Experiment: So wollen 20 Familien die Klimaziele erreichen
Von Markus Foschum
Unsere Ernährung, unser Konsum, unser Wohnen, Heizen, Stromverbrauch und natürlich unsere Mobilität erzeugen direkt und indirekt Klimagase. All das trägt zur Erderwärmung bei. 2015 wurde bei der UN-Klimakonferenz in Paris das Ziel gesteckt, diese „Aufheizung“ der Erde auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dafür müssen aber die Nettotreibhausgasemissionen bis 2050 auf null zurückgefahren werden.
Doch wie wirkt sich ein solches „Null-Leben“ auf den Alltag aus? 20 Badener Familien haben sich gefunden und machen in diesem Frühjahr den Praxistest: Sie wollen auszuprobieren, ob die Klimaziele von Paris auch schon im Baden von 2021 erreichbar sind.
„Im ersten Schritt wird der Istzustand erfasst. Wir gehen genau durch, welchen - Ausstoß es jeweils gibt“, erklärt Gerfried Koch vom Klima- und Energiereferat der Stadt. „Und es sind nicht lauter Ökos dabei. Manche Teilnehmer haben gar kein Auto, andere sind es gewohnt, mit dem Flugzeug in Urlaub zu fliegen“, erklärt er.
Was wird verbraucht
Die Basisanalyse von jedem Haushalt liefert einen schnellen Überblick, wo jedes Familienmitglied am meisten verbraucht und wo die großen Hebel für eine Klimagasreduktion liegen. Dabei werden alle relevanten Bereiche angesehen: Mobilität, Ernährung, Konsum, Strom, Wärme, Haus und Urlaub. Erfasst wird das mittels einer für Baden angepassten App durch den Projektpartner Kairos, das Institut für Wirkungsforschung & Entwicklung aus Bregenz.
Die Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung sind CO₂-Äquivalente
(e). Es sind ungefähr 6,8 Kilogramm CO₂e, die jeder Mensch täglich durch all seine Handlungen ausstoßen darf, um unsere Welt und unser Klima im Gleichgewicht zu halten. In der App wird das in 100 Punkte umgerechnet. Jeder Mensch hat damit jeden Tag 100 Punkte zur Verfügung, um die Klimaziele zu erreichen.
Im Durchschnitt braucht derzeit ein Österreicher jedoch 450 Punkte oder 31 Kilogramm e pro Tag. Ob und wie diese enorme Reduktion im Alltag (ausgenommen berufliche Aktivitäten) machbar ist, soll der Test zeigen. Die Probanden dürfen auch Neues ausprobieren, wie etwa ein Elektro-Auto, eine Stromsparberatung oder einen klimafreundlichen Kochworkshop. Ende Juni sollen die Ergebnisse vorliegen.