St. Pölten: Betagte Damen abgezockt, Bandenchef vor Gericht
Staatsanwalt Leopold Bien liest mehrere Namen vor. Es sind jene betagter Damen, die viel Geld verloren haben. Die meisten stammen aus dem Raum St. Pölten und wurden von einer Neffentrick-Bande abgezockt. Zigtausende Euro sind es, die die Beschuldigten erbeutet haben sollen. Am Montag musste der mutmaßliche Kopf der Bande, ein 32-jähriger Deutscher, auf der Anklagebank am Landesgericht St. Pölten Platz nehmen.
Komplize
Am Telefon soll der Mann den Frauen vorgegaukelt haben, ein Verwandter von ihnen zu sein. Er brauche dringend Geld, weil er eine Immobilie kaufen wolle, soll er den Pensionistinnen erzählt haben. Laut Anklage gingen dem Deutschen viele auf den Leim, das Geld holte immer ein Komplize des 32-Jährigen ab.
DNA-Spuren
Er selbst bestreitet die Vorwürfe. Er sei zwar in Österreich gewesen, doch habe er sich auf der Flucht vor der deutschen Justiz befunden. Seine angeblichen Komplizen, die zum Teil schon Haftstrafen ausgefasst haben, würden ihn zu Unrecht beschuldigen.
"Rache"
„Es handelt sich um Rache“, erzählt er. Staatsanwalt Bien spricht hingegen von einer „erdrückenden Beweislage“. So wurden auf einem Mobiltelefon, das in der Nähe eines Tatorts gefunden wurde, DNA-Spuren des Angeklagten gefunden. Er habe zwar das Handy in Händen gehabt, doch für eine Straftat habe er es nicht verwendet, gibt der Angeklagte an.
Überhaupt, so sein Anwalt, spreche sein Mandant, der in Berlin lebe, nur Hochdeutsch, den regionale Dialekt in Niederösterreich könne er gar nicht. Nachfrage des Richters an den Angeklagten: „Wo sind Sie aufgewachsen?“ „In Bayern, Herr Richter“, antwortete der 32-Jährige.
Der Prozess wurde vertagt, es sollen noch weitere Zeugen befragt werden.