Chronik/Niederösterreich

NÖ: Heulender Wolf vor Terrassentür schockte junge Mutter

Nach der mutmaßlichen Wolfsattacke auf einer Weide mit letztendlich 14 toten Schafen in Ybbsitz in der Vorwoche, kam es Donnerstagabend in der Nachbargemeinde Hollenstein (Bezirk Amstetten) zur nächsten dramatischen Situation. 

Ein heulender Wolf auf einer Hausterrasse mitten im Siedlungsgebiet schockte eine junge Mutter.

Die Frau mit zwei Kleinkindern saß im Wohnzimmer bei Näharbeiten, als sie um 19.30 Uhr Wolfsgeheul vernahm. Sie drehte das Radio leiser, ging zur Terrassentür und sah beim Kippen des Türflügels den Wolf im Lichtschein sitzen. Erst beim Knacken des Fensterschlosses sprang das Tier auf und lief davon.

"In größter Sorge"

"Die Frau ist natürlich in größter Sorge, wir hatten vor einer Woche im Siedlungsgebiet schon eine Sichtung“, berichtet die Hollensteiner Bürgermeisterin Michaela Zebenholzer (SPÖ). 

Von der Mutter noch am Abend verständigt, habe sie gleich in der Nacht das Ersuchen um einen Entnahmebescheid bei der Behörde gestellt, so die Ortschefin. Die Ängste in der Bevölkerung könne sie nachvollziehen, so die Ortschefin. Gemeinsam mit der Betroffenen füllte sie heutigen Freitag das Sichtungsprotokoll aus.

Mit der früheren Dunkelheit am Abend würden sich die Sichtungen häufen, weil sich das Tier auch früher in die Nähe der Siedlungen traue, glaubt die Bürgermeisterin. Aufgehalten habe sich das Tier aber schon den ganzen Sommer in der Gegend, ist sie überzeugt. 

Neun tote Schafe

Schon im vergangenen Juli gab es im Gemeindegebiet von Hollenstein Wolfsalarm, als am Königsberg insgesamt neun Lämmer und Schafe auf zwei Bauernhöfen von einem Wolf getötet oder schwerstverletzt worden waren. Zu der in der Vorwoche in Ybbsitz passierten Attacke auf der Schafweide unweit eines Gehöfts liegen noch keine DNA-Ergebnisse vor.  

Wie im Sommer und zuletzt nach der blutigen Attacke in Ybbsitz sowie jetzt nach dem Geheul beim Wohnhaus fordert der Verein Wolfstop rasch eine schärfere Vorgangsweise gegen Wölfe in NÖ. Schon im Frühjahr habe man Vorschläge unterbreitet, in welche Richtung die im Vorjahr in NÖ beschlossene Wolfsverordnung nachjustiert werden müsse, sagte Wolfstop-Sprecher Gerhard Fallent. Vorfälle, wie jener bei einem Wohnhaus in Hollenstein seien untragbar.

Bei dem nun erneut auffällig gewordenen Wolf in Hollenstein dürfte es sich um jenen Einzelgänger handeln, der unter der DNA-Kennung 269 MATK schon den gesamten Sommer im voralpinen Gebiet aufgefallen war. Unter den Sachkundigen wird der Zuzügler „der Italiener“ genannt. 

Mit seinen nun vermehrten Sichtungen im Siedlungsgebiet dürfte die Entnahme des Tieres durch Jäger aber nur mehr eine Frage der Zeit sein.