Chronik/Niederösterreich

Nach Bluttat in Vösendorf: Ein (noch) ungelöstes Mordrätsel

Es ist der einzige ungeklärte Mordfall im Jahr 2019 in Niederösterreich – und es waren in diesem Jahr immerhin 19 Bluttaten im Bundesland. Vor wenigen Tagen hat sich das Verbrechen am 61-jährigen Landwirt Franz U. am 2. Oktober 2019 in Vösendorf zum ersten Mal gejährt. Obwohl die Mord- und Tatortermittler des nö. Landeskriminalamtes bereits alles Erdenkliche unternommen haben, um das Kriminalrätsel zu lösen, ist ihnen der entscheidende Durchbruch noch nicht gelungen.

Durch die Veröffentlichung bisher unbekannter Ermittlungsergebnisse und Fotos erwarten sich die Fahnder nun neue Ermittlungsansätze, um die gesuchten Verbrecher endlich schnappen zu können. Der Chef der Mordkommission, Hannes Fellner, ist sich sicher, dass es sich um zumindest zwei Täter handelt. Durch die Spurenlage und die enorme Brutalität, die bei dem Opfer zu einer tödlichen Brustkorbkompression geführt hat, kann man davon ausgehen, dass es nicht eine Person alleine war, so Fellner.

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Es deutet alles darauf hin, dass Franz U. das Opfer einer sogenannten Home Invasion wurde. Also ein Raubüberfall oder Einbruch, bei dem die Kriminellen auf den Bewohner treffen und die Lage eskaliert. Die Tatzeit liegt zwischen 19.30 Uhr am 1. Oktober 2019 und der Auffindung der Leiche am 2. Oktober um 08.35 Uhr. „Wir gehen davon aus, dass der Angriff eher vor Mitternacht stattgefunden hat“, erklärt der Mordermittler. Franz U. war alleine zu Hause, seine Frau bei Verwandten in Rumänien.

Die Täter sind ohne Gewalteinwirkung auf das Anwesen gelangt. Einbruchsspuren gibt es jedenfalls keine. Womöglich hat sie das Opfer selbst hereingelassen. Der Polizei ist daher wichtig, zu wissen, wer zum Tatzeitraum oder die Tage davor auf der Ortsstraße 116 oder am rückwärtigen Eingang des Streckhofes in der Rossdorfstraße eine verdächtige Beobachtung gemacht hat. „Es gibt einen vagen Hinweis auf verdächtige Personen, die angeblich herum geschlichen sind, aber keine konkreten Anhaltspunkte“, erklärt Fellner. Den Spuren nach zu schließen, ist es im Haus zu einem erbitterten Kampf gekommen. Das eher kräftig gebaute Opfer hatte gegen die Angreifer jedoch keine Chance. Die Brutalität, mit der die Peiniger vorgegangen sind, lässt auf eine „hohe kriminelle Energie“ schließen.

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Die Täter dürften ihr Vorgehen jedenfalls geplant haben. Darauf deuten Kabelbinder als Fesselungswerkzeug hin, die die Spurensicherung am Tatort sichergestellt hat. Bisher sind alle Nachforschungen zu den weißen Kunststoffverschlüssen im Sand verlaufen. „Diese Kabelbinder sind weder in Österreich noch in Deutschland im Handel erhältlich. Sie sind mit dem Code ,S3 25’ und ,S3 28’ beschriftet. Uns interessiert, ob jemand weiß, wo die Kabelbinder hergestellt oder verkauft werden“, sagt Fellner.

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Sonst haben die Mörder alle Anstrengungen unternommen, um ihre Spuren zu verwischen. Nachdem sie sämtliche Räume und Kästen im Haus durchsucht hatten, wurde der Schaum eines Feuerlöschers versprüht. Das machte die Arbeit der Tatortspezialisten nicht gerade einfacher.

Ab-Hof-Verkauf

Franz U. war in Vösendorf und Umgebung bekannt für seinen Ab-Hof-Verkauf von Fleisch und Wurstprodukten. Auf dem Anwesen befindet sich im vorderen Bereich das Wohngebäude, rückwärts die Zufahrt zum Wirtschaftshof. Bei der hinteren Einfahrt machten die Ermittler eine äußerst interessante Entdeckung.

Bei einem dortigen Rolltor gab es eine Schnur mit zwei Kunststoffkugeln (grün und rot) zum Entriegeln des Einfahrtstores. „Aus irgend einem Grund wurden die Kugeln abgeschnitten und mitgenommen“, erklärt Fellner. Die Kriminalisten vermuten, dass einer der Täter das Tor vielleicht ohne Handschuhe geschlossen hat und keine Fingerabdrücke oder DNA zurücklassen wollte. Die im Durchmesser zirka fünf Zentimeter großen Kugeln sind ebenso verschwunden wie das Mobiltelefon des Opfers, Marke „CAT B25“ sowie ein Siemens Schnurlostelefon.

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Das Landeskriminalamt Niederösterreich bittet um sachdienliche Hinweise unter der Rufnummer 059133-30-3333.

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