Enquete in Psycho-Zentrum Mauer mit SOS um den Krisenfall Psychiatrie
Ein Symposium zur „Seelischen Gesundheit“ im Landesklinikum Mauer nutzten renommierte Psychiater zu einem Appell für einen dringenden Ausbau der psychiatrischen Versorgung und präventiver Maßnahmen durch die Gesundheitspolitik. In der Veranstaltung „Der Mensch in der Krise“ wurde vor allem auf einen dramatischen Anstieg psychischer Belastungen und Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen hingewiesen und gewarnt.
Das Klinikum Mauer ist für einen Alarm zur Verbesserung der psychischen Betreuung bestens geeignet. Laufen doch hier bereits die Vorbereitungen für die 2026 stattfindende NÖ Landesausstellung zum Thema "Wunder Mensch. Seelische Gesundheit im Wandel der Zeit“.
Im Festsaal des Klinikums wurden bei der Enquete andauernde Krisenfaktoren als Beschleuniger psychischer Belastungen aufgezeigt. Die Corona-Pandemie, der Klimawandel, Kriege, aber auch wachsende soziale Ungleichheit mit Arbeitsmarktunsicherheit und Leistungsdruck seien als Gründe für den Anstieg psychischer Erkrankungen bei Jungen, aber auch Erwachsenen sehr deutlich wahrnehmbar, berichtete Primar Christian Korbel, der ärztliche Leiter des Landesklinikums Mauer.
Kinder seien abhängiger von der Außenwelt und haben weniger Handlungsmöglichkeiten als Erwachsene. Sie scheinen somit Krisen noch stärker ausgeliefert zu sein. Mangelnde Zukunftsperspektiven und Einsamkeit belasten fast die Hälfte der jungen Menschen, führte Korbel aus. Die Folgen sind Angstzustände, Suizidgedanken, Schlafstörungen oder Essstörungen.
Paul Plener, Leiter der Uni-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Meduni Wien berichtete, dass die Arztbesuche nach Suizidversuchen bei Jugendlichen deutlich angestiegen seien. Präventions- und Therapieprogramme seien zwar seit Jahren bekannt, würden aber auf politische Umsetzung warten.
In aufrüttelnden Referaten wiesen die beiden Fachärzte auf die in den letzten Jahren verstärkte Inanspruchnahme kinder- und jugendpsychiatrischer Kliniken aber auch der niedergelassenen Praxen hin. Überlastung und lange Wartezeiten für die Patienten seien die Folge. Prävention und frühzeitige Intervention seien aber ein Schlüssel, um die steigende Zahl an psychischen Erkrankungen langfristig zu senken.
Ein zentrales Ziel dabei sei es, Menschen frühzeitig zu erreichen, meist bevor Erkrankungen entstehen oder schwerwiegender werden.
Auch im internationalen Vergleich der vorhandenen, auf Kinder und Jugendliche spezialisierten Psychiater hinke Österreich weit hinterher, zeigte Korbel auf. Während es in Österreich auf 100.00 Einwohner 19 dieser Spezialisten gäbe, sind es in Deutschland 27 und in der Schweiz 52. Auch auf die Überalterung dieser Medizinergruppe wurde hingewiesen.
Korbel macht bei der Veranstaltung auch auf die deutlichen Zusammenhänge des Klimawandels mit psychischen Belastungen mit beispielsweise erhöhten Suizidraten bei Hitzewellen aufmerksam. "Der Klimawandel ist real, wir sind die Ursache und er ist gefährlich“, so Korbel. Plener zitierte internationale Studien, die den weltweiten Anstieg psychischer Erkrankungen bei jungen Menschen dokumentieren. Als eine vieler belastender Ursachen in allen Altersschichten nannte er auch die Einengung von menschlichen Beziehungen und die Einsamkeit, aber auch der extrem steigende Zeitaufwand, den Menschen für die Internetnutzung aufwenden.
Gegenmaßnahmen
Der Uni-Professor zeigte aber auch eine Reihe von präventiven Möglichkeiten zur Steigerung der Lebenszufriedenheit und der psychischen Gesundheit auf. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und Bewegung, ausreichend Schlaf vor allem auch für Kinder oder soziale Beziehungen samt positiven Tätigkeiten, die das Belohnungszentrum des Menschen aktivieren, sind nur einige Beispiele.
In Mauer wird im Rahmen der Vorbereitung auf die Landausstellung übrigens am kommenden Samstag (10 bis 15 Uhr) im Festsaal des Klinikums ein Info-Tag für die Bevölkerung abgehalten. Es gibt geführte Touren im Klinikgelände sowie Infostände über die geplante Ausstellung und regionale Regionalprojekte im Ausstellungsjahr.