Chronik/Niederösterreich

Mit 17 Jahren geht Traum beim FC Bayern in Erfüllung

Die Geschichte erinnert an jene von Tennis-Ass Dominic Thiem. Schon als Dreijähriger machte Emilian Metu keinen Schritt ohne Ball – nur in seinem Fall war es das runde Leder und kein Filz. Mit erst 17 Jahren geht für den Ausnahme-Kicker aus Wiener Neustadt nun ein Traum in Erfüllung. Nach einem Probetraining kam der Anruf vom FC Bayern. „Wir nehmen dich!“ Seither gibt es einen riesigen Hype um den jungen Athleten.

Der KURIER hat sich auf Spurensuche begeben und die Familie des Fußballers in Wiener Neustadt getroffen. Vater Henry stammt aus Nigeria, Mutter Gerda ist Lehrerin. Nur wenige Meter trennt das Elternhaus von der Sportanlage des ESV Haidbrunn-Wacker – dem Traditionsfußballverein der Stadt. Schon als kleines Kind hat Emilian durch das Fenster des Kinderzimmers immer auf den grünen Rasen geblickt und wollte mit den Großen mitspielen, erinnern sich die Eltern.

„Er hat immer genervt, aber er war anfangs noch zu jung. Mit der Schule hat dann alles begonnen. Da war er nicht mehr zu bremsen“, schildert Gerda Metu. Das außergewöhnliche Ballgefühl ihres Kindes manifestierte sich schon früh. Als Siebenjähriger jonglierte er mit den Füßen den Ball, wie es kein Gleichaltriger zustande brachte. Auch in der Schülerliga glänzte das Nachwuchstalent.

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Papa Henry wollte dem Junior den Sport mehr von der wissenschaftlichen Seite näherbringen, erinnert sich seine Frau. Er kaufte dem Sohn Schulungsvideos von den Trainern der Bayern. Aber der Bub stand lieber am Platz, als vor dem Fernseher zu sitzen. „Was ihn sicher weitergebracht hat, war, dass er immer mit Älteren gespielt und davon auch profitiert hat“, schildert Vater Henry.

Vielleicht war es aus fußballerischer Sicht auch ein gutes Omen, dass sein Vater in dem Jahr mit dem Club 83 in Wr. Neustadt Meister wurde, als Emilian zur Welt kam.

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Die Basis für sein fußballerisches Können, da sind sich die Eltern einig, hat der Verein gelegt. „Sie leisten wirklich tolle Jugendarbeit. Vor allem haben sie im Verein immer das Multikulturelle gelebt“, sagt Gerda Metu. Kinder aller sozialen Schichten und verschiedenster Herkunft kämpften Seite an Seite um den Sieg. Konflikte wegen der Ethnie oder Hautfarbe gab es keine, der Sport schaffte eine verbindende Brücke.

Bayern haben ein Auge auf ihn geworfen

Mit 14 Jahren gelang Emilian über das Landesverbandsausbildungszentrum (LAZ) der Sprung in die Fußballakademie nach St. Pölten. Auch die Talentsucher von Red Bull wurden damals auf ihn aufmerksam, aber die Eltern wollten den Druck auf ihr Kind nicht noch weiter erhöhen. „Bei einem Hallenturnier des Nationalteams hat uns dann jemand geflüstert, dass die Bayern ein Auge auf ihn geworfen haben“, schildert seine Mutter.

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Mittelfeld

Im Sommer des Vorjahres schaffte der Mittelfeldspieler den nächsten Karrieresprung mit einem Engagement beim Bundesligisten SKN St. Pölten. Um mehr Spielzeit zu bekommen war er später für einen Einsatz in der Zweiten Liga beim SKU Amstetten im Gespräch. „Aber bei der Heimfahrt von einem Probematch läutete das Handy. Ich sollte sofort zu einer Testwoche nach München. Da habe ich nicht lange nachdenken müssen“, erinnert sich der 17-Jährige.

Nach fünf Tagen Quarantäne war er heiß darauf, am Campus der Bayern zu zeigen, was in ihm steckt. Auf die Frage, wie die Profis des Rekordmeisters mit einem Youngster umgehen, meint der Kicker: „Es war eine geile Mischung. Einerseits sehr human und freundlich, aber auch extrem strikt und professionell“. Der menschliche Umgang werde bei den Bayern großgeschrieben, das habe ihn sehr beeindruckt.

Die anfängliche Nervosität war rasch verflogen und mit seiner Leistung scheint er geglänzt und überzeugt zu haben. Der zentrale Mittelfeldspieler hat einen Vertrag bis Juni 2025 unterschrieben und ist vorerst für die zweite Mannschaft vorgesehen. Sein Ziel ist die deutsche Bundesliga und natürlich die Champions League. „Emilian ist in seinem Jahrgang ein großes Talent auf seiner Position. Wir sind glücklich, dass er sich für den FC Bayern entschieden hat und hier die nächsten Schritte gehen möchte“, sagt Campus-Leiter Jochen Sauer.

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Dass es ausgerechnet der „Stern des Südens“ ist, dessen Trikot er überstreifen wird, sei für ihn wie Weihnachten und Ostern zugleich. „Bayern war immer mein großer Traum. Meine ganze Familie war ständig bei Freunden in München und ich wollte unbedingt einmal für diesen Verein spielen“, sagt der 190 Zentimeter große, und laut seinen Trainern physisch sehr starke Spieler. Er fällt vor allem durch seine Präsenz am Platz auf.

Das Bewegungstalent scheint bei den Metus übrigens in der Familie zu liegen. Emilians älterer Bruder Jonathan (21) war ein international erfolgreicher Turniertänzer. Er ist derzeit Student der Performing Academy und wird demnächst im Musical „On Your Feet“ und in Marcus Strahls Inszenierung „Der Schüler Gerber“ bei den Wachaufestspielen in Weißenkirchen auf der Bühne zu sehen sein.