NÖ-Digitaloffensive: IT-Fachkenntnisse für Junglehrer verpflichtend
Bei der vom Bund initiierten Digitalisierungsoffensive sind in Niederösterreich an den dafür in Frage kommenden Schulen 20.000 von geplanten 34.000 Tablets oder Laptops bereits an die Schüler ausgeliefert. 93 Prozent aller Schulen, so viele wie in keinem Bundesland, beteiligen sich an der Aktion. Deshalb sehen sich die zuständige Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister und NÖ Bildungsdirektor Johann Heuras auf einem guten Weg.
Wenn man der Pandemie etwas Positives abringen wolle, dann die Tatsache, dass sie die Digitalisierung an den Schulen um Jahre beschleunigte, so Teschl-Hofmeister. In die Verteilaktion der Geräte seien 343 Schulstandorte mit 1.516 Klassen und rund 30.000 Schüler eingebunden. Mit den Lehrern komme man auf 34.000 Geräte.
Bei einer Gerätemarke komme es derzeit zu Lieferschwierigkeiten. „Unser Bundesland ist nicht nur bei der Verteilaktion sehr gut unterwegs, zusätzlich zur Hardware stellen wir auch die Man- und Womanpower zur Verfügung“, schilderte Teschl-Hofmeister in der St. Pöltener Theodor-Körner-Mittelschule. Dort sind es sieben von 13 Klassen, die die neuen IT-Geräten bereits im Unterricht nutzen können.
Unterstützung
Zur IT-Unterstützung der Lehrer gebe es zusätzlich zu den 70 IT-Koordinatoren auch drei Spezialisten pro Bildungsregion, außerdem habe man die vom Bund aufgestockten Stunden der IT-Schulkustoden seitens des Landes verdoppelt, beschrieb Teschl-Hofmeister die unterstützenden Maßnahmen. Auch eine eigene Online-Sprechstunde für Lehrer wurde eingerichtet.
Wie auch Bildungsdirektor Heuras verdeutlichte, sei NÖ das einzige Bundesland, das in den Dienstvertrag für Junglehrer die digitale Grundkompetenz aufgenommen habe. „Innerhalb der ersten Vertragsjahre müssen die Lehrer IT-Fortbildungskurse belegen“. Für die Fortbildung habe man zudem 200 Plätze an den Pädagogischen Hochschulen gebucht, so Heuras. Die Digitalisierungsoffensive in einem Corona-Jahr flächendeckend zu etablieren, habe weitgehend hervorragend funktioniert, befand der Bildungsdirektor. „Die Geräte sind Werkzeuge, die pädagogisch und didaktisch sinnvoll einzusetzen sind, genauso wichtig ist aber die menschliche Begleitung der Schüler und die Betreuung der Lehrer“, sagte Heuras.
Zusätzlich zu der neu installierten zusätzlichen Wochenstunde „Digitale Grundbildung“ in den Sekundarstufen ab Herbst „sollen die Geräte aber auch im Unterricht überall dort eingesetzt werden, wo das sinnvoll ist“, forderte Heuras.
Expertenmeinung
Als fachlichen Berater in der Digitalisierungsoffensive holte das Land NÖ den Genetik-Forscher Markus Hengstschläger an Bord. Er lobte den nö. Ansatz, nämlich nicht nur die Geräte an die Schüler weiterzugeben, sondern auch die Implementierung voranzutreiben. „Die Zeit der digitalen Transformation und Revolution bringt unglaubliche Chancen zum Wohle der Gesellschaft, wenn sich die nächste Generation von Anfang an die Geräte an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine gewöhnt“, sagte er.
Die digitale Bildung müsse aber auch sensible und kritische Aspekte beachten, so Hengstschläger. Er führte dabei den Datenschutz, die Privatsphäre, die Konsequenzen des digitalen Fußabdrucks oder die Fragen nach Recherche und Zuverlässigkeit von Quellen und nicht zuletzt die digitale Ethik bis hin zum Mobbing im Internet an.
Selbstbehalt
Zu jedem ausgeteilten IT-Gerät müssen die Eltern einen Selbstkostenbeitrag von rund 100 Euro beisteuern. Für sozial Schwache gebe es jedenfalls Unterstützung, sodass kein Kind auf der Strecke bleibe, versicherte Heuras.