Chronik/Niederösterreich

„Fliegendes Auge“ stört nicht mehr die Nachtruhe

Die lärmgeplagten Anrainer rund um die Meidlinger Kaserne in Wien haben den Moment lange herbeigesehnt. In Zukunft werden sie wieder besser schlafen können. Mit der Eröffnung der neuen Außenstelle der Österreichischen Flugpolizei startet in Zukunft die 24-Stunden-Maschine für den Nachtbetrieb nicht mehr aus dem dicht besiedelten Wohngebiet in Wien, sondern ausschließlich vom neuen Hangar am Flughafen Schwechat aus. Eigentlich sollte der neu errichtete Stützpunkt am Dienstag von Innenminister Karl Nehammer feierlich aus der Taufe gehoben werden. Doch der hatte im Krisenstab für den Corona-Virus zu tun.

Infrarotsystem

Schwechat beheimatete schon viel früher den Hubschrauber mit dem speziellen Infrarotsystem FLIR (Forward Looking InfraRed) für den 24-Stunden-Betrieb. Ab dem Jahr 2010 wurde der Schwerpunkthubschrauber aus Lärmschutzgründen von Schwechat aus in die Lüfte geschickt. Der Flughafen entschied sich jedoch 2018 dazu den Bereich beim alten General Aviation Center abzureißen. Betroffen war auch die Unterbringung der Flugpolizei. Daher musste die Maschine Anfang 2019 wieder nach Meidling übersiedeln bis eine neue Lösung gefunden war. „Die Flugeinsatzstelle Meidling kam wegen des dicht bewohnten Gebietes und der Bürgerinitiative nur als Übergangslösung in Frage“, erklärt der Leiter der Flugpolizei, Werner Senn.

In der Zwischenzeit wurde in Schwechat eine neue Hangaranlage für zwei Maschinen samt Büroräumen auf die grüne Wiese gebaut. „Hier ist der riesige Vorteil, dass man über unbewohntem Gebiet startet und landet“, so Senn. Die FLIR-Hubschrauber der Polizei sind mit einer etwa 1,7 Millionen Euro teuren Zusatzausrüstung ausgestattet, sechs Millionen kostet der Helikopter ohne Nachtsichttechnik.

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Wärmebild

Neben einem Hochleistungsscheinwerfer verfügt die Maschine über eine Wärmebildkamera, die laut Senn Unterschiede bei Wärmequellen von 0,1 Grad aus der Luft detektieren kann. Bedient werden die fliegenden Hightech-Geräte von einem „polizeitaktischen Arbeitsplatz“ hinter den Pilotensitzen. Neben dem Hubschrauber in Schwechat gibt es einen weiteren, der zwischen den Standorten Salzburg und Klagenfurt wechselt.

Zusammen kommen die beiden FLIR-Hubschrauber in Ost- und Westösterreich auf fast 900 Nachteinsätze pro Jahr, 5.000 Starts und Landungen sind es bei der Flugpolizei insgesamt.

Misstöne wegen neuer Zentrale in Wr. Neustadt

Die Flugeinsatzstelle Wien-Meidling wird demnächst ebenfalls nach NÖ verlegt. Noch heuer soll mit dem Bau einer neuen Einsatzzentrale für acht Hubschrauber am Gelände der Polizei-Sondereinheit Cobra in Wiener Neustadt begonnen werden. Was die Schließung des Standortes Wien betrifft, werden intern auch einige kritische Stimmen laut. Der Großteil der Einsätze findet in und rund um die Bundeshauptstadt statt. Die Flugzeit von Wiener Neustadt nach Wien sei mit 20 Minuten aber „beträchtlich“. Aus Schwechat benötige der Hubschrauber „nur“ sieben Minuten ins Zentrum von Wien.

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