Neue Frische für die Sommerfrische
Von Markus Foschum
Schon die Habsburger Kaiserfamilie oder Ludwig van Beethoven kehrten der Großstadt gerne mal den Rücken und holten sich am Land neue (Sommer-)Frische. Naheliegend, dass der Wienerwald und die Thermenregion da beliebte (und rasch zu erreichende) Ziele waren. Naherholungsziel nicht nur für Wien ist die Region heute noch. Einer pandemiebedingten touristischen Schwächephase will man nun mit neuer Frische entgegenwirken.
„Wir waren verwöhnt“, meint Landesrat Jochen Danninger und meint damit die touristische Entwicklung der Region bis 2019. Damals wurden hier 1,7 Millionen Nächtigungen verzeichnet, doch dann kam Corona. Im Vorjahr waren es immerhin wieder rund 900.000 Nächtigungen, 110.000 mehr als 2020. Die Richtung stimmt also.
„2022 wird das Jahr des Aufschwungs für den Tourismus in Niederösterreich“, ist Danninger sicher. Im Wienerwald und in der Thermenregion will man mit Konzentration auf die regionalen Stärken nachhelfen. Erstens wäre da die Kultur, die von den Stiften Klosterneuburg oder Heiligenkreuz über vielfältige Theateraktivitäten und Ausstellungen bis zur Outdoor-Fotoausstellung La Gacilly in Baden reicht.
Zweite Stärke ist die Kulinarik mit viel Wirtshaus- und Heurigenkultur. Und heuer soll im September auch wieder zur Genussmeile, der längsten Schank der Welt auf zehn Kilometern zwischen Mödling und Bad Vöslau, geladen werden. Rund 90 Winzer schenken in den Weingärten aus, Tausende Besucher werden nach zweijähriger Pause zu der Leit-Veranstaltung wieder erwartet.
Drittens – natürlich– die Natur. Der namensgebende (Wiener-)Wald lädt zum Wandern, Spazieren oder zum Radeln auf 1.350-Kilometern markierter Mountainbikewege ein. Ein boomender Markt.
Neu in der Tourismusregion ist mit Michael Wollinger auch der Geschäftsführer. „Wir wollen die Stärken stärken. Vieles gibt es bereits, aber wir wollen auch neue touristische Produkte entwickeln.“
Im Konkreten soll es verstärkt geführte Touren in Kombination mit verschiedenen Themen geben. Bei „Geschmack des Waldes“ etwa lernt man bei einem Spaziergang nicht nur etwas über die Natur, sondern kann auch Wein aus Eichenfässern oder über Buchenholz geräucherten Käse verkosten. Eine andere Tour hat Achtsamkeit und Entschleunigung zum Thema, die Teilnehmer sind eingeladen, die Geräusche und Gerüche des Waldes bewusst wahrzunehmen. Auch geführte E-Mountainbike-Touren sind im Angebot.
Bewegung und Kulinarik kombiniert der ganz neue „Rad-Genuss-Tag“ am 7. Mai entlang des Triesting-Gölsental-Radweges, wo man sich ein buntes Angebot vom Frühschoppen bis zum Kinderprogramm erradeln kann.
Mehr Nächtigungen
All das soll Gäste in die Region bringen, und das für möglichst lange Zeit. Denn schon in Vor-Corona-Zeiten standen 1,7 Millionen Nächtigungen mehr als 9,3 Millionen Tagesausflüglern jährlich gegenüber. „Wir wollen verstärkt vom Tages- zum Nächtigungstourismus kommen“, betont Michael Duscher, Geschäftsführer der Niederösterreich Werbung. Dazu will man den Gästen vermehrt eine „Melange“ aus verschiedenen Themen servieren wie etwa „Kultur beim Winzer“, wo Heurigentradition auf Musik, Literatur oder Kabarett trifft. Mit dem Hintergedanken, dass der Gast dann auch gleich eine Nacht in der Region bleibt.
Dafür wird auch die Zusammenarbeit im größeren Netzwerk des niederösterreichischen Tourismus verstärkt. Badens Bürgermeister Stefan Szirucsek, Generalversammlungsvorsitzender von Wienerwald Tourismus, stellt das Wir-Gefühl in der Region in den Fokus und die Bedeutung der Natur als Erholungsraum. „Genussvolles Auftanken im Grünen“ ist demnach auch die Kernbotschaft.