Tierische Patchworkfamilie: Hund kümmert sich um Känguru-Waisen
Von Caroline Ferstl
Mit ihrer Nasenspitze stupst die Hündin Keks immer wieder sanft gegen das volle Bäuchlein von Ferdinand. „Das hat sie sich von uns abgeschaut“, erzählt Wolfgang Zamazal, „nach dem Essen muss der Bauch massiert werden, für die bessere Verdauung – so wie bei einem Menschenbaby.“
Ferdinand ist aber weder ein Mensch noch ein Welpe – sondern ein Rotnacken-Känguru, das aus dem Beutel seiner Mama gefallen ist. „Warum das passiert, kann man nicht sagen. Entweder war das Kängurubaby zu wild und ist hinausgefallen, oder die Mutter hat es hinausgeworfen, weil sie gestresst war. Solange das Kleine aber nicht von selbst wieder in den Beutel zurück klettert, ist es verloren“, erklärt der Känguruexperte, der seit etwa sechs Jahren eine Kängurufarm am Harzberg in Bad Vöslau (Bezirk Baden) besitzt.
Aufzug mit der Flasche
Ferdinand kommt eigentlich aus Oberösterreich, seine Halterin hat den 52-Jährigen um Hilfe gebeten. Ein paar Monate ist das nun her, seitdem kümmert sich Hündin Keks um den Nachwuchs. „Wir ziehen das Kleine mit der Flasche auf; Kängurus brauchen eine bestimmte Ersatzmilch, da kann keine herkömmliche Milch verwendet werden“, erzählt Zamazal.
Eine Zeit lang gab es Schwierigkeiten mit der Lieferung der Spezialmilch, die Überlebenschancen des Kängurus sanken.
Mittlerweile hat sich Ferdinand aber gut erholt, hüpft durch die Wohnung und wird im Stofftuch herumgetragen – „das Kleine vermisst die Bewegung und die Wärme der Mutter“, erklärt Zamazal. Und ganz allein ist Ferdinand auch nicht: Zur Zeit wächst ein zweites Känguru in der Wohnung heran. Felix ist sein Name, es ist ebenfalls aus dem Beutel gefallen, stammt aber aus Zamazals eigenem Rudel.
Insgesamt 20 Kängurus leben auf der Farm am Harzberg, acht Rotnacken- und zwölf Parma-Kängururs. Letzte zählen zu den kleinsten Kängurus der Welt, werden nur etwa 40 Zentimeter groß – und gelten als beinahe ausgestorbene Art: Nur mehr wenige tausend Exemplaren zählt man weltweit. Wolfgang Zamazal war einst Reisebüroleiter, in Australien verliebte sich er sich in die Beuteltiere. Heute ist Zamazal Hüttenwirt – und Kängurupapa.