"Great Spas": Welterbe soll baden gehen
Von Markus Foschum
„Ich hätte mein Leben nicht geglaubt, dass ich so faul sein könnte, wie ich hier bin. Wenn darauf ein Ausbruch des Fleißes folgt, so kann wirklich was Rechtes zustande kommen“, Ludwig van Beethoven zeigte sich schon 1804 von der entspannenden Wirkung der Kurstadt Baden bei Wien begeistert, 15 Sommer verbrachte er hier. Kurz zuvor, 1793, hatte ein Besuch von Kaiser Franz II. die Stadt zur imperialen Baderesidenz und in Folge zum Kurort von Weltrang gemacht. Eine große Vergangenheit, die Baden nun auf die Welterbeliste bringen dürfte.
In ganz Europa sprudelte im 19. Jahrhundert die Badekultur als Frühform des modernen Tourismus, wobei die Kurstädte nicht nur aus gesundheitlichen Gründen gefragt, sondern auch gesellschaftliche Treffpunkte waren. Der Bade-Boom drückte sich auch architektonisch prägend im Stadtbild aus.
Entscheidung in China
Elf geschichtsträchtige Bäder haben sich gemeinsam als Weltkulturerbe beworben. Die „Great Spas of Europe“ sind neben Baden, Spa (Belgien), Františkovy Lázně, Karlovy Vary, Mariánské Lázně (Tschechien), Vichy (Frankreich), Bad Ems, Bad Kissingen, Baden-Baden (Deutschland), Montecatini Terme (Italien) und City of Bath (Großbritannien). Seit 2012 arbeiten die elf Kurstädte aus sieben Ländern daran, auf die Welterbeliste zu kommen, und nun dürfte man kurz davor stehen.
„Es sollte eigentlich nichts mehr schiefgehen“, meint Stadtrat Hans Hornyik. Was den Badener Welterbe-Beauftragten so zuversichtlich stimmt, ist eine Empfehlung von ICOMOS, dem Beratergremium des Welterbekomitees, vom 4. Juni. Darin wird bestätigt, dass die „Great Spas of Europe“ ein außergewöhnliches Zeugnis für das europäische Bäderphänomen darstellen und empfohlen, die Städte aufzunehmen.
Ob die Auszeichnung tatsächlich verliehen wird, zeigt sich bei der 44. Sitzung des Welterbekomitees vom 16. bis 31. Juli im chinesischen Fuzhou. Man werde gebannt die Entscheidung verfolgen, sagt Stadtchef Stefan Szirucsek. Allerdings nicht vor Ort – die Sitzung findet online statt.
Daumen werden in der Bundes- und Landespolitik gehalten. Bundeskanzler Sebastian Kurz wünscht viel Erfolg und würdigt die Stadt als einzigartig „in ihrer historischen Erhaltung sowie der Kombination aus modernem Lebensraum und Thermenregion“. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betont, dass sich Baden mit dieser Nominierung „in die Liste der bedeutendsten Kultur- und Kurorte“ einreihe.
Der Handlungsspielraum der Stadt, aber auch privater Hausbesitzer, was das Ortsbild angeht, soll sich mit dem prestigeträchtigen Titel nicht verändern.
Nur bei Bauprojekten ähnlich dem Wiener Heumarkt (ein Hochhaus-Projekt sorgt dort seit Jahren für Welterbe-Diskussionen) werde die UNESCO wohl aktiv werden, aber Ähnliches habe man in Baden sowieso nicht vor. Man wolle ganz im Gegenteil den Flair der alten Bäderkultur erhalten.