. Der Stadtchef nennt das „Café Miteinander“, den Verein „Mit-Menschen“ oder das „Frauenzimmer“, in dem sich Frauen zum Stricken treffen und dabei Austausch und gegenseitige Hilfe pflegen. Auch von Freiwilligen geführte Deutschlerngruppen seien hochaktiv, berichtet Krammer.
Schwerpunktwoche
Gestartet wird das nächstwöchige kleine „Building Bridges-Festival“ am Montagabend mit dem Korrespondenten Karim El-Gawhary, der die arabische Welt unter dem Kontext „Repression und Rebellion“ durchleuchtet. Weiter geht’s am Dienstag auf der Filmbühne Waidhofen mit dem vor wenigen Monaten gestarteten Kinostreifen „Me, We“.
In der Tragikomödie von David Clay Diaz geht es in mehreren Geschichten um Flucht, Migration und den alltäglichen Umgang damit. Einer der Darsteller, der in Waidhofen geborene bekannte Schauspieler mit iranischen Wurzeln Anton Noori stellt sich nach dem Filmende der Diskussion.
„Gewürztraminer & da gmischte Satz“, die Band ohne Grenzen, musiziert am Mittwoch im Rothschildschloss zwischen Gypsy, Django-Jazz, Swing und Schlager. Am Tag darauf liest Autorin Zdenka Becker aus ihrem Buch „Ein fesches Dirndl“. Am 2. Oktober gastiert abschließend die „Wiener Tschuschenkapelle“.