Rax: Der unterschätzte Berg hat wieder Opfer gefordert
Von Patrick Wammerl
Mit 2.007 Metern ist der Berg nicht so beeindruckend und hoch wie der Großglockner, aber anscheinend macht die Rax genau das so gefährlich. Bergretter sind sich sicher, dass der zweithöchste Gipfel Niederösterreichs von Wanderern und Kletterern unterschätzt wird. Zum wiederholten Mal in diesem erst kurzen Winter ist es Sonntagabend zu einem schweren Unglück auf dem beliebten Ausflugsberg gekommen. Dieses Mal stürzte auf der steirischen Seite im Bereich des Fuchsloches in 1.600 Metern Seehöhe ein tschechisches Pärchen in die Tiefe, beide Personen wurden schwer verletzt.
Mangelnde Ausrüstung
Das Paar, die Frau ist 24, der Mann 23 Jahre alt, wanderte Sonntagnachmittag vom Preiner Gscheid aus in Richtung Heukuppe. Obwohl tief winterliche Verhältnisse auf dem Berg herrschten, hatten die Wanderer nur mangelnde Ausrüstung. Sie trugen laut den Einsatzkräften keinen Helm, hatten keine Winterausrüstung und nur leichte Bergschuhe an.
Auf dem Weg zum Gipfel wurden ihnen die herausfordernden Bedingungen dann zum Verhängnis. An einer Schlüsselstelle des Fuchsloches rutschte das Paar auf dem eisigen Untergrund mit ihren Halbschuhen aus und stürzte in die Tiefe. Die Frau kam nach rund 50 Metern auf einem Wandfuß zum Liegen, ihr Begleiter rutschte noch 300 Meter weiter über die Felskuppe eine schneebedeckte Rinne bergab.
Beide wurden bei dem Absturz schwer verletzt, die 24-Jährige konnte aber noch mit ihrem Handy einen Notruf absetzen. Beim nachfolgenden Rettungseinsatz waren 25 Bergrettungskräfte der Ortsstellen Mürzzuschlag und Neuberg, die Feuerwehr Kapellen und vier Beamte der Alpinpolizei Hochsteiermark eingesetzt.
Der 23-jährige Tscheche wurde von der Besatzung des Hubschraubers Christophorus 17 in der steilen Felsrinne lokalisiert und mittels Taubergung abtransportiert. Nach der Erstversorgung wurde er ins LKH Hochsteiermark nach Bruck an der Mur geflogen und anschließend wegen Komplikationen weiter in die Uni-Klinik nach Graz überstellt.
Seine verletzte Partnerin transportierte die Bergrettung ins Tal. Von dort wurde sie ebenfalls vom C17 ins Spital geflogen.
Die Bergrettung Reichenau warnt vor den gefährlichen Verhältnissen, die auch in den kommenden Tagen anhalten werden. „Die Situation ist herausfordernd. Regen, Neuschnee, Wärme und Kälte haben für schwierige Verhältnisse in den Steigen gesorgt. Teils blankes Eis wird von einer dünnen Neuschneeschicht überdeckt. Es besteht an ausgesetzten Stellen akute Absturzgefahr“.