Chronik/Niederösterreich

Ein Jahrgang, der sich Zeit ließ und Spaß macht

„Leseschluss war erst vorige Woche, das ist schon sehr spät, aber wenn die Witterung passt, muss man das ausnutzen“, sagt Wolfgang Hagn und fügt gleich hinzu: „Das ist ein sehr guter Jahrgang“. Der Winzer aus Mailberg (Bezirk Hollabrunn) ist einer, der es wissen muss. Wurde der Familienbetrieb, den er gemeinsam mit Cousin Leo Hagn leitet, heuer doch zu Niederösterreichs Weingut des Jahres gekürt – insgesamt bereits zum sechsten Mal.

Generell ist im Weinjahr 2021 in den Rieden einiges mit einer gewissen Verspätung abgelaufen – was aber nicht schlecht ist, so Wolfgang Hagn. „Die Blüte war heuer erst im Juni, also auch später dran“. Auf die kühle Witterung im Mai ließ ab Juni Wärme die Trauben reifen. Die Niederschläge im Sommer und die vielen Sonnenstunden, vor allem im Herbst, waren ebenfalls nicht von Nachteil. „Wir müssen uns der Witterung anpassen, Wein wächst eben in der Natur. Jedes Jahr ist anders, das ist aber auch das Schöne am Wein“, sagt Hagn. Und auch wenn Hagel im Juni die Stimmung trübte, passten die Erntebedingungen schon gut. Weil es ein kühlerer Jahrgang war, konnte man bei jeder Sorte auf eine gute Reife warten.

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Klima-Insel

Wobei Mailberg bei der Witterung noch einen Vorteil für sich verbuchen kann. Die geschützte Kessellage im Pulkautal wird seit Jahrhunderten für den Weinanbau geschätzt. „Es gibt keine Sorte, die hier in diesem Mikroklima nicht gut wächst“, betont Wolfgang Hagn. So kommt es, dass nicht nur der fürs Weinviertel typische Veltliner bestens gedeiht, Mailberg ist auch eine Rotwein-Insel. Bei der Familie Hagn macht er rund 35 Prozent aus, der Zweigelt hat als Qualitätsbeweis bereits fünfmal in Folge den Landessieger-Titel geholt.

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Intensiver Genuss

Doch zurück zum Jahrgang 2021. Der Jungwein aus dem Hause Hagn, der „Filius“, zeigt sich schon von der besten Seite. Er hat „viel Säure sowie eine extrem schöne Frucht“ und präsentiert sich „in der Nase intensiver als in früheren Jahren“. Aber nur weil das Wetter passte, war die Arbeit im Weingarten, wie Ausgeizen der jungen Triebe oder Traubenreduktion, nicht weniger wichtig. „Die Weinqualität entscheidet sich im Weingarten. Nur aus Top-Trauben kann ich auch Top-Weine machen“, betont Wolfgang Hagn und fügt hinzu: „Wir sind eben Qualitätsfanatiker“. Das zeige sich auch im Weindomizil der Familie, wo Küche auf Top-Niveau mit regionalen Produkten geboten wird.

Bei der Lese war dann wichtig, dass die Trauben „rasch und kühl“ ins Presshaus kommen. Und dann heißt es, sich Zeit zu lassen. „Der Keller kann die Qualität erhalten. Man soll nicht hetzen, sondern die Weine lange liegen lassen“.

Lange liegen lassen kann man die Hagn-Weine übrigens generell. Vor allem jene aus der exquisiten Unique-Linie, „die sind für Jahre gemacht. Uns ist aber auch wichtig, dass die Weine im Einstiegsbereich gute Haltbarkeit haben“, betont Wolfgang Hagn.

Die Lese ist aber noch nicht abgeschlossen. Auf eineinhalb Hektar hängen noch Trauben in den Weingärten und warten darauf, dass es kalt wird. Sehr kalt. Denn der Eiswein wird erst ab minus sieben Grad gelesen. „Vor Dezember wird das sicher nicht sein“, sagt Wolfgang Hagn. Aber man soll eben nicht hetzen.