Chronik/Niederösterreich

Geheimnisse des Marchfelds enthüllt

Wer ans Marchfeld denkt, der hat sofort ein Bild im Kopf – aber welches nur? Für die einen ist es die Kornkammer Österreichs, andere denken an unfruchtbare Steppen. Hat hier die Natur die Oberhand? Oder doch eher die Kultur? Die Störche sind untrennbar mit dem Marchfeld verbunden, ebenso die Erdölfelder, die hier seit den 1950er-Jahren bewirtschaftet werden.

Die diesjährige Landesausstellung hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Gegensätze – die „Marchfeld Geheimnisse“ – aufzuarbeiten. Im Fokus steht dabei die enge Beziehung zwischen dem Mensch und der Natur, die die Region über Jahrhunderte geprägt hat. Mit archäologischen Fundstücken und heimischen sowie internationalen Exponaten wird die Geschichte des Marchfelds erlebbar gemacht.

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Neuentdeckung

„Es geht um eine Neuentdeckung des Machfelds“, sagt Armin Lausegger, wissenschaftlicher Leiter der Ausstellung. Auch er und sein Team von 60 Wissenschaftlern mussten die Region und ihre Geschichte, über die es bisher nur wenige, sehr punktuelle Arbeiten gab, erst für sich erschließen. In vielen Gesprächen wurden die Bilder, die das Marchfeld in unseren Köpfen erzeugt, diskutiert.

Um die große geschichtliche Spanne der Ausstellung von der Eiszeit bis in die Gegenwart erlebbar zu machen, setzte das Team bei den Exponaten der Landesausstellung an. Zwei Jahre dauerte es, die Ausstellung zu gestalten.

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Spannungsfeld

Unterm Strich konzentrierte sich das Kuratoren-Team auf neun Schwerpunkte, die in den frisch renovierten Räumlichkeiten des Schlosses Marchegg präsentiert werden. Dabei dreht sich alles um das Spannungsfeld von Mensch, Natur und Kultur, das sich auch in der Gestaltung der Räumlichkeiten wiederfindet: Jene, die sich mit der Natur auseinandersetzen, sind von organischen Formen geprägt, während ein lineares Design für den Einfluss durch die Menschen steht.

Einst wilde Naturlandschaft, hat die Ansiedelung des Menschen das Marchfeld entscheidend verändert. Vor etwa 7.500 Jahren ließen sich die frühen Viehzüchter und Ackerbauern in der Region nieder. Prägend waren stets die zwei Flüsse, die das Marchfeld umfließen: Die Donau und die March. Dass der Mensch der Landschaft aber bei Weitem nicht nur Gutes tat, zeigt die Geschichte: Bis ins Jahr 1300 wurden rund 100 Siedlungen im Marchfeld gegründet, damals war Marchegg mit seinem Schloss die zweitgrößte Gründungsstadt des Herzogtums Österreich. Die massiven Eingriffe durch den Menschen schadeten der Natur nachhaltig; weite Landstriche verödeten, die Bevölkerungszahlen gingen zurück. Auch die Industrielle Revolution hinterließ ihre Spuren in der Region. Zugleich war das Marchfeld mit seinen Naturschutzgebieten und der Besetzung der Hainburger Au auch die Wiege der modernen Umweltpolitik.

Zukunftsmusik

Die Ausstellung will dank interaktiver Elemente auch Kinder begeistern. Sie wurde so konzipiert, dass auch Menschen mit Beeinträchtigung die Inhalte erleben können.

Das Team um Lausegger konzentrierte sich bei der Aufarbeitung aber nicht nur auf die Vergangenheit, sondern will Denkanstöße für die Zukunft liefern: „Wir haben es selbst in der Hand, die Natur und unsere Lebensräume zu gestalten“, sagt er. Besonders die letzte Station soll die Besucher zum Verweilen einladen und zu Diskussionen über das Marchfeld und die vielen Gegensätze, die in dieser Region aufeinandertreffen, anregen.