Nach fast 20 Jahren: Bauprojekt "Glasfabrik" in Brunn am Gebirge startet
Von Stefan Jedlicka
Manch einer hatte schon an der tatsächlichen Umsetzung des Projektes gezweifelt.
Nicht wenige wünschten sich auch, dass das Vorhaben in der Versenkung verschwindet. Doch nach insgesamt fast 20 Jahren Vorlaufzeit wird das "quartier21" auf dem Areal der ehemaligen Glasfabrik in Brunn am Gebirge (Bezirk Mödling) nun realisiert.
Abbrucharbeiten noch heuer
Alle erforderlichen Genehmigungen liegen vor, noch heuer soll mit dem Abbruch der noch auf dem Gelände befindlichen Logistik-Hallen begonnen werden. Einen Start der Bauarbeiten planen die Grundeigentümer - die Wiener Städtische Versicherung sowie die Wohnbaugenossenschaft "Neue Heimat" - im zweiten Halbjahr 2025.
Begonnen hatte das Langzeit-Projekt nach dem Erwerb des rund 90.000 Quadratmeter großen Areals durch Wiener Städtische und "Neue Heimat" zunächst mit einer langwierigen Sanierung des kontaminierten Erdreichs. Als erste Pläne für die künftige Bebauung der Grundstücke schließlich vorgelegt wurden, regte sich auch erster Widerstand dagegen im Ort.
Maximal 580 Wohnungen
ÖVP, FPÖ und Grüne übten vor allem an der Größe des Vorhabens und der ursprünglich angepeilten Zahl von bis zu 1.000 neuen Wohnungen Kritik. Zwischen den Grundeigentümern und der SPÖ/Neos-Gemeindeführung wurde daraufhin eine Vereinbarung unterzeichnet, die Rahmenbedingungen für das Projekt festlegte. Diese "Drittellösung" sah unter anderem eine Beschränkung auf maximal 580 Wohneinheiten vor.
Je ein Drittel des Areals sollte für Grünflächen und kommunale Einrichtungen verwendet werden. Doch der Vorschlag wurde in einer von der ÖVP geforderten Volksbefragung im Jänner 2023 von mehr als 60 Prozent der Teilnehmer abgelehnt.
Große Grünfläche im Zentrum
Eine neue Übereinkunft sieht nun im Zentrum des Geländes einen 7.000 Quadratmeter großen, öffentlich zugänglichen Park vor, die Zahl der Stockwerke wird auf maximal sechs beschränkt - wobei in den Erdgeschosszonen Platz für Nahversorger, Arztpraxen oder Kinderbetreuungseinrichtungen vorgesehen ist. Dachbegrünungen und Photovoltaikanlagen sind auf allen Gebäuden vorgeschrieben.
Rund 10.000 Quadratmeter kauft die Gemeinde selbst an. Deren Nutzung ist noch offen, man könne sich beispielsweise Pflege, oder Kinderbetreuungseinrichtungen vorstellen – definitiv werde man dort aber keine Wohnungen errichten, betont Bürgermeister Andreas Linhart (SPÖ).
Generell sei er aber froh über die neuen 580 Wohneinheiten, die in mehreren Bauabschnitten errichtet werden sollen. Denn auf sie warten aktuell bereits mehr als 350 Brunnerinnen und Brunner auf einer Warteliste der Gemeinde.
Geringere Versiegelung
Man wolle "leistbaren Wohnraum" schaffen, versichert Klaus Wiltschnigg, Prokurist der Wiener Städtischen. "Unsere Vision für das quartier21 war immer, einen offenen und lebenswerten Ortsteil zu schaffen." Und "Neue Heimat"-Geschäftsführer Christian Wieseneder betont: "Das ehemals gemischte Industrie- und Gewerbegebiet wird in eine moderne, multifunktionale Zone umgewandelt."
Früher habe die Versiegelung "fast 100 Prozent" betragen, künftig werden es "nur ungefähr 30 Prozent" sein.
Wert lege man auf "leistbare Wohnungen", sind sich Eigentümer und Gemeinde einig. "Das heißt nicht, dass es Billig-Wohnungen werden, aber auch kein Luxusprojekt", so Linhart mit Hinweis auf die gehobenen Preise für Wohnraum im Wiener Umland.
Mindestens 50 Prozent aller Einheiten müssen nach den Richtlinien des gemeinnützigen Wohnbaus errichtet werden. "Und wir werden dafür sorgen, dass auch der frei finanzierte Teil leistbar bleibt", verspricht Wiltschnigg.
Erste Wohnungen ab Herbst 2027
Bei der Vergabe sei ein Vorrang für Brunner Gemeindebürger vereinbart worden. "Vormerkungen sind aber derzeit noch nicht möglich", bittet Linhart noch um Geduld. Erste bezugsfertige Wohnungen werde es wohl nicht vor dem Herbst 2027 geben. "Insgesamt ist das Projekt auf 10 bis 20 Jahre ausgelegt", kündigt Andreas Dominko, Prokurist der "Neuen Heimat", an. "Je nach Bedarf und Verfügbarkeit der Fördermittel." Die Wohnungsgrößen werden von 45 bis 80 Quadratmetern reichen.
Oberirdische Parkplätze sind nicht vorgesehen. Es wird Tiefgaragen geben - mit einem Verhältnis von 0,7 Stellplätzen pro Wohnung, wie Wiltschnigg ankündigt.
Denn man verweist auf die besonders gute öffentliche Anbindung des neuen Ortsteils. "Das quartier21 hat ja praktisch seinen eigenen Autobahnanschluss", sagt Vizebürgermeister und Verkehrsreferent Christian Schmitzer (Neos).
Eigene S-Bahn-Haltestelle
Im Zuge des Ausbaus der ÖBB-Südstrecke wird außerdem in den kommenden Jahren eine eigene S-Bahn-Station direkt auf dem Areal errichtet. "Rad- und Fußwege werden angelegt und schließen direkt an die umgebende Rad- und Fußweginfrastruktur an", so Schmitzer.